Exporte bleiben der Erfolgsgarant für den Maschinenbau

 Exporte bleiben der Erfolgsgarant für den Maschinenbau

Sollten die Briten die Zollunion verlassen, drohen den deutschen Maschinenbauern nach Berechnungen des VDMA Zusatzkosten im Export von mehr als 180 Millionen Euro im Jahr. Bild: VDMA

Nach einem erfolgreichen Jahr starten die Maschinen- und Anlagenbauer in Deutschland zuversichtlich und mit Schwung in das kommende Jahr. 2017 wird die Maschinenbauindustrie erstmals im Umsatz die Marke von 220 Milliarden Euro übertreffen – angepeilt werden 224 Milliarden Euro. Das zu Ende gehende Jahr kann laut VDMA daher „mit Fug und Recht als Aufschwungsjahr bezeichnet werden“. Für 2018 erwarten der Verband erneut ein Produktionswachstum von 3 Prozent was einen Umsatzanstieg auf mehr als 230 Milliarden Euro bedeutet.

Allerdings muss die Industrie auch im kommenden Jahr mit vielen Unwägbarkeiten im In- und Ausland leben, die ein höheres Wachstumstempo verhindern könnten. In Deutschland gibt es laut VDMA berechtigte Hoffnung darauf, dass sich der seit langem aufgebaute Investitionsstau nach und nach auflöst. „Viele der älteren Maschinen und Anlagen im Markt dürften die fortschreitende Digitalisierung nicht hinreichend meistern“, erläutert VDMA-Präsident Carl Martin Welcker. Das mache Mut, dass auch die Inlandsorders endlich wieder Fahrt aufnähmen. Die politischen Weichen seien aber noch nicht für ein stärkeres Inlandsgeschäft gestellt.

„Unsere Kernforderungen, die wir vor der Bundestagswahl aufgestellt haben, bleiben bestehen“, betonte der VDMA-Präsident. Dazu gehören unter anderem der flächendeckende Aufbau eines Gigabit-Netzes, die Einführung der steuerlichen Forschungsförderung sowie eine Arbeitsmarktpolitik und ein Arbeitsrecht, die sich an der unternehmerischen Praxis orientieren. „Daran wird sich jede neue Regierung messen lassen müssen“, mahnte Welcker. Auch die Tarifparteien seien nun gefordert. Die Tarifpartner müssten sich darüber im Klaren sein, dass es um die künftige Wettbewerbsfähigkeit des Maschinenbaus gehe. Die Forderungen der IG Metall und dabei insbesondere der Einstieg in eine 28-Stunden-Woche würden den mittelständischen Unternehmen im Land erheblichen Schaden zufügen. Trotz allem erwarte man für 2018 eine gleichbleibende Dynamik, also erneut ein Produktionswachstum von 3 Prozent.

Exportplus von 6,2 Prozent in den ersten neun Monaten 2017

Erfolgsgarant für den Maschinenbau aus Deutschland war auch in diesem Jahr der Export. Insgesamt wurden in den ersten neun Monaten Waren für 124,4 Milliarden Euro ins Ausland geliefert – ein Zuwachs von real 6,2 Prozent zum Vorjahr. Drei von vier Maschinen waren für den Export bestimmt, wobei die EU die mit Abstand größte Absatzregion blieb.  46,5 Prozent aller Ausfuhren gingen in die 27 Partnerländer der Europäischen Union. An der Spitze der größten Einzelexportmärkte behaupteten sich in dieser Periode die USA, das wesentlich stärkere Wachstum wies jedoch China auf.

„China ist auf gutem Weg, sich den Spitzenplatz in unserer Exportrangliste wieder zurück zu erobern“, analysiert Welcker. Einen Zuwachs der Ausfuhren um 24 Prozent in den ersten neun Monaten hätten man Anfang des Jahres nicht für möglich gehalten. Ganz offensichtlich hätten die Anstrengungen der chinesischen Regierung, das Land rund um den 19. Parteitag der Kommunistischen Partei in bester Blüte zu präsentieren, hier eine wichtige Rolle gespielt. Allerdings werde sich das Wachstum der Exporte nach China im kommenden Jahr 2018 schon wegen des bereits erreichten Niveaus etwas verlangsamen.

„Die anhaltend hohe Nachfrage nach technischen Fachkräften, IT-Spezialisten oder Ingenieuren führt für unsere Unternehmen immer häufiger zu Engpässen in der Rekrutierung“, erläutert VDMA-Präsident Carl Martin Welcker.

