Auswertung von Leasingverträgen nach IFRS

 Auswertung von Leasingverträgen nach IFRS

Der Watson von IBM hilft Unternehmen, die ihre Leasingverträge gegenwärtig manuell auswerten müssten, mit einer weitgehend automatisierten Vertragsdatenextraktion. Bild: IBM

IFRS 16, der neue internationale Rechnungslegungsstandard bedeutet für Leasingnehmer weltweit fundamentale Neuerungen für die Erstellung ihrer Bilanzen. Sämtliche Leasingverträge müssen im Hinblick auf die neuen Bilanzierungsregeln analysiert und bewertet werden. Eine langwierige Arbeit, die in den allermeisten Fällen einen erheblichen manuellen Aufwand für die betroffenen Unternehmen und ihre Wirtschaftsprüfer bedeutet. KPMG hat nun in Kooperation mit IBM eine Lösung auf Basis von IBM Watson Explorer für die automatisierte Vertragsdatenextraktion entwickelt.

Mit der Einführung des neuen Rechnungslegungsstandards IFRS16 sind alle nach IFRS (International Financial Reporting Standards) bilanzierenden Unternehmen gehalten, ihre Leasingverhältnisse auf dieser Basis neu zu bilanzieren. Die Analyse aller Verträge im Hinblick auf die bilanzierungsrelevanten Informationen kostet viel Zeit: Allein die Bearbeitung eines einzelnen Vertrags kann, in Abhängigkeit seiner Komplexität, mehrere Stunden beanspruchen.

„Um die Vertragsdatenerfassung zu automatisieren, hat das KPMG Lighthouse, unser Center of Excellence for Data & Analytics in Deutschland, gemeinsam mit IBM eine Lösung entwickelt, welche die betroffenen Unternehmen und uns Wirtschaftsprüfer spürbar entlastet“, erläutert Markus Kreher, Head of Finance Advisory bei KPMG. „Der Watson Explorer von IBM hilft Unternehmen, die ihre Leasingverträge gegenwärtig manuell auswerten müssten, mit einer weitgehend automatisierten Vertragsdatenextraktion“. Einzig die Qualitätssicherung der ermittelten Ergebnisse erfolge nach wie vor manuell nach dem Vier-Augen-Prinzip.

Klassischer Content Mining Ansatz

Mit dem neuen Rechnungslegungsstandard werden bisher außerbilanzielle Leasinggeschäfte in die Bilanz aufgenommen. IFRS 16 führt damit zu einer Bilanzverlängerung und hat zudem Auswirkungen auf diverse Finanzkennzahlen. Daher müssen ausnahmslos alle Verträge sorgfältig überprüft und auf bestimmte, genau definierte Attribute und Kennzahlen wie etwa Laufzeiten, Verlängerungsoptionen oder Diskontierungszinssätze hin analysiert und bewertet werden.

Ein nach Meinung der Beteiligten Unternehmen ideales Szenario für den Einsatz des Watson Explorer. Die Software greift auf klassische Content Mining Ansätze zurück, die statistische Suchfunktionen mit semantischen Analysemethoden kombinieren. Dabei werden unterschiedliche Datenquellen und -typen integriert und von Watson Explorer analysiert. Darüber hinaus ist die Software in der Lage, Trends, Muster, Anomalien und Beziehungen zwischen den Daten zu identifizieren.

Attribute und Kennzahlen in Verträgen identifizieren

„Die Lösung auf Basis des Watson Explorer arbeitet mit Machine Learning Algorithmen für die Verarbeitung unstrukturierter Daten wie Sprache“ beschreibt Dirk Heitmann, Chief Digital Officer DACH von IBM. Diese starke kognitive Fähigkeit sei ausschlaggebend für die hohe Zuverlässigkeit bei der Auswertung der Leasingverträge. Zusätzlich verstehe die Lösung die branchenübliche Terminologie zum Thema Leasing und könne die relevanten Attribute und Kennzahlen in den Verträgen identifizieren. Dazu haben man das System im Vorfeld mit vorhandenen Verträgen angelernt, um es mit den unterschiedlichen Vertragstypen und Begrifflichkeiten vertraut zu machen. In Feedback-Schleifen sei zudem das Verständnis für Kontext und Inhalte geschärft worden. „Das Besondere: Mit jedem Vertrag wurden die Ergebnisse besser, so dass das System bereits nach wenigen Monaten zuverlässige Auswertungen lieferte und partiell bereits bessere Resultate erzielte als die rein manuelle Bearbeitung“, so Heitmann weiter.

KPMG und IBM wollen mit dieser Lösung neue Standards in der automatisierten, effizienten, skalierbaren, zuverlässigen und kostengünstigen Auswertung von Leasingverträgen setzen und sind davon überzeugt, dass der Einsatz sich für Kunden rechne. Watson Explorer sei schließlich an sieben Tagen die Woche rund um die Uhr in gleichbleibend hoher Qualität einsatzbereit. KPMG bietet die Analyse der Leasingverträge künftig als Service an. (ig)