ZF sagt dem toten Winkel den Kampf an
ZF präsentiert auf der IAA Lösungen, die Lkw im Innenstadtverkehr sicherer machen können. Sie nehmen sich insbesondere den „toten Winkel“ der aktuellen Rückspiegel vor: Ein radarbasierter Abbiegeassistent überwacht die komplette rechte Fahrzeugseite. Die Fahrer werden vor allem dann gewarnt, wenn andere Verkehrsteilnehmer sich dem Kollisionsbereich nähern. Die Weiterentwicklung Side Vision Assist wird zusätzlich Kamerabilder auswerten. Dieses System kann auch, wenn nötig, aktiv in die Lenkung eingreifen und Notbremsungen ausführen. Es bildet damit einen wichtigen Baustein für automatisiert fahrende Lkw.
Abbiegeunfälle von Lkw, die durch Innenstädte fahren, haben meist gravierende Folgen, da in sehr vielen Fällen sogenannte leicht verletzliche Verkehrsteilnehmer wie Radfahrer und Fußgänger betroffen sind. Allein in Deutschland zählte das Statistische Bundesamt 76 Todesfälle für das Jahr 2017 und fast 3.000 Verletzte. „Assistenzsysteme können Lkw sicherer machen und dabei helfen, Abbiegeunfälle zu vermeiden. Auf der IAA 2018 in Hannover geben wir einen Ausblick auf diese Lösungen“, kommentiert Fredrik Staedtler, Leiter der Division Nutzfahrzeugtechnik.
In naher Zukunft wird ZF einen Abbiegeassistenten im Portfolio haben. Das System basiert auf zwei Radarsensoren, die an der rechten unteren Seite des Lkw angebracht sind. Dies zielt auf eine optimale Rundumerfassung des möglichen Kollisionsbereichs auch bei unübersichtlichen Situationen oder schlechter Sicht. Der Abbiegeassistent ist vor allem dann eine Unterstützung des Fahrers, wenn sich Objekte dem Gefahrenbereich des Lkw nähern oder stehende Verkehrsteilnehmer sich plötzlich in Bewegung setzen – was gerade bei Abbiegeunfällen mit Radfahrern häufig der Fall sein kann. Das System gibt in diesem Fall je nach Bedarf eine visuelle, akustische oder haptische Warnung.
Weiterentwicklung zum aktiven System
Damit sich Kollisionen beim Ab- oder Einbiegen noch effektiver verhindern lassen, entwickelt ZF den Abbiegeassistenten darüber hinaus zu einem aktiven System weiter. Der Side Vision Assist warnt nicht nur den Fahrer, sondern kann auch ins Geschehen eingreifen und wenn notwendig eine Notbremsung oder ein Ausweichmanöver einleiten. Dazu nutzt der Side Vision Assist zusätzlich zu den Radarsensoren mehrere Kameras. So erzeugt das System einen Überblick über das komplette Geschehen rund um den Lkw – ein entscheidender Vorteil für den Fahrer, denn er erhält die Informationen, die er sonst aus sechs separaten Außenspiegeln gewinnen müsste, übersichtlich in einem Display zusammengefasst.
Neben dem großen Sicherheitsgewinn für schwächere Verkehrsteilnehmer schafft ZF mit diesem aktiven System eine wichtige Voraussetzung für autonom fahrende Trucks: Das System nimmt die Umgebung umfassend wahr, kann die Verkehrssituation auch in Echtzeit einschätzen und gegebenenfalls entsprechend reagieren. Denn dank des offenen Systemansatzes von ZF lässt sich die Steuereinheit direkt mit der Aktorik des Lkws vernetzen. Beachtet der Fahrer eine Warnung nicht, kann das System das Fahrzeug also eigenständig abbremsen, vollständig stoppen oder um ein Hindernis herum steuern. (ig)