Roboter als Pflegeunterstützung im Alter

 Roboter als Pflegeunterstützung im Alter

Der Rollstuhlassistent EDAN ermöglicht es Menschen mit starken motorischen Einschränkungen, wesentliche tägliche Aufgaben durch elektromyographische (Messung der verbliebenen Muskelaktivität) Steuerung teilautonom durchzuführen. Bild: DLR

Wenn die Aufgaben des täglichen Lebens zur Last werden, können uns zukünftig Roboter-Assistenten zu Hause oder im Pflegeheim unterstützen. Im Rahmen des Projekts SMiLE haben Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) Technologien entwickelt, die pflegebedürftigen Personen und Menschen mit Behinderungen eine effektive Unterstützung im Alltag bieten.

„Die Vision von SMiLE ist es, Menschen trotz alters – oder krankheitsbedingter Bewegungseinschränkungen zu einem erfüllteren und selbständigeren Leben zu verhelfen“, erklärt Professor Pascale Ehrenfreund, Vorsitzende des Vorstands des DLR. „Bei den SMiLE-Robotern kommen digitale Spitzentechnologien zum Einsatz, die seit Jahren in der Weltraumforschung entwickelt und mit Astronauten erprobt wurden. Jetzt kommen sie der Altenpflege zu Gute“. Die Wissenschaftler des DLR-Instituts für Robotik und Mechatronik erforschten und erprobten die innovativen Robotikanwendungen im Labor im Labor und bauten dazu Krankenhauszimmer oder behindertengerechte Wohnungen nach.

„Zusammen mit der Caritas in Garmisch-Partenkirchen erarbeiten wir Szenarien für die robotische Assistenz der Zukunft“, erläutert Professor Alin Albu-Schäffer, Direktor des Instituts für Robotik und Mechatronik. Am allerwichtigsten sei es dabei, die Erwartungen der Patienten und des Pflegepersonals tiefgreifend zu verstehen, um ihre wichtigsten Bedürfnisse zu adressieren. In Garmisch-Partenkirchen entstehe derzeit, mit Unterstützung der Gemeinde, des bayerischen Wirtschaftsministeriums und einer privaten Stiftung ein einmaliges Umfeld, um die High-Tech Pflege der Zukunft zu erschaffen.

Selbstständig leben trotz wachsender Engpässe in der Pflegeversorgung

Robotische Pfleger können und dürfen menschliche Zuwendung und bestehende Pflegeleistungen nicht ersetzen, wissen die Forschern. Sie sollen vor allem für eine Entlastung des Pflegepersonals bei hoher Pflegequalität sorgen. So können sie einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität der betroffenen Menschen und zur komfortablen Kommunikation mit Angehörigen und Helfern leisten. „Eine große Zielgruppe des Projektes ist die zunehmende Zahl alter, alleinstehender Menschen, die länger ein selbständiges Leben in ihrer eigenen Wohnung führen möchten. Viele von ihnen möchten keine ständige Hilfs- oder Pflegekraft beschäftigen oder können sich diese finanziell gar nicht erst leisten“, erklärt Professor Albu-Schäffer.

Die SMiLE-Roboter sind in der Lage, Menschen und Roboter sicher miteinander interagieren zu lassen und die immer größer werdende Lücke in der Pflege zu schließen. Dazu nutzen sie Echtzeit-3D-Bildverarbeitung zur Umwelt- und Personenerkennung und für mobile Einsätze. Im Rahmen des Projekts SMiLE werden zwei zentrale Szenarien demonstriert: Der zweiarmige, mobile Heimassistenzroboter Rollin‘ Justin wird als Unterstützung für ältere Personen mit moderaten Mobilitätseinschränkungen dienen. Er kann ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden ermöglichen. Der Rollstuhlassistent EDAN ermöglicht es Menschen mit starken motorischen Einschränkungen, wesentliche tägliche Aufgaben durch elektromyographische (Messung der verbliebenen Muskelaktivität) Steuerung teilautonom durchzuführen.

Bereits in der Raumfahrt getestet

In beiden Fällen können die Benutzer auf die Unterstützung seitens der Angehörigen zurückgreifen, die die Roboter über übliche Kommunikationsgeräte wie Smartphones und Tablets steuern. Zusätzlich können sie professionelle Hilfe via Teleoperation (Fernsteuerung) aus einem Pflege-Kontrollzentrum, angeschlossen über wirkungsvolle Kraftrückkopplungsgeräte, in Anspruch nehmen. Die verwendeten Methoden sind bereits in der Raumfahrt ausführlich getestet worden. So setzten Europäische, Amerikanische und Russische Astronauten diese in Deutschland entwickelte Technologie ein, von der Internationalen Raumstation aus Roboter in unterschiedlichsten Anwendungsszenarien zu steuern. (ig)