Der VDMA-Präsident bemängelte, dass es im China-Geschäft noch immer an Verlässlichkeit mangele. „Wir benötigen dort mehr Planungssicherheit, verlässliche Rahmenbedingungen und bessere Investitionsbedingungen“, fordert er. Der Verband werde nicht müde, dies gegenüber den chinesischen Behörden einzufordern. Der Maschinenbau wolle keine neuen Hindernisse für chinesische Investoren, die in Deutschland aktiv werden wollen, erwarte dieselben Investitionsbedingungen aber auch in China. „Wir erwarten, dass wir ebenfalls die Möglichkeit bekommen, in lokale chinesische Unternehmen zu investieren oder diese übernehmen zu dürfen“, formuliert Carl Martin Welcker. „Und wir lehnen es ganz klar ab, dass Parteikader in China versuchen, auf die Geschäftsführungen unserer Unternehmen mehr Einfluss zu nehmen. Rund 750 zumeist mittelständische Maschinenbauer aus Deutschland seien in China bereits vor Ort, damit leiste diese Industrie einen großen Beitrag zur technologischen Entwicklung des Landes.

Brexit-Verunsicherung sorgt für Exportrückgang

Mit Sorgen beobachten die Maschinenbauer die Entwicklungen rund um den Brexit. In den ersten neun Monaten 2017 sanken die Ausfuhren ins Vereinigte Königreich, dem viertgrößten Einzelexportmarkt, um 4,5 Prozent zum Vorjahr. Es sei höchste Zeit, die Verhandlungen über das künftige Verhältnis der EU zu Großbritannien voranzubringen, um einen harten Brexit im März 2019 zu verhindern, forderte Welcker. „Wir erwarten, dass mit Beginn der zweiten Phase der Verhandlungen die Handels- und Wirtschaftsthemen rasch geklärt werden“.  De deutsche Maschinenbau brauche Maßnahmen, die ein Auseinanderdriften der Marktbedingungen nach dem Austritt verhinderten. Dafür sei eine Zollunion der geeignetste Weg. Sollten die Briten die Zollunion verlassen, drohen den deutschen Maschinenbauern nach Berechnungen des VDMA Zusatzkosten im Export von mehr als 180 Millionen Euro im Jahr. Hinzu kämen Zusatzkosten im Import von Maschinen aus Großbritannien von 44 Millionen Euro im Jahr plus weitere Aufwendungen für den Import von Komponenten.

Die Wirtschaftspolitik des amerikanischen Präsidenten Donald Trump, lässt sich in ihren Auswirkungen auf den deutschen Maschinenbau noch nicht abschließend beurteilen. Zur geplanten amerikanischen Steuerreform erklärte der VDMA-Präsident: „Noch sind viele Detailfragen offen, aber ich wage zu prognostizieren, dass diese Steuerreform – je nach Ausgestaltung – auch erhebliche Auswirkungen auf unsere europäischen Steuersysteme haben wird.“

Mit knapp 1,35 Millionen Erwerbstätigen ist der Maschinen- und Anlagenbau der größte industrielle Arbeitgeber in Deutschland. Das gilt auch, wenn die Beschäftigtenzahl auf Basis der Betriebe ab 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ermittelt wird. Nach dieser Zählung waren im deutschen Maschinenbau im September 1,03 Millionen Menschen beschäftigt – ein Plus von 21.000 Menschen oder 2,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Und weiterer Zuwachs deutet sich an: In den ersten zehn Monaten des laufenden Jahres wurden im Maschinenbau (ohne Reparatur und Installation von Maschinen) 24.000 neu zu besetzende Stellen bei den Agenturen für Arbeit gemeldet – fast 37 Prozent mehr als im Vorjahr.

Fachkräfte ermöglichen länger in Unternehmen zu bleiben

„Die anhaltend hohe Nachfrage nach technischen Fachkräften, IT-Spezialisten oder Ingenieuren führt für unsere Unternehmen immer häufiger zu Engpässen in der Rekrutierung“, erläutert der VDMA-Präsident. Verschärfend komme hinzu, dass der Maschinenbau durch die Rente mit 63 überdurchschnittlich viele Mitarbeiter früher verliere, als den Betrieben lieb sein könne. Hier sei die neue Bundesregierung besonders gefordert, die Weichen wieder umzustellen und es den Fachkräften vielmehr zu ermöglichen, länger in den Unternehmen zu verbleiben. (ig)