Digitalisierung als zusätzliche Herausforderung für CFOs
Die Ansprüche an das Corporate Reporting von Unternehmen werden immer größer. Mehr als die Hälfte der Unternehmen müssen elf oder mehr Reporting-Standards oder Reporting-Systeme beachten. Schließlich ist die Zahl der Finanzberichte bei sechs von zehn Unternehmen gestiegen, wie aus dem vierten Global Reporting Survey der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernest & Young (EY) hervorgeht. Für die Studie wurden 1.020 CFOs und weitere Verantwortliche aus den Finanzabteilungen befragt. Davon stammen 40 aus Deutschland.
Der steigende Aufwand bleibt nicht ohne Folgen: 71 Prozent der Unternehmen gehen davon aus, dass die zunehmende Komplexität zu Lasten der Effektivität der Berichterstattung geht. „Unternehmen stehen vor der Aufgabe, ihr Reporting den gewachsenen Aufgaben anzupassen“, erklärt Dr. Karsten Füser, Partner und Global Financial Accounting Advisory Markets Leader bei EY. „Data Analytics, Blockchain und andere innovative Ansätze bieten Lösungen, doch die Unternehmen tun sich mit der Umsetzung schwer.“
Reporting-Systeme sind häufig nicht verknüpft
Die Unternehmen haben das Problem erkannt. 87 Prozent wollen in den nächsten zwei Jahren ihre Investitionen in moderne Technologien für das Reporting erhöhen. Im Vordergrund stehen dabei moderne IT-Konzepte und der Einsatz von Data Analytics. Das ist auch dringend geboten. Denn häufig nutzen die Unternehmen die Chancen eines modernen Corporate Reporting nicht aus. In Konzernen mit Tochtergesellschaften in verschiedenen Ländern kommen nicht selten unterschiedliche Technologien zum Einsatz.
„Oft sind die Systeme nicht miteinander verknüpft, sondern laufen parallel. Das erschwert die schnelle Auswertung von Daten und erhöht die Risiken“, betont Füser. Ein modernes Reporting sei ein zentrales Steuerungsinstrument für die tägliche Arbeit von Unternehmen und liefert Informationen für Entscheidungen des Managements. „Data Analytics, künstliche Intelligenz und weitere innovative Ansätze sind der Schlüssel, um das Reporting zukunftsgerecht auszurichten“, betont Füser. Eine neue Governance-Ära habe begonnen. Finance 4.0 böte die Chance, Daten mit smarten Technologien zu verknüpfen. Grundlage sei ein Datenmanagement, das homogen über das gesamte Unternehmen aufgebaut werde und Daten mit einem einheitlichen Ansatz erhebe und aufbereite. Anschließend gehe es darum, Daten auszuwerten und in das Reporting zu integrieren.
Fehlende Zusammenarbeit zwischen IT und Finanzabteilung
Die Sorge um Datensicherheit, mangelnde Unterstützung durch den Vorstand sowie fehlende Kompetenzen sind Hemmnisse für die Umsetzung. „Deutsche Finanzchefs sind besonders für die Sicherheit der Daten sensibilisiert. Datenschutz auf allen Ebenen zu gewährleisten, hat für sie oberste Priorität“, betont Füser. Das bestätigt auch die Studie. 53 Prozent der deutschen Unternehmen betrachten die Erfüllung von Compliance-Vorgaben und Sicherheitsstandards rund um den Datenschutz in den einzelnen Ländern als die größte Herausforderung im derzeitigen Reporting-Umfeld. Weltweit sehen im Schnitt nur 35 Prozent diesen Aspekt als wichtigstes Thema.
58 Prozent der deutschen Unternehmen sehen gegenwärtig die größte Priorität darin, ein integriertes Datenmanagement für den Umgang mit Daten einzurichten, während weltweit nur 42 Prozent dieser Auffassung sind. Fehlende Fähigkeiten im Bereich Data Analytics sind für 45 Prozent der Befragten deutschen Unternehmen das größte Hindernis für die Einführung innovativer Technologien innerhalb der Finanzfunktion (weltweit 38 Prozent). Aber auch die fehlende Zusammenarbeit zwischen der Finanzabteilung und der IT erschwert für 43 Prozent der befragten deutschen Unternehmen die Einführung innovativer Technologien (weltweit 38 Prozent).
Neue Aufgaben für Aufsichtsräte
Auf die Aufsichtsräte kommen mit dem stärkeren Einsatz von Künstlicher Intelligenz oder Data Analytics neue Aufgaben zu. „Mit den wachsenden sozialen, politischen und technischen Risiken verändert sich ihre Arbeit. In einer Welt im permanenten Wandel wird es immer wichtiger, Risiken frühzeitig zu erkennen“, ist Füser überzeugt. Deswegen gingen die Befragten davon, dass Aufsichtsräte in Zukunft ihr Know-how erweitern müssen, um ihren Kontrollauftrag erfüllen zu können.
Besonders wichtig sind für 75 Prozent der deutschen Unternehmen Kompetenzen und Verständnis der rechtlichen Rahmenbedingungen für die externe Bearbeitung von Daten, gefolgt von Datenschutzrisiken mit 70 Prozent. Eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen internen und externen Prüfern wünschen sich 55 Prozent der Verantwortlichen. Weltweit sind 82 Prozent der Befragten überzeugt, dass sich Aufsichtsgremien in Zukunft stärker um die Unternehmenskultur und ihren Folgen für die Prävention von Kriminalität und die Einhaltung von Compliance-Vorgaben kümmern müssen. (ig)