Individuelle Motoren für OEM-Kunden

 Individuelle Motoren für OEM-Kunden

Zur perfekten Anpassung der Motorcharakteristik auf Einsatz- und Lastprofile bietet MAN Engines individuelle Lösungen zur Motorintegration in die Maschine. Bild: MAN

Der Sechszylinder-Reihenmotor MAN D1556 kommt mit 115 mm Bohrung und 145 mm Hub und wurde von MAN Engines speziell für Landtechnik-Anwendungen konzipiert. Mit dem komplett neu entwickelten Aggregat steigt das Unternehmen erstmalig in die 9.0-Liter-Klasse ein und schließt mit einem Leistungsbereich von 205 bis 324 kW die Leistungsklasse zwischen den etablierten Baureihen MAN D0836 mit 6,9 l Hubraum und dem D2676 mit 12,4 l Hubraum. Ebenfalls neu ist der Gasmotor MAN E3262 mit 450 kWmech Leistung für die Kraft-Wärme-Kopplung.

Der neue MAN-Motor Reihenmotor stellt sich in vielerlei Hinsicht dar als richtungsweisend. Das gilt zum einen für die hohe Leistungsdichte bei gleichzeitig kompakter und leichter Bauweise sowie das optimale Drehmoment- und Leistungsprofil bei niedrigem Kraftstoffverbrauch. Zum anderen zeichnet sich der D1556 vor allem aber durch die seine Integrationsfähigkeit in Landtechnik-Anwendungen sowie individuelle Lösungen für Maschinenhersteller aus. „Wir wollen unseren Kunden einen Motor bieten, mit dem sie ihre Maschine als erstklassiges Produkt im Markt positionieren können“, beschreibt Reiner Rößner, Vertriebsleiter MAN Engines.

Zur perfekten Anpassung der Motorcharakteristik auf Einsatz- und Lastprofile bietet MAN Engines individuelle Lösungen zur Motorintegration in die Maschine. Das gewichtssparende Kunststoffölwannen oder Ölwannen mit tragender Struktur sein, elektronische Anpassungen über die Motorsteuerung (EDC) oder Features, die sich im Maschinenkonzept widerspiegeln wie beispielsweise elektronische Wegfahrsperren. Die moderne Steuergerätearchitektur erlaubt zudem softwareseitige Optimierungen der unterschiedlichen Drehmoment- und Leistungscharakteristiken sowie eine volle Integration in die Maschine. Motorrelevante Diagnosefunktionen lassen sich darüber hinaus darstellen und in kundeneigene Systeme integrieren. Auch die Nebenaggregate wie beispielsweise Lichtmaschine, Klimaanlage oder Luftpresser sind modular gehalten und können so für unterschiedliche Einbausituationen und Kundenschnittstellen optimal gestaltet werden. Weiterhin ist die Nutzung von bis zu drei Nebenabtrieben zum Beispiel für Hydraulikpumpen möglich.

Etablierte Materialien und im Praxiseinsatz erprobte Technologien

Mit dem MAN D1556 haben die MAN-Ingenieure einen neuen Dieselmotor entwickelt, der sich durch hohe Zuverlässigkeit auszeichnen soll. Etablierte Materialien und im Praxiseinsatz erprobte Technologien aus der Motorenproduktion der MAN-Nutzfahrzeuggroßserie sichern ebenso den Qualitätsanspruch wie die MAN-eigene Entwicklung und Produktion im Internationalen Motorenkompetenzzentrum in Nürnberg. Zusätzlich sorgen konstruktive Details wie Isolationsmaßnahmen an der Abgasanlage für Vorteile beim Einsatz unter staubigen und heißen Einsatzbedingungen. Unterstützt wird die Zuverlässigkeit auch durch die reduzierte Komplexität des Motors ohne Abgasrückführung (SCR only) sowie durch eine voll in das Motorsteuergerät integrierte Regelung der Abgasnachbehandlungssystems (AGN). Downgrade-Versionen verfügen über eine höhere Schwefelverträglichkeit und sind daher weltweit auch in Ländern mit Schwefelgehalt bis zu 2000 ppm im Diesel einsetzbar.

Der MAN D1556 verfügt bereits bei niedrigen Drehzahlen über ein hohes Drehmoment, wodurch das so genannte „Turboloch“ entfällt. Positiver Nebeneffekt ist, dass außerdem die Geräuschemissionen geringgehalten werden. Sein breites Leistungs- und Drehmomentplateau sichert gleichmäßig eine dynamische Leistungsentfaltung bereits im unteren Drehzahlbereich, was gerade für verbrauchsgünstiges Arbeiten sehr wichtig ist. Erzielt werden diese idealen Leistungsbedingungen durch ein Common-Rail-System mit bis zu 2.500 bar Einspritzdruck sowie einen Abgasturbolader mit variabler Turbinen-Geometrie (VTG). Durch diese Technologie lässt sich der effizienteste Betriebsbereich des Motors für verschiedenste Anwendungen anpassen.

