Höchste Windkraftanlagen der Welt gehen ans Netz

 Höchste Windkraftanlagen der Welt gehen ans Netz

Die Wasserbecken in den Turmfundamenten der Windkraftanlagen, ein Pumpspeicherkraftwerk und ein Unterbecken im Tal gehören zum Kurzzeitspeicher. Bild: Max Bögl Wind AG

In Gaildorf, südlich von Schwäbisch Hall, liefert der erste Teil des Pilotprojekts Naturstromspeicher ab sofort grüne Energie. Den Anfang machen vier Windkraftanlagen, die mit einer Nennleistung von insgesamt 13,6 Megawatt (MW) zukünftig Windstrom produzieren. Weitere 16 MW aus dem integrierten Pumpspeicherkraftwerk kommen Ende 2018 dazu. Unternehmen und Gemeinde ziehen bis dato eine durchweg positive Bilanz.

Im schwäbischen Gaildorf fließt seit Mitte Dezember ganz offiziell grüner Strom, erzeugt von der höchsten Windkraftanlage der Welt. Insgesamt vier Anlagen mit Nabenhöhen von 155 bis 178 Metern hat die Max Bögl Wind AG auf einem Höhenzug unweit von Gaildorf errichtet. „Mit diesem Meilenstein haben wir einen wichtigen Schritt zum Gelingen der Energiewende und zur CO2-Reduzierung beitragen können“, freut sich Josef Knitl, Vorstand der Max Bögl Wind AG.

Eineinhalb Jahre Bauzeit für die Windkraftanlagen

Etwas mehr als eineinhalb Jahre sind seit dem ersten Spatenstich bis zur ersten ins Netz eingespeisten Kilowattstunde Windstrom vergangen. Pro Jahr sollen die insgesamt vier Anlagen jeweils mehr als zehn Gigawattstunden (GWh) Strom erzeugen – genug für 10.000 Vierpersonenhaushalte; wobei die Errichtung der Windkrafttürme und der Anschluss ans Stromnetz nur ein Teil des Gesamtprojekts sind.

Ende 2018 wird noch die Wasserbatterie – der sogenannte Naturstromspeicher Gaildorf – ans Netz gehen. Hierbei handelt es sich um einen flexiblen Kurzzeitspeicher, bestehend aus Wasserbecken in den Turmfundamenten der Windkraftanlagen, einem Pumpspeicherkraftwerk und einem Unterbecken im Tal. Damit können bei Bedarf weitere 70 Megawattstunden (MWh), also bis zu vier Stunden gespeicherter Strom eingespeist werden und zur Netzstabilität beitragen. Das Speicherkonzept agiert dabei extrem flexibel und kann innerhalb von 30 Sekunden zwischen Stromproduktion und Speicherung wechseln, womit eine kurzfristige Anpassung auf den Bedarf des Strommarkts ermöglicht wird.

Eine Stadt steht hinter dem Projekt

Gaildorfs Bürgermeister Frank Zimmermann ließ auf der offiziellen Eröffnung der Anlage die vergangenen Jahre Revue passieren: „Im Jahr 2012 bin ich zum ersten Mal mit dem Projekt in Berührung gekommen. Dabei wurde mir schnell klar: Hier entwickelt sich etwas ganz Neues, etwas bislang Einzigartiges“. Die Nutzung von Windkraft gepaart mit modernster Pumpspeichertechnik als weiterer, für ein Gelingen der Energiewende, wichtiger Kurzzeitspeicher sei für ihn von Anfang an ein überzeugendes Konzept gewesen. Während der gesamten Planungs- und Bauphase habe die Stadt mit guten und belegbaren Argumenten den großen Mehrwert des Naturstromspeichers für Mensch und Natur herausgearbeitet und gegenüber der Öffentlichkeit transparent kommuniziert.

Zusammenarbeit mit GE Renewable Energy

Bei der offiziellen Inbetriebnahme war als Vertreter des Bereichs Onshore Wind von GE Renewable Energy auch Thorsten Mack als Projektleiter vor Ort. Das Unternehmen hat von seinem Standort im niedersächsischen Salzbergen aus die Anlagen GE 3.4 – 137 für Gaildorf geliefert. Sie basieren auf der Plattform der 3-MW-Klasse und sind äußerst flexibel und für einen hohen Energieertrag konzipiert. Das Projekt sei auch digital am Puls der Zeit, denn die GE-Anlagen seien mit Software und Analysefunktionen ausgestattet, die über die eigene industrielle Cloud-Plattform Predix betrieben würden. So garantiere man den bestmöglichen Betrieb der Anlagen und mache vorausschauende Wartung zur Realität. (ig)