Tests zum automatisierten Fahren ausgeweitet

 Tests zum automatisierten Fahren ausgeweitet

Die für den Versuchsträger Cruising-Chaffeur geplanten Strecken umfassen nicht nur Autobahnabschnitte, sondern für spätere Testintervalle auch Landstraßen und Routen durch die Stadt. Bild: Continental

Continental weitet seine weltweiten Entwicklungsaktivitäten für die sichere Einführung des automatisierten Fahrens aus. So testen die Ingenieure ihre Versuchsfahrzeuge auch auf Autobahnen in Niedersachsen. Die Entwickler erproben die Systeme der Versuchsfahrzeuge unter Realbedingungen im deutschen Autobahnverkehr. Überwacht und bedient werden die Prototypen immer von einem Entwicklungsexperten auf dem Fahrersitz. Continental entwickelt an Sensorik, Fahrzeugrechnern, Bediensystemen und Software für das automatisierte Fahren vor allem in Japan, China, USA und Deutschland.

„Als Technologieunternehmen wollen wir die Akzeptanz des automatisierten Fahrens stärken. Dazu gehört, dass wir auf dem Weg zur Serienreife unsere Systeme ständig auf Herz und Nieren, auf Bit und Byte, auf Linse und Chip genau testen“, erklärt Ralph Lauxmann, Leiter Systems & Technology in der Division Chassis & Safety. Das automatisierte Fahren werde den Autofahrern nicht nur einen Zeitgewinn bringen. Es führe zu mehr Sicherheit im Straßenverkehr und werde Emissionen reduzieren. Daher arbeite man an allen Formen des automatisierten und autonomen Fahrens – auf der Autobahn, in der Stadt und beim Parken.

Autobahn, Stadt und Parkhaus – Dreiteilung der Technologie-Entwicklung

Neben der Serienreife des hochautomatisierten Fahrens arbeitet Continental parallel am vollautomatisierten Fahren auf der Autobahn für das Jahr 2025. Bereits das hochautomatisierte Autobahnfahren soll die zeitweise Beschäftigung der Autofahrer mit fahrfremden Tätigkeiten ermöglichen. Bei vollautomatisierter Fahrt soll dies für Teilstrecken auch ganz ohne den Fahrer als sogenannte Rückfallebene möglich sein. Zusätzlich setzt Continental auf das autonome Fahren. Mit seiner Versuchsplattform CUbE testet das Technologieunternehmen Systeme für fahrerlose Robo‑Taxis in der Stadt. Auch das automatisierte und autonome Parken wird zur Serienreife entwickelt. Das Ziel ist eine nahtlose, automatisierte Mobilität ohne Unfälle.

Für die Versuchsfahrten des Versuchsträgers Cruising Chauffeur bietet sich laut Continental in Zukunft das Testfeld Niedersachsen in besonderer Weise an. Die geplanten Strecken umfassen nicht nur Autobahnabschnitte, sondern für spätere Testintervalle auch Landstraßen und Routen durch die Stadt. Nachdem sich Continental in den vergangenen Jahren auf automatisiertes Fahren auf der Autobahn konzentriert hat, führt der nächste Schritt mittelfristig auf die komplexere Landstraße. „Auf der Landstraße müssen unsere Systeme mit querendem Verkehr, unterschiedlichsten Randbegrenzungen und wie in der Stadt mit Fußgängern und Radfahrern zurechtkommen“, erläutert Lauxmann die Anforderungen an die Technik.

Jede Testfahrt mit Testingenieur

Während aller Tests von Continental übernehmen die Testingenieure eine entscheidende Rolle. Nachdem die Systeme und Algorithmen in intensiven Simulationen anhand von großen Datenmengen im Vorfeld aufgezeichneter Straßensituationen ihre Funktion unter Beweis gestellt haben, wird die Hard- und Software in den Versuchsfahrzeugen installiert. Ab dann übernimmt der Testingenieur. Er überprüft die Grundfunktionalität und testet zuerst auf den Continental-Testumgebungen und dann auf öffentlicher Straße die Funktionen. „Zu unseren Tests gehört immer die Zusammenarbeit von verschiedenen Bausteinen: Umfelderfassung, System-Architektur, Vernetzung, der Mensch-Maschine-Dialog, Aktuatoren, Fahrfunktion und das Verhalten im Fehlerfall. Alles muss aufeinander abgestimmt werden – unter allen erdenklichen Außenbedingungen. Das schafft schließlich Akzeptanz für die neue Technik“, erklärt Oliver Fochler, Testingenieur bei Continental.

Die Sensorfusion sieht mehr als jeder Mensch

Den Cruising Chauffeur kennzeichnet nicht nur seine feinfühlige Benutzerführung. Diese erkennt auch, ob der Fahrer im Falle eines Falles rechtzeitig die Fahraufgabe wieder übernehmen könnte. Der Cruising Chauffeur nimmt nach Aussage seiner Entwickler außerdem im Straßenverkehr deutlich mehr wahr, als heutige Fahrer und Mitfahrer. Continental empfiehlt seinen Kunden eine Kombination aus Kamera-, Radar-und Lidar-Sensoren (LIDAR – Light Detection And Ranging) für bestmögliche Ausfallsicherheit bei Tag und Nacht, bei Regen oder Nebel. Die Fahrzeugelektronik setzt die getrennt aufgenommenen Bilder und Daten zu einem sogenannten Umfeldmodell zusammen. So werden auch bei starkem Gegenlicht vorausfahrende Fahrzeuge und Fahrbahnmarkierungen erkannt oder bei Nebel zum Beispiel Baustellenabsperrungen. (ig)