Das Fliegen wird smarter

 Das Fliegen wird smarter

Der nächste verfügbare Flugbegleiter hat die Anfrage durch Smart Glasses direkt vor Augen, und weiß sofort, wer wann was bestellt oder gefragt hat. Bild: Lufthansa

Mehrere Monate haben die Finalisten des Mode- und Technologiewettbewerbs Telekom Fashion Fusion & Lufthansa FlyingLab im Fab Lab Berlin an intelligenten Lösungen für das Flugerlebnis von morgen gearbeitet. Drei Prototypen wurden jetzt an Bord eines Lufthansa-Airbus A380 auf dem Weg von Frankfurt nach Houston vorgestellt und getestet. Die jungen Entwickler-Teams präsentieren dabei Ideen zu neuen Flugzeugsitzen, zur Bordunterhaltung sowie neue Wege der Kommunikation zwischen der Kabinencrew und den Passagieren.

Plattform der Präsentation auf dem Flug LH440 war das sogenannte Lufthansa FlyingLab, mit dem Lufthansa Fluggästen die Möglichkeit gibt, innovative Produkte und Services 10.000 Meter über dem Boden auszuprobieren und im Rahmen von Vorträgen mehr über das Thema Smart Fashion zu erfahren.

Das Team feel.flight präsentiert ein ganzes Produkt-System für mehr individuelle Kommunikation und Wohlbefinden auf Langstreckenflügen der Zukunft. Im Zentrum der Kommunikation zwischen Passagier und Flugbegleiter steht dabei ein Chatbot, der über die meisten gängigen Messenger-Apps wie WhatsApp oder Facebook-Messenger angesprochen werden kann. Der Chatbot ist in der Lage, Bedürfnisse von Passagieren einzuordnen, diese ihrer Dringlichkeit nach zu gliedern und entsprechende Serviceabläufe zu steuern.

Bei anderen Themen, wie beispielsweise Wünschen zu Speisen und Getränken oder Tipps gegen Flugangst, werden hingegen die Flugbegleiter involviert. In deren Uniform-Manschetten befinden sich kleine Displays, die mit Microcontrollern verbunden sind. Für mehr Reisekomfort kann eine Decke mit integriertem Nackenkissen wie ein Cape umgelegt und an das individuelle Wärme-Empfinden des Passagiers angepasst werden. Durch Vibrationen im Nackenkissen der Decke kann sich der Passagier behutsam aufwecken lassen, ohne dass ein Flugbegleