Chinesischer Markt treibt Venture Capital-Investitionen auf Rekordhöhe

 Chinesischer Markt treibt Venture Capital-Investitionen auf Rekordhöhe

Zwischen April und Juni machten China-basierte Deals acht der weltweit zehn größten Finanzierungsrunden aus. Den Löwenanteil beanspruchte dabei das chinesische Fintech Ant Financial, das mit eingeworbenen 14 Milliarden Dollar den größten VC-Deal der Geschichte überhaupt abschloss. Bild: Shanghai Stock Exchange

Vor allem dank massiver Investitionen auf dem chinesischen Markt ist zwischen April und Juni dieses Jahres mit 69,8 Milliarden Dollar so viel Risikokapital wie nie zuvor innerhalb eines Quartals in junge Unternehmen geflossen. Das zeigt der aktuelle „Venture Pulse“ von KPMG, für den die weltweit abgeschlossenen Venture Capital-Investitionen des zweite Quartals 2018 analysiert wurden.

So machten zwischen April und Juni China-basierte Deals acht der weltweit zehn größten Finanzierungsrunden aus. Den Löwenanteil beanspruchte dabei das chinesische Fintech Ant Financial, das mit eingeworbenen 14 Milliarden Dollar den größten VC-Deal der Geschichte überhaupt abschloss. Mehr als eine Milliarde Dollar VC flossen im Reich der Mitte auch an den Elektroauto-Entwickler Weltmeister (3,1 Milliarden), die Onlinehandel-Plattform Pinduoduo (3 Milliarden) und den Logistiker ManbangGroup (1,9 Milliarden).

Volumen von VC-Deals in Europa rückläufig

Ebenfalls stark zeigte sich zwischen April und Juni der US-Markt, auf dem bei 1.859 Deals insgesamt 27,3 Milliarden Dollar Risikokapital investiert wurden – angeführt vom Elektrofahrzeug-Unternehmen Faraday Future (zwei Milliarden Dollar) und das auf die Erdbeobachtung aus dem All spezialisierte EarthNow (eine Milliarde Dollar). Das Volumen der VC-Deals in Europa ging nach rund 6,2 Milliarden Dollar im ersten Quartal 2018 (bei 776 Deals) auf 5,6 Milliarden Dollar (bei 631 Deals) im zweiten Quartal zurück. Insgesamt flossen im zweiten Quartal bei 3.108 Deals weltweit 69,8 Milliarden US-Dollar Venture Capital. Das sind 20 Prozent mehr als im ersten Quartal (2.661 Deals mit 58 Milliarden Dollar).

„Auffällig ist der zunehmende Trend zu Spätphasenfinanzierungen“, kommentiert KPMG-Partner Tim Dümichen. „Deren Anteil betrug in den ersten beiden Quartalen des Jahres 2018 jeweils weit über 20 Prozent des weltweiten Venture Capital-Volumens. Das führt dazu, dass viele Unternehmen länger privat bleiben und auf einen Börsengang verzichten.“

Automobilbranche lockt Investoren

Vor allem der Automobilsektor – namentlich in den Bereichen Elektromobilität und autonomes Fahren – steht bei VC-Investoren momentan ganz oben auf der Agenda. So gelang es Faraday Future in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal, mehr als eine Milliarde Dollar einzuwerben. Das im ersten Halbjahr 2018 investierte Kapital im Bereich autonomes Fahren ist schon jetzt fast so hoch wie die im gesamten Jahr 2017 in diesen Bereich geflossene Summe.

„Fast alle traditionellen Autohersteller sind im Bereich autonomes Fahren unterwegs“, erläutert Stefan Kimmel, Partner bei KPMG Law. „Sei es über technologische Lösungen oder das Flottenmanagement“. Und auch viele Investoren tummelten sich in diesem Bereich und streuten ihr Risiko, indem sie gleich auf mehrere Start-ups setzten. Softbank beispielsweise habe parallel in Uber, Didi, Grab und Ola investiert. Neben dem Automobilsektor erwarte man seitens PwC im dritten Quartals dieses Jahres signifikante Investitionen in den Bereichen Healthtech, Biotech und Blockchain. (ig)