Deutsche Unternehmen auf dem richtigen Weg, aber noch nicht am Ziel

 Deutsche Unternehmen auf dem richtigen Weg, aber noch nicht am Ziel

Auf Platz 1 der Störfaktoren auf dem Weg zur Digitalisierung stehen mit 37 Prozent „veraltete Strukturen, Prozesse und Verantwortlichkeiten“. Bild: Triumph-Adler

Drei Viertel der Unternehmen treiben bereits die Automatisierung und Optimierung von Geschäftsprozessen voran. Dabei wachsen Organisationen, die digitale Innovationen einführen, schneller als Mitbewerber, die sich lediglich auf Kundenorientierung, Qualität und Effizienzbeschränken. Doch noch steht die Mehrheit der Unternehmen am Anfang und konzentriert sich zu sehr auf interne Optimierung. Das ist das Ergebnis der Studie “Ihr Weg zur digitalen Organisation“, die im Auftrag von TA Triumph-Adler von IDC unter deutschen IT- und Fachbereichsverantwortlichen durchgeführt wurde.

Derzeit erfährt die Digitalisierung großen Zuspruch. TA Triumph-Adler hat allerdings interessiert, wo deutsche Unternehmen bei diesem Transformationsprozess abseits aller Lippenbekenntnisse wirklich stehen. Dabei kristallisierte sich heraus, dass bereits drei Viertel der Befragten die Automatisierung von Geschäftsprozessen etwa durch ERP (Enterprise Resource Planning)- Dokumenten-Management-Systeme vorantreiben und sich dabei die Verwirklichung einer „operativen Exzellenz“ zum Ziel setzen.

„Doch Firmen sollten hier nicht verharren und den Fokus bei der Digitalisierung lediglich auf die Optimierung interner Abläufe beschränken“, so Lynn-Kristin Thorenz, Associate Vice President, Research & Consulting bei IDC. Stattdessen raten die IDC-Analysten, technologiebasierte Produkte, Dienste und Umsatzquellen bei der Digitalisierung miteinzubeziehen. Dieser Weg der digitalen Innovationen lohne sich. Organisationen, die sich auch auf digitale Innovationen fokussieren, wachsen demnach 1,4-mal schneller als ihre Wettbewerber mit der alleinigen Führungsphilosophie operative Exzellenz.

Bei 85 Prozent der stark wachsenden Unternehmen (Umsatzwachstum größer als zehn Prozent) ist die Digitalisierung Teil der Unternehmensstrategie. Dem gegenüber ist dies nur bei 50 Prozent der Unternehmen mit leicht abnehmenden oder stagnierenden Umsätzen (Umsatzwachstum plus-minus null) der Fall. Die Zahlen zeigen, dass Organisationen von einer Digitalisierungsstrategie, einem Management Buy-In und einem ausgeprägten digitalen Know-how im Unternehmen profitieren.

Hürden und Wegbereiter der Digitalisierung

Auf Platz 1 der Störfaktoren auf dem Weg zur Digitalisierung stehen mit 37 Prozent „veraltete Strukturen, Prozesse und Verantwortlichkeiten“. Gleich danach folgen „Sicherstellung von Budget“ mit 34 Prozent und Herausforderungen bei der „Veränderung der Unternehmenskultur“ (29 Prozent). „Fehlendes digitales Know-how“ belegt bei den Digitalisierungsbremsern Rang vier. Die Digitalisierung ist laut Studienautoren demnach nicht nur ein IT-Thema, sondern erfasse das ganze Unternehmen.

