Patentweltmeister beim automatisierten Fahren

 Patentweltmeister beim automatisierten Fahren

Ziel der deutschen Hersteller und Zulieferer ist es laut VDA, den Straßenverkehr künftig noch sicherer, effizienter und komfortabler zu machen. Bild: Kuka

Die deutschen Automobil-Hersteller haben 2017 einen Rekordwert bei der Produktion erreicht. Weltweit liefen 16,5 Mio. Pkw mit deutschem Markenzeichen von den Bändern. Mehr als drei Viertel der in Deutschland gefertigten Pkw gehen in den Export. Der aktuelle Höchststand von über 825.000 Stammbeschäftigten bei Herstellern und Zulieferern zeigt die hervorragende strategische Ausrichtung unserer inländischen Betriebe, freut sich Bernhard Mattes, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA).

„Doch der Erfolg von heute ist kein Garant für morgen“, so Mattes. „Die Automobilindustrie erlebt und gestaltet eine rasante Transformation“. Die Weltbevölkerung wachse bis zum Jahr 2050 von heute 7 auf 10 Milliarden Menschen. Die Zahl der Megacities nehme drastisch zu, die kaufkraftstarke Mittelschicht wachse. Das Bedürfnis nach individueller Mobilität bleibe, aber es verändere sich: Erlebnis gehe vor Besitz. All diese Megatrends erforderten es, die Mobilität der Zukunft neu zu denken. Die von der deutschen Automobil-Industrie zu erbringenden Lösungen lägen in emissionsarmen Antrieben, in der Vernetzung, in der Digitalisierung und im autonomen Fahren. Ob Carsharing oder Ridesharing – gefragt seien effiziente, kundengerechte Mobilitätsangebote und die Vernetzung der Verkehrsträger.

Ziel der deutschen Hersteller und Zulieferer ist es laut Mattes, den Straßenverkehr künftig noch sicherer, effizienter und komfortabler zu machen. „Stufenweise wollen wir den Fahrer immer mehr unterstützen und damit Unfälle vermeiden“ so der VDA-Präsident. Dazu entwickele man automatisierte Fahrfunktionen, die auf bestehenden Fahrerassistenzsystemen aufbauten. Fast jedes zweite weltweite Patent beim vernetzten und automatisierten Fahren komme von der deutschen Automobilindustrie. „Deutschland ist in diesem Bereich Patentweltmeister“, erklärt Bernard Mattes. In den nächsten drei bis vier Jahren investierten deutsche Hersteller und Zulieferer bis zu 18 Milliarden Euro in dieses Zukunftsfeld.

Breit angelegte Dekarbonisierungsstrategie

Die Konnektivität sei ebenfalls ein enormer Effizienzhebel. Moderne Vernetzungstechnologien könnten zum Beispiel die Parkplatzsuche optimieren und damit Zeit und Emissionen einsparen. In deutschen Städten könnten so bis zu 50 Tonnen Feinstaub und bis zu 1.000 Tonnen Stickoxid vermieden werden. „Um die digitalen Potenziale auf der Straße nutzen zu können, ist eine flächendeckende und dynamische Mobilfunknetzabdeckung entlang aller Verkehrswege nötig. Zudem ist ein kluger politischer Rahmen erforderlich, der Rechtssicherheit gewährleistet“, fordert der VDA-Präsident.

Die deutsche Automobilindustrie verfolgt eigenen Angaben zufolge eine breit angelegte Dekarbonisierungsstrategie. Diese reiche von weiteren Verbesserungen beim Verbrennungsmotor über alternative Antriebe und Kraftstoffe wie Wasserstoff, Erdgas und E-Fuels bis hin zum reinen E-Fahrzeug. Allein in die Weiterentwicklung der Elektromobilität investierten die Unternehmen bis zum Jahr 2020 insgesamt 40 Milliarden Euro. Bis dahin werde sich ihr Angebot an E-Autos auf rund 100 Modelle mehr als verdreifachen. Bei alternativen Antriebspatenten seien die deutschen Hersteller und Zulieferer international an der Spitze. Nach einer Studie des ifo-Instituts stamme weltweit jedes dritte Patent zur Elektromobilität und zum Hybridantrieb aus Deutschland.“

11.000 öffentlich zugängliche Ladestationen

Der deutsche Elektromobilitätsmarkt verbuchte laut VDA 2017 mit einem Plus von 117 Prozent das stärkste Wachstum im internationalen Vergleich. Die Position der deutschen Pkw-Hersteller werde hier immer stärker. So habe ihr Marktanteil bei E-Fahrzeugen bei 66 Prozent, in den ersten beiden Monaten 2018 sogar bei 70 Prozent gelegen. Unter den Top 10 der E-Neuzulassungen im Februar fänden sich sieben deutsche Modelle. Aufholen muss Deutschland nach Überzeugung von Bernard Mattes bei der Ladeinfrastruktur. Derzeit gebe es hierzulande rund 11.000 öffentlich zugängliche Ladestationen, davon sind 560 Schnellladepunkte. Die Automobilindustrie investiere aber in eine öffentliche Ladeinfrastruktur. Zusammen mit dem amerikanischen Ford-Konzern installierten Daimler, BMW und der Volkswagen-Konzern ein Schnellladenetz an europäischen Autobahnen.

Aus Sicht des VDA-Präsidenten sind weitere Anstrengungen nötig, um der Elektromobilität langfristig zum Erfolg zu verhelfen. „Es gilt, den Aufbau privater Ladestationen sowohl rechtlich als auch finanziell zu unterstützen. Der Umweltbonus sollte im verabschiedeten Rahmen über Juni 2019 hinaus verlängert werden. Zudem müssen das Bauordnungs-, Miet- und Eigentumsrecht angepasst werden. Auch sollten die Bundesländer die bereits vorhandenen rechtlichen Möglichkeiten des Elektromobilitätsgesetzes konsequenter nutzen“. (ig)