Stufenloser Zugang und neue Charterstrategie

 Stufenloser Zugang und neue Charterstrategie

EnBW Hohe See liegt 95 Kilometer nördlich von Borkum und 100 Kilometer nordwestlich von Helgoland. Albatros entsteht in direkter Nachbarschaft. Bild: EnBW

Die EnBW und Siemens Gamesa schließen mit der Liverpooler Reederei Bibby Marine Services Ltd. Charterverträge über ein neu zu bauendes Serviceschiff ab. Das sogenannte Service Operation Vessel (SOV) soll in den Offshore-Windparks EnBW Hohe See und Albatros eingesetzt werden. EnBW und Siemens Gamesa werden das SOV für zehn Jahre chartern. Die ersten fünf Jahre übernimmt Siemens Gamesa, die zweiten fünf Jahre EnBW. Das Spezialschiff soll ab Sommer 2019 bis 2029 für den Betrieb und für Wartungen eingesetzt werden.

EnBW Hohe See liegt 95 Kilometer nördlich von Borkum und 100 Kilometer nordwestlich von Helgoland. Albatros entsteht in direkter Nachbarschaft. Der Basishafen des Schiffs wird Emden in Niedersachsen sein, wo EnBW eine Offshore-Serviceniederlassung gründen wird. Bei dem neuen SOV handelt es sich um ein 90-Meter-Schiff der WaveMaster-Flotte von Bibby, die aus Schiffen der Bauart Damen ASV 9020 besteht. In diese Schiffe sind Erfahrungen aus dem SOV-Betrieb der vergangenen vier Jahre in Nord- und Ostsee eingeflossen.

Zu den wichtigsten Innovationen gehört ein mehrstufiger Aufzug mit Zugang zur höhenverstellbaren Gangway, die den Seegang ausgleicht. Dies ermöglicht den Servicetechnikern einen stufenlosen Zugang zum Windrad und zur Umspannplattform. Der Aufzug stellt eine entscheidende Innovation im Zugangskonzept dar: Sie ermöglicht es den Technikern, die Gangway direkt von den Lagerbereichen aus zu erreichen. Zudem kann ein Rollwagen mit Werkzeugen und Gerät direkt aus einem Lager auf einem niedrigeren Deck zum Verbindungstück der Windkraftanlage – dem sogenannten Transition Piece – bewegt werden.

Wellenresistente Bauweise

Die Anlagen können selbst bei Wellen von über 2,5 Metern Höhe noch sicher betreten werden. Das Beiboot des Schiffs wird in einer neuen wellenresistenten Bauweise gebaut und bietet eine Ladekapazität von bis zu 1.000 kg Fracht. Die 60 Einzelkabinen lassen sich auf bis zu 90 Personen an Bord erweitern. Die Mannschaft für Betrieb und Wartung von EnBW Hohe See und Albatros wird aus 20 Crewmitgliedern für das Bibby Schiff und einem Team aus 40 Technikern bestehen.

Der Chartervertrag des SOV ist ein Novum beim Betrieb von Offshore-Windparks. „Wir chartern das SOV mit einer gemeinsamen Vereinbarung zwischen Siemens, EnBW und Bibby Marine“, erklärt Ralf Neulinger, Leiter Produktion Erneuerbare Energien bei der EnBW. „Dadurch entstehen nicht nur Synergien im operativen Bereich, sondern auch Vorteile für die Schiffbauindustrie, weil bessere Rahmenbedingungen bei der Finanzierung möglich werden.“ Die gemeinsame Chartervereinbarung trage zu einer Reduzierung von Risikoprämien bei und biete eine höhere Planungssicherheit. EnBW verfüge seit 2010, dem Jahr der Errichtung des ersten deutschen kommerziellen Offshore-Windparks EnBW Baltic 1, über Erfahrungen mit Charterverträgen im Bereich Offshore-Windenergie. (ig)