Wachstum bei Technologien der Vierten Industriellen Revolution

 Wachstum bei Technologien der Vierten Industriellen Revolution

Mit Hilfe leistungsfähiger Patentinformationstools und dem Fachwissen seiner Patentprüfer hat das EPA mehr als 48 000 Patentanmeldungen identifiziert, die bis Ende 2016 eingereicht wurden. Bild: EPO

Die Zahl der europäische Patentanmeldungen im Zusammenhang mit vernetzten smarten Objekten wachsen rasant: In den letzten drei Jahren ist das Anmeldeaufkommen um 54 Prozent gestiegen, wie die erste Studie des Europäischen Patentamts (EPA) zum Thema „Patente und die Vierte Industrielle Revolution (4IR)“ zeigt. Die vom EPA in Zusammenarbeit mit dem Handelsblatt Research Institute erstellte Veröffentlichung untersucht diesen bedeutenden Technologietrend, der inzwischen auf zahlreichen Gebieten der Technik durchschlägt.

Mit Hilfe leistungsfähiger Patentinformationstools und dem Fachwissen seiner Patentprüfer hat das EPA mehr als 48 000 Patentanmeldungen identifiziert, die bis Ende 2016 eingereicht wurden und sich auf drei einschlägige Bereiche der 4IR beziehen: Erstens die Kerntechnologien im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), die es ermöglichen, vernetzte Objekte zu schaffen; zweitens die Grundlagentechnologien („Enabling-technologies“) wie Künstliche Intelligenz und Benutzerschnittstellen als Ergänzung der Kerntechnologien; und drittens Anwendungen dieser Technologien in Bereichen wie Fahrzeuge, Unternehmen und Zuhause.

„Beim letzten Weltwirtschaftsforum in Davos lag ein besonderer Schwerpunkt auf der Darstellung von Trends in Technologien rund um Künstliche Intelligenz“, berichtet EPA-Präsident Benoît Battistelli. In diesem Zusammenhang trage die Patentinformation zu einem besseren Verständnis eines Themas bei, das derzeit das Interesse von Wirtschaftsführern, Industrie und der breiten Öffentlichkeit gleichermaßen fessele.

Patentinformation: Frühindikator für eine rasche technologische Entwicklung

Die Analyse der der bis 2016 eingereichten europäischen Patentanmeldungen zu smarten Objekten zeigt, dass die Anmeldezahlen in allen drei 4IR-Schlüsselereichen seit Mitte der 1990er-Jahre rasch zugenommen haben. Allein 2016 wurden beim EPA über 5.000 Patentanmeldungen zu Erfindungen rund um autonome Objekte eingereicht. Das Anmeldeaufkommen im 4IR-Bereich ist in den letzten drei Jahren um 54 Prozent gestiegen – ein Vielfaches des gesamten Anmeldewachstums beim EPA von 7,65 Prozent in allen Technologien im selben Zeitraum.

Die Studie stellt die wichtigsten Technologietrends vor und betrachtet auch deren Umsetzung in eine Vielzahl neuer Anwendungen in der Praxis. Die meisten angemeldeten Erfindungen entfallen demnach auf neue Anwendungen (beispielsweise Persönlicher Bereich, Unternehmen, Fahrzeuge) und Kerntechnologien (Konnektivität, Hardware und Software). Die höchsten Wachstumsraten sind allerdings bei Enabling-Technologien wie 3D-Systemen, Künstlicher Intelligenz und Energieversorgung zu beobachten.

In der Veröffentlichung sind auch vier Fallstudien enthalten; zwei davon betreffen ausgewählte 4IR-Technologien (additive Fertigung und smarte Sensoren), die beiden anderen spezifische Anwendungsbereiche (smarte Fertigung und smarte Gesundheit).

Europa, USA und Japan ganz vorn

Auch die führenden Patentanmelder in Sachen 4IR und die Herkunftsregionen der eingereichten europäischen Anmeldungen werden in der Studie dargestellt. 2016 waren hier Europa, die USA und Japan zahlenmäßig am stärksten vertreten. Allerdings sind die Patentanmeldungen zu Erfindungen aus Südkorea und China in den letzten Jahren schneller gewachsen. Die 4IR-Patentanmeldungen aus den beiden Ländern stammen im Wesentlichen von einigen wenigen IKT-Konzernen.

In Europa liegen Deutschland und Frankreich bei der 4IR-Innovation an der Spitze: Deutschland sticht bei den Anwendungsbereichen Fahrzeuge, Infrastruktur und Fertigung hervor, während Frankreich bei Enabling-Technologien wie Künstlicher Intelligenz, Sicherheit, Benutzerschnittstellen und 3D-Systemen führend ist. Der Großraum Paris (Île de France) und der Großraum München (Oberbayern) sind die in Europa führenden Regionen für 4IR-Technologien.

Die Untersuchung zeigt auch, dass zwischen 2011 und 2016 rund die Hälfte aller 4IR-Patentanmeldungen von 25 Unternehmen – die meisten mit Sitz in Asien – beim EPA eingereicht worden sind. Erfindungen in Kerntechnologien werden überwiegend von wenigen Großunternehmen aus der IKT-Branche zum Patent angemeldet, während Erfindungen in Enabling-Technologien und Anwendungsbereichen breiter gestreut sind und die führenden Patentanmelder aus einer größeren Zahl von Industriezweigen stammen.

Das Europäisches Patentamt

Mit fast 7 000 Mitarbeitern ist das Europäische Patentamt (EPA) eine der größten Behörden in Europa. Sein Hauptsitz ist in München; Niederlassungen gibt es in Berlin, Brüssel, Den Haag und Wien. Das EPA wurde mit dem Ziel gegründet, die Zusammenarbeit zwischen den Staaten Europas auf dem Gebiet des Patentwesens zu stärken. Dank des zentralisierten Verfahrens vor dem EPA können Erfinder hochwertigen Patentschutz in bis zu 43 Staaten erlangen, die zusammen einen Markt von rund 700 Millionen Menschen umfassen. Das EPA ist außerdem weltweit führend in den Bereichen Patentinformation und Patentrecherche. (ig)