Milliardentransaktionen prägen zweites Halbjahr

 Milliardentransaktionen prägen zweites Halbjahr

Die größte Transaktion im Jahr 2017 war der Kauf des im MDAX notierten Pharmakonzerns Stada durch Bain Capital und Cinven Partners für 5,2 Milliarden Euro. Bild: Monopool-Asia

Auf dem deutschen Private-Equity-Markt war laut einer Untersuchung von Ernest & Young 2017 viel Bewegung: Finanzinvestoren führten insgesamt 210 Transaktionen durch – so viele wie noch nie. Vor allem dank einiger Mega-Deals kletterte das Dealvolumen im zweiten Halbjahr im Vergleich zur ersten Jahreshälfte um fast das Dreifache auf 13,8 Milliarden Euro. Unterm Strich lag der Transaktionswert für das Gesamtjahr bei 19,1 Milliarden Euro und markierte damit den zweithöchsten Wert in Deutschland seit dem Vorkrisenjahr 2007.

Einen Schub gaben im zweiten Halbjahr insbesondere vier Großtransaktionen mit einem Wert von jeweils über einer Milliarde Euro. Alleine diese vier Megadeals kamen laut Ernest & Young auf einen Gesamtwert von 10,1 Milliarden Euro. Während der Transaktionswert von Verkäufen deutscher Unternehmensbeteiligungen, sogenannte Exits, im ersten Halbjahr noch hinter den vorherigen Halbjahren zurückblieb, stieg er im zweiten Halbjahr wieder deutlich. Mit 12,4 Milliarden Euro lagen die Exitwerte damit auf dem höchsten Niveau seit dem ersten Halbjahr 2013.

Lediglich die Anzahl der Transaktionen blieb der jetzt vorliegenden Studie zufolge unter dem Vorjahresniveau. Nach 47 Exits im ersten Halbjahr kamen im 2. Halbjahr 61 Exits zustande – insgesamt fünf weniger als im Gesamtjahr 2016 als 113 Exits realisiert wurden. Ein treibender Faktor bleiben die sogenannten Secondary Buyouts, also Verkäufe an andere Finanzinvestoren: Insgesamt kam es 2017 zu 52 derartigen Transaktionen – so viele wie noch nie. Der Wert lag mit 7,5 Milliarden Euro dagegen nur leicht über dem Vorjahresvolumen von 7,1 Milliarden Euro und blieb hinter einigen Werten aus der Vergangenheit zurück.

Die Zahl wirklich attraktiver Transaktionsziele ist begrenzt

„Finanzinvestoren haben sich auch 2017 wieder in Kauflaune gezeigt“, kommentiert Alexander Kron, Leiter des Bereichs Transaction Advisory Services bei EY in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das niedrige Zinsniveau habe den Private-Equity-Fonds viel verfügbares Kapital in die Kassen gespült. Jetzt seien sie auf der Suche nach Anlagemöglichkeiten. Allerdings sei die Zahl wirklich attraktiver Transaktionsziele begrenzt, weswegen teilweise hohe Preise im Markt zu sehen seien. Für das kommende Jahr befänden sich einige sehr große Transaktionen in der Pipeline, zudem blieben die konjunkturellen Aussichten gut – somit könne 2018 erneut ein Rekordjahr werden.

Auch Wolfgang Taudte, Partner bei EY, erwartet ein anhaltendes Engagement der Finanzinvestoren: „Sie sind dringend darauf angewiesen, ihr Kapital zu investieren. Da die Anzahl der Ziele im Markt jedoch begrenzt ist, werden Finanzinvestoren immer kreativer und professionalisieren ihre Strukturen zusehends“. Das führe zum einen dazu, dass sie ein besseres Sektoren-Know-how aufgebaut hätten. Zum anderen bezögen sie innovativere Beteiligungsmöglichkeiten in ihre Überlegungen ein wie Joint Ventures oder Minderheitsbeteiligungen.

Werte in den Unternehmen schaffen

Taudte sieht für den weiteren Jahresverlauf 2018 zwar auch gewisse Risiken für den Investitionsboom: „Je nachdem wie die Brexit-Verhandlungen weiterlaufen oder sich der Nationalismus und Protektionismus in einzelnen Ländern entwickelt, könnten wir eine bremsende Wirkung auf die Investitionstätigkeit sehen“. Andererseits läge gerade in diesen sich ändernden Rahmenbedingungen eine Chance für Investoren: Der Markt müsse sich in Teilen neu aufstellen und eröffne dadurch neue Möglichkeiten. Dieser Effekt werde noch verstärkt durch die digitale Transformation, die ebenfalls viel Bewegung in die M&A-Tätigkeit brächten.

Kron rät insbesondere europäischen Investoren dazu, mehr IT- und High-tech-Wissen aufzubauen. US-amerikanische und chinesische Investoren seien hier oft weiter: „Letztlich geht es darum, Werte in den Unternehmen zu schaffen, die sie auch für strategische Investoren oder für einen Börsengang spannend machen. Finanzinvestoren müssen daran interessiert sein, neben dem Verkauf an andere Finanzinvestoren weitere Optionen für einen Exit zu haben.“

Stada-Übernahme durch Bain Capital und Cinven größter Deal

Die größte Transaktion im Jahr 2017 war der Kauf des im MDAX notierten Pharmakonzerns Stada durch Bain Capital und Cinven Partners für 5,2 Milliarden Euro. „Der Kauf von großen, börsennotierten Unternehmen in Deutschland durch Finanzinvestoren ist noch sehr ungewöhnlich. Insofern war diese Übernahme auch ein Zeichen für das Selbstvertrauen, das Finanzinvestoren derzeit mitbringen“, so Kron. Cinven war auch am zweitgrößten Deal des Jahres beteiligt – in diesem Fall allerdings als Verkäufer: Der Hersteller von Keramikkomponenten CeramTec ging für 2,6 Milliarden Euro an das Bieterkonsortium BC Partners. Drittgrößter Deal war der Erwerb eines 50-Prozent-Anteils am Windpark Borkum Riffgrund 2 durch Global Infrastructure Partners für knapp 1,2 Milliarden Euro. (ig)