Deutscher Private-Equity-Markt kühlt sich ab

 Deutscher Private-Equity-Markt kühlt sich ab

Bei den Verkäufen deutscher Unternehmensbeteiligungen, sogenannte Exits, hielten sich die Finanzinvestoren – in den Vorjahren die Treiber des Transaktionsgeschehens – zuletzt merklich zurück. Bild: FinSMEs

Der deutsche Private-Equity-Markt hat sich 2018 merklich abgekühlt – bleibt aber auf hohem Niveau. Finanzinvestoren tätigten nach 227 Deals im Jahr 2017 nur noch 216 im laufenden Jahr. Und auch das Dealvolumen ging von 19,4 Milliarden Euro auf 17,9 Milliarden Euro zurück. Allerdings war das Vorjahr außergewöhnlich stark: Es markierte die höchste Anzahl an Deals und den zweithöchsten Transaktionswert seit der Finanzkrise.

Dabei legte das erste Halbjahr noch das Fundament für eine mögliche weitere Steigerung gegenüber 2017: Mit 112 Deals wurde die höchste Anzahl für ein erstes Halbjahr überhaupt gezählt und der Wert von elf Milliarden Euro war der höchste seit dem ersten Halbjahr 2008.

Allerdings blieb das zweite Halbjahr merklich hinter den Vergleichzeiträumen aus den Vorjahren zurück. Dies lag vor allem daran, dass Großtransaktionen mit einem Wert von mehr als einer Milliarde Euro weitgehend ausblieben. Nur noch zwei Megatransaktionen mit einem Gesamtwert von 3,9 Milliarden Euro standen vier Megadeals mit insgesamt 10,1 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum gegenüber.

 

Verkäufe an andere Finanzinvestoren rückläufig

Bei den Verkäufen deutscher Unternehmensbeteiligungen, sogenannte Exits, hielten sich die Finanzinvestoren – in den Vorjahren die Treiber des Transaktionsgeschehens – zuletzt merklich zurück. Die Secondary Buyouts, also Verkäufe an andere Finanzinvestoren, gingen von 33 im zweiten Halbjahr 2017 auf 20 in der zweiten Jahreshälfte 2018 zurück. Im selben Zeitraum sank der Wert von 5,6 Milliarden um drei Viertel auf 1,4 Milliarden Euro. Das sind Ergebnisse einer Analyse des deutschen Private-Equity-Marktes durch das Prüfungs- und Beratungsunternehmen EY.

„Die Finanzinvestoren investierten zuletzt eher zurückhaltend“, beobachtet Michael Kunz, EY-Partner und Leiter Private Equity für Deutschland, Österreich und die Schweiz. „Nach einem guten Start ins Jahr zogen sie in der zweiten Jahreshälfte merklich die Bremse an.“ Allerdings zeige die im langjährigen Vergleich nach wie vor hohe Anzahl an Transaktionen, dass Finanzinvestoren weiterhin ein großes Interesse an Deals haben: „Die Transformation ganzer Unternehmen durch die Digitalisierung ist in vollem Gange. Das Interesse, Unternehmensteile abzustoßen oder zuzukaufen, bleibt daher hoch. Allerdings sind auf dem Markt nicht mehr allzu viele attraktive Kaufobjekte zu haben.“

„Agile Investoren haben schon früh viele spannende Kandidaten gekauft“, erläutert Wolfgang Taudte, Partner bei EY. „Außerdem sind die Preise für die verbleibendenden Kaufobjekte aufgrund des anhaltend großen Interesses enorm gestiegen. Das wiederum wird durch die Niedrigzinsphase begünstigt, weil Investoren nach Möglichkeiten suchen, ihr Geld anzulegen. Inzwischen werden aber Preise aufgerufen, bei denen viele Finanzinvestoren nicht mehr mitgehen wollen. Strategische Investoren sind oft in der Lage, Synergieeffekte durch Übernahmen zu erzielen und deshalb eher bereit, tiefer in die Unternehmenskasse zu greifen.“

 

Größter Deal in der ersten Jahreshälfte

Größter Private-Equity-Deal des Jahres blieb der Verkauf des Eschborner Energiedienstleisters Techem für 4,6 Milliarden Euro aus der ersten Jahreshälfte. Im zweiten Halbjahr erzielte der Verkauf der SUSE Linux an EQT Partners mit 2,2 Milliarden Euro den höchsten Transaktionswert.

Zwar investierten strategische Investoren insgesamt mehr. Allerdings brachen ihre Investitionen im Jahresvergleich um fast die Hälfte von 42 Milliarden Euro auf 23 Milliarden Euro ein. Vom zweiten Halbjahr 2017 auf das zweite Halbjahr 2018 war der Rückgang um 51 Prozent auf 9,3 Milliarden Euro sogar noch größer.

„Strategische Investoren haben in der jüngsten Vergangenheit stark investiert, angetrieben durch die Digitalisierung und ein sich änderndes Kundenverhalten“, so Taudte. „Diese Zukäufe müssen erst noch integriert werden. Daher befinden wir uns derzeit in einer vergleichsweise ruhigen Phase.“ Hinzu kämen zahlreiche geopolitische Unsicherheiten.

 

Druck zur Veränderung bleibt bestehen

Diese Unsicherheiten wertet auch Kunz als einen der entscheidenden Faktoren für die Entwicklung des Marktes 2019: „Der Brexit-Prozess, der Handelskrieg der USA mit China oder die Haushaltskrise in Italien können alle bremsend auf den Markt wirken, wenn sie nicht zufriedenstellend gelöst werden. Grundsätzlich sind die Bedingungen für ein weiterhin sehr hohes Niveau aber gut: Die Transformation der Unternehmen ist noch lange nicht abgeschlossen. Der Druck zur Veränderung bleibt bestehen, was auch Finanzinvestoren interessante Anlagemöglichkeiten bietet. Derzeit sind zahlreiche große Veräußerungen von Unternehmensteilen in der Vorbereitung, die 2019 zum Abschluss kommen werden.“ (ig)