Grundlage bildet das modulare Abgasnachbehandlungssystem

Die Kunden können zwischen unterschiedlichen Leistungsstufen und je nach Zielmarkt der passenden Lösung für die Abgasnachbehandlung wählen. Der MAN D1556 erfüllt die modernsten Ansprüche an Emissionsanforderungen wie EU Stufe V sowie US Tier 4. Gleichzeitig bietet auch der neue Motor Möglichkeiten, um Limits für Länder mit weniger strengen Vorgaben einfach und kostengünstig gemäß EU Stufe IIIA/IIIB darzustellen. Die Grundlage dafür bildet das modulare Abgasnachbehandlungssystem von MAN Engines mit einer breiten Auswahl an austauschbaren Komponenten und Packaging-Optionen. Diese bestehen im Wesentlichen aus den beiden Baugruppen DOC/DPF (Diesel-Oxidations-Katalysator/Diesel-Partikel-Filter) und SCR (Selektive Katalytische Reduktion) mit Mischer für EU Stufe V und US Tier 4. Für das Emissions-Downgrade auf Stufe-IIIA/IIIB-Niveau für Länder mit anderen Abgasnormen wird ausschließlich auf die Baugruppe mit SCR zurückgegriffen.

Dieses flexible System erlaubt Herstellern von Offroad-Maschinen ihre Produkte rund um den Globus anzubieten, ohne die Einbaubedingungen für den Grundmotor zu verändern. Generell wird beim D15 ein SCR-only-System ohne gesonderte Abgasrückführung eingesetzt, was Platz spart und die Komplexität des Systems reduziert. Die Kühlung des Abgases von ca. 500 °C auf ca. 70 ° C, die das AGR-Modul gewöhnlich leisten muss, entfällt. So ist weniger Kühlleistung notwendig und es kann eine kleinere Kühlanlage verbaut werden. Durch den verringerten Kühlleistungsbedarf wird die Lüfterleistung reduziert, so dass der Gesamtwirkungsgrad des Systems steigt. Die luftlose Eindosierung der Harnstofflösung spart zusätzlich Platz und technischen Aufwand und reduziert so das Einbauvolumen des ohnehin flexibel installierbaren Systems.

Höhere Leistung – besserer Wirkungsgrad

Ebenfalls neu im Portfolio von MAN Engines ist ein Zwölfzylinder-Gasmotor mit 450 kWmech auf Basis der Baureihe E32. Der E3262 LE232 für den Betrieb mit Erdgas beziehungsweise der E3262 LE242 für Bio- und andere Sondergase leistet jeweils 450 kWmech bei 1.500 min-1 (50 Hz). MAN Engines schließt damit die Leistungslücke zwischen 370 und 550 kWmech, die bislang durch die Vorgängerbaureihe E2842 abgedeckt wurde. „Durch die Umstellung auf die neueste Motorengeneration erhalten Kunden nicht nur eine höhere Leistung, sondern erzielen auch einen besseren Wirkungsgrad“, erläutert Günther Zibes, Head of Power MAN Engines. Für die Erdgasvariante E3262 LE232 liege dieser bei 41,3 %mech gegenüber 40,2%mech beim E2842 LE322. In der Biogasvariante E3262 LE242 erzielt der neue MAN Gasmotor 41,1 %mech gegenüber ebenfalls 40,2 %mech beim Vorgänger E2842 LE202. Die Einsatzmöglichkeiten beider Gasmotoren erstrecken sich ebenfalls über ein breites Feld in der Kraft-Wärme-Kopplung im Industrie-, Gewerbe-, Kommunal- und Freizeitbereich.

Technisch basiert der Zwölfzylindermotor E3262 mit 450 kWmech auf der gleichen Baureihe wie sein Pendant mit 550 kWmech, der seit 2013 im Markt etabliert ist. Der neue E3262 LE242 beziehungsweise LE232 ist somit konzipiert als aufgeladener Viertakt-Otto-Gasmotor mit zwölf Zylindern in V-Form mit 25,8 Litern Hubraum. Die Optimierung auf die Leistung von 450 kWmech sowie den verbesserten Wirkungsgrad erreichen die MAN-Ingenieure durch den Einsatz einer modifizierten Nockenwelle und damit verbundenen geänderten Ventilsteuerzeiten. Kunden erhalten damit einen ausgereiften und robusten Motor mit identischen Anschlüssen bei den gleichen Abmessungen von 1.748 mm x 1.243 mm x 1.500 mm (LxBxH) wie in der 550 kW-Variante. Zudem ist der E3262 mit 450 kWmech ab sofort verfügbar. Sowohl die Erdgas- wie auch die Biogasvariante erfüllen die TA Luft und stehen damit für besonders niedrige Emissionswerte.

MAN Engines bietet den neuen MAN Zwölfzylindermotor auch als 60 Hertz-Variante bei 1.800 min-1 an. Dabei leisten sowohl der Erdgasmotor E3262 LE232 wie auch der Sondergasmotor E3262 LE242 ebenfalls jeweils 450 kWmech. Die Wirkungsgrade liegen bei 39,3%mech (Erdgas) bzw. 38,6 %mech (Sondergas). (ig)