CFOs sehen optimistisch in die Zukunft

 CFOs sehen optimistisch in die Zukunft

Gute Aussichten auf den nationalen und internationalen Märkten stärken die Investitionsbereitschaft. Bild: BMVI

Deutschland und großen Teilen der Eurozone geht es gut, auch die Lage in den zentralen Märkten USA und China gibt Anlass zum Optimismus: So sieht es die überwiegende Mehrheit der CFOs, die im Rahmen des Deloitte CFO Survey für das Frühjahr 2018 befragt wurden. Überraschend ist, dass die eigenen Geschäftsaussichten zwar ebenfalls als positiv bewertet werden, jedoch weniger gut als noch vor einiger Zeit. Die Investitionsbereitschaft der Unternehmen erreicht dennoch ein Rekordhoch.

Dabei sollen vor allem die Investitionen in Deutschland deutlich steigen. Doch es gibt auch Risiken, zu denen vor allem der drohende Fachkräftemangel gehört. Die digitale Transformation der Finanzabteilungen in den Unternehmen bleibt ebenfalls eine Herausforderung: Knapp 30 Prozent der Survey-Teilnehmer haben ihrer eigenen Einschätzung nach die digitale Transformation noch nicht gestartet.

„Die Konjunktur in Deutschland hat sich in den letzten Jahren sehr gut entwickelt, allerdings blieben die Investitionen niedrig“, erklärt Alexander Börsch, Chefökonom und Leiter Research bei Deloitte. Das scheine sich zu ändern, das Rekordhoch bei der Investitionsbereitschaft sei ein gutes Zeichen für einen stabilen und fortgesetzten Aufschwung. Dass Deutschland im Fokus der Investitionen stehe, sei aus Standortsicht ebenfalls erfreulich.

Lage vor allem in Industriestaaten gut

Wie bereits bei der letzten Befragung vor einem halben Jahr sehen die CFOs eine ermutigende Entwicklung der Märkte in Europa, den USA und China, wobei die USA sogar noch etwas positiver, die beiden anderen Wirtschaftsräume hingegen etwas weniger optimistisch beurteilt werden. Da die US-Aussichten bei der letzten Prognose hinter die für die anderen Länder und Regionen zurückgefallen waren, stellt die aktuelle Einschätzung jedoch lediglich eine Angleichung dar.

Gute Aussichten auf den nationalen und internationalen Märkten stärken die Investitionsbereitschaft. Diese befindet sich zu Jahresbeginn 2018 mit einem Indexwert von 47 Prozent auf einem Rekordniveau: eine Verdoppelung gegenüber 2016. Dabei steht neben Westeuropa, den USA und China ganz besonders Deutschland weit oben auf der Präferenzliste. Mit 63 Prozent wollen fast zwei Drittel hier ihre Investitionen deutlich steigern, 22 Prozent planen für Westeuropa und je 21 Prozent orientieren sich in Richtung USA und China. Südamerika, Südostasien und Osteuropa spielen hingegen nur eine untergeordnete Rolle.

Weniger CFOs erwarten weitere Verbesserung

Bei der Frage: Bleibt es für das eigene Unternehmen gut – oder wird es immer besser? zeigen sich die CFOs uneins: Für 63 Prozent bleiben die Aussichten unverändert positiv, die Zahl derer, die weitere Verbesserungen erwarten, ist aber leicht zurückgegangen. Angesichts des hohen Niveaus der allgemeinen Zufriedenheit stellt sich hier jedoch die Frage, wie viel Luft nach oben überhaupt noch vorhanden ist. Daher weist die Einschätzung auch weniger auf eine Eintrübung hin als auf die Tatsache, dass die Luft ganz oben eben dünner wird.

Der digitale Wandel ist auch bei den Investitionsvorhaben der CFOs unübersehbar. So sollen die meisten Mittel in Software, Datenverarbeitung und IT-Netzwerke fließen (gut drei Viertel der Nennungen). Auch die Prozessoptimierung und die Weiterbildung für Mitarbeiter – von denen deutlich mehr eingestellt werden sollen – haben Priorität. Von der Politik wünschen sich die Survey-Teilnehmer vor allem einen Ausbau der digitalen Infrastruktur (ebenfalls zwei Drittel der Nennungen).

Fachkräfte – verzweifelt gesucht

Neben Chancen sehen die CFOs auch Risiken – allerdings in deutlich geringerem Maß als noch vor Jahresfrist. Lag die Zahl derjenigen, die hohe Risiken erkannten, 2012 noch bei ganzen 80 Prozent und im ersten Halbjahr 2017 immerhin bei 46 Prozent, so ist dieser Anteil inzwischen auf 21 Prozent gesunken. Dabei beschäftigt die Finanzchefs vor allem der Fachkräftemangel – heute Thema Nummer eins bei den Herausforderungen. Hier stieg der Anteil der Skeptiker auf 62 Prozent. Ebenfalls höher – wenn auch in geringerem Umfang – ist die Sorge um steigende Lohnkosten (37 Prozent) und eine schwächere Inlandsnachfrage (40 Prozent).

Luft nach oben bei der digitalen Transformation

Ein weiterer Grund zur Sorge könnte der aktuelle Stand der Finanzfunktion vieler Unternehmen in Bezug auf die digitale Transformation sein. Die beabsichtigten höheren Investitionen scheinen dringend erforderlich, denn obwohl der digitale Reifegrad der Finanzfunktion allgemein zunimmt, bezeichnen sich immer noch knapp 30 Prozent als „digitale Dinosaurier“. Nur ein Fünftel nutzt In-Memory- oder Cloud-Technologien für ihre ERP-Systeme. Deutlich verbreiteter sind die Prozessautomatisierung durch Robotics sowie Big-Data-Technologien, einschließlich Machine Learning und Natural Language Processing. Kaum Anwendung finden bislang hingegen Cognitive Computing oder die Blockchain-Technologie in den Finanzorganisationen. „Ein angemessenes Change Management zur Transformation der Finanzfunktion betreiben lediglich 19 Prozent der CFOs – die meisten Unternehmen stehen aber mehr oder weniger ohne begleitendes Change Management vor dieser gewaltigen Aufgabe“, ergänzt Markus Seeger, Director im Bereich Finance Consulting bei Deloitte.

„Investitionen in die Digitalisierung laufen solchen in klassische Bereiche wie Maschinen unübersehbar den Rang ab – und auch die Wünsche der CFOs an die Politik sind von digitalen Aspekten geprägt. Dabei hat die eigentliche Transformation gerade erst begonnen“, erklärt Rolf Epstein, Partner CFO Program und Leiter Finance Consulting bei Deloitte. (ig)