Künstliche Intelligenz verspricht zusätzliche Wertschöpfung

 Künstliche Intelligenz verspricht zusätzliche Wertschöpfung

Deutschland belegt in Sachen KI im Ländervergleich nur eine mittlere Position und droht weiter zurückzufallen. Bild: Microsoft

Der Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) in der Produktion verspricht deutschen Industrieunternehmen 60 Milliarden Euro an zusätzlicher Wertschöpfung. Das zeigt die Studie „The Ghost in the Machine: Artificial Intelligence in the Factory of the Future“, für die die Boston Consulting Group (BCG) Produktions- und Technologiemanager von rund 1100 Industrieunternehmen weltweit zu ihren KI-Einsatzfeldern und ihrer KI-Investitionsbereitschaft befragt hat. Fast 90 Prozent der Führungskräfte geben an, KI in den nächsten drei Jahren in ihre Prozesse integrieren zu wollen. Allerdings haben bisher nur 28 Prozent eine klare Strategie für KI in der Produktion entwickelt. In Deutschland haben gegenwärtig nur 23 Prozent, also gerade einmal jedes vierte deutsche Industrieunternehmen, eine KI-Strategie erarbeitet.

„Deutschland belegt in Sachen KI im Ländervergleich nur eine mittlere Position und droht weiter zurückzufallen“, kommentiert Markus Lorenz, Partner und globaler Leiter der Beratung im Bereich Maschinenbau und Automatisierung bei BCG. Wollten deutsche Industrieunternehmen ihre internationale Führungsposition behaupten, müssten sie deutlich stärker und schneller auf neue Technologien und intelligente Automatisierung setzen.

Während Deutschland noch plant, optimiert China bereits

Wie die Studie zeigt, arbeiten Unternehmen, die bereits KI in der Produktion einsetzen nach agileren Methoden: Sie testen Prototypen bereits im frühen Stadium und justieren ihre Arbeitsprozesse schneller nach. Besonders hoch ist der Anteil der Vorreiter in den USA (25 Prozent), in China (23 Prozent) und in Indien (19 Prozent). In Deutschland nutzen gegenwärtig nur etwa 15 Prozent der Unternehmen im nennenswerten Umfang KI in ihrer Produktion.

„Während die meisten deutschen Führungskräfte sich noch mit der grundsätzlichen Frage auseinandersetzen, ob und wie sie KI nutzen können, optimieren Unternehmen in China oder Indien bereits ihre smarten Fabriken“, erläutert Studienautor Daniel Küpper, BCG-Partner und weltweiter Leiter des BCG-eigenen Innovation Center for Operations (ICO). „In den aufstrebenden Ländern geht man beim Thema KI mutiger voran und identifiziert kontinuierlich Möglichkeiten, die neuen Technologien einzusetzen und weiter zu verbessern.“

KI als Hebel zur Produktivitätssteigerung

Der globale Branchenvergleich zeigt: Die Automobil- und Technologieindustrie sind Vorreiter beim Einsatz Künstlicher Intelligenz. Jedes fünfte Unternehmen hat in diesen Bereichen KI bereits im Unternehmen integriert. Aufholbedarf besteht hingegen vor allem bei Pharmaunternehmen und in der Medizintechnik, im Maschinenbau sowie in den Prozessindustrien. Dort nutzt aktuell nur etwa jedes siebte Unternehmen intelligente Systeme in der Produktion.

„Gerade der deutsche Maschinenbau hat bei Künstlicher Intelligenz viel zu gewinnen“, ist Markus Lorenz überzeugt. Durch sie ließen sich die enormen Datenmengen nutzen, die Maschinen in der Produktion erzeugten. So könnten neue Geschäftsmodelle aufgebaut werden – etwa mit vorausschauender Wartung und einem optimierten Betrieb.

Keine Künstliche Intelligenz ohne menschliche Kompetenz

Fast 70 Prozent der befragten Führungskräfte geben an, dass ihr Unternehmen über zu wenige Kompetenzen im Bereich KI verfügt, um neue Technologien schneller einzuführen. Das gilt vor allem für die Bereiche Datenmanagement, Analytics und Programmierung. „Unternehmen kommen heute mit Ingenieurwissen allein nicht weiter“, erklärt BCG-Partner Küpper. „Die Mitarbeiter müssen wissen, wie sie KI anwenden“. Umso wichtiger sei es für Industrieunternehmen, ihre Mitarbeiter in den Grundlagen der KI in Produktionssystemen weiterzubilden. Die Chance für Unternehmen bestehe jetzt darin, Mitarbeiter weiterzubilden, aber auch gezielt KI-Experten einzustellen, etwa aus dem Bereich Deep Learning. „Denn, um KI im Unternehmen erfolgreich zu integrieren, braucht es beides: Spezialisten, die Künstliche Intelligenz einschätzen können und erfahrene Mitarbeiter, die sinnvolle Anwendungsfelder identifizieren“, so Küpper weiter.

Zur Studie

Für die Studie „The Ghost in the Machine: Artificial Intelligence in the Factory of the Future“ hat die Boston Consulting Group (BCG) Führungskräfte, Produktions- und Technologiemanager von weltweit rund 1100 mittelständischer Unternehmen und Großkonzerne zur Rolle Künstlicher Intelligenz (KI) für die industrielle Produktion befragt. Die Studie zeigt den aktuellen Stand von KI in der Produktion und identifiziert Herausforderungen für Unternehmen sowie erfolgreiche Strategien, um KI in der Produktion zu integrieren. (ig)