Auch interessierte IDC, wie Unternehmen mit digitalen Daten und Prozessen umgehen. Hier erkennen 66 Prozent der Befragten, dass eine Digitalisierung und Automatisierung Dokumenten-basierter Prozesse eine wichtige Grundlage für ein zukünftiges digitales Geschäft ist. Wichtigstes Ziel: Steigerung der Prozesseffizienz. Allerdings herrsche noch ein großer Optimierungsbedarf, so die Studienautoren: Nach wie vor bestehe fast jedes zweite Dokument aus Papier. Gründe für das Festhalten an Papier seien die Kundennachfrage, gesetzliche Vorgaben und alte Gewohnheiten. In Zahlen: 2017 stehen 44 Prozent papierbasierte Dokumente 56 Prozent digitalen Dokumenten gegenüber.

Digitalisierung Dokumenten-basierter Prozesse

Besonders stark wachsende Unternehmen (Umsatzwachstum größer als 10 Prozent) wollen laut Studienautoren im kommenden Jahr Document Management Software umfassend etablieren oder ausweiten. 40 Prozent dieser Firmen wollen die Automatisierung der Dokumentenausgabe und -verteilung aus Applikationen einführen. Bei den Unternehmen mit abnehmendem oder stagnierendem Umsatzwachstum sind es nur 14 Prozent. Ähnliche Zahlen konnten die Analysten von IDC bei der Einführung der elektronischen Archivierung ermitteln. 35 Prozent der stark wachsenden Firmen haben sich dafür entschieden und lediglich 14 Prozent der Firmen, deren Umsätze stagnieren oder leicht zurückgehen.

Dieser Trend lässt sich bei der Digitalisierung Dokumenten-basierter Prozesse auch für die Fachbereiche Logistik, Personalwesen, Rechnungswesen und Kundenservice beobachten. So lautet ein Studienergebnis, dass erfolgreiche Firmen ihren Vorsprung nicht nur durch einen breiteren Einsatz von Document Management Software-Elementen ausweiten wollen, sondern auch durch einen umfassenderen Einsatz dieser Komponenten in den Unternehmensbereichen. Als wichtigen Erfolgsfaktor für die Optimierung dokumentenbasierter Geschäftsprozesse sehen Unternehmen mit 33 Prozent auf Rang zwei die enge Zusammenarbeit der IT mit den Fachbereichen. Gewährleistung von Datenschutz und -Sicherheit liegt mit 36 Prozent auf Platz eins der Erfolgsfaktoren für die Optimierung dokumentenbasierter Geschäftsprozesse.

Information Security, Risk & Compliance im Zeitalter der DSGVO

Ab Mai 2018 wird die EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) rechtsverbindlich. Dadurch rückt der Schutz personenbezogener Daten weit oben auf die IT-Agenda. Vor diesem Hintergrund stimmen 81 Prozent der befragten Unternehmen zu, dass „je intensiver die digitale Transformation vorangetrieben wird desto wichtiger die Absicherung von Daten und Informationen“ werde. „Die Top 5 Security-Handlungsfelder der kommenden 12 Monate stehen im Zeichen der DSGVO. Dokumenten-Sicherheit ist mit 40 Prozent auf Platz 1, dicht gefolgt von einer Verbesserung des Datenschutzes“, so Lynn Thorenz. Erfolgreiche Unternehmen (Umsatzwachstum > 10 Prozent) legen besonderen Wert auf die Sicherheit ihrer Dokumente, da 47 Prozent dieser Unternehmen Verschlüsselungstechnologien einsetzen. Bei den Unternehmen mit einem Umsatzwachstum ≤ 0 Prozent sind dies nur 30 Prozent.

Auffällig dabei: Die Absicherung von MFPs (Multifunktions-Printer), Druckern und Scannern steht nur bei jedem 6. Unternehmen auf der Tagesordnung. Viele IT-Verantwortliche unterschätzen das Sicherheitsrisiko ungeschützter Peripheriegeräte, so IDC. Die Studienautoren sind davon überzeugt, dass der Schutz von digitalen Daten und Informationen wichtiger wird, je intensiver Unternehmen die Digitalisierung vorantreiben. Dies hätten die meisten deutschen Unternehmen auch erkannt, doch an der Umsetzung hapert es oftmals. (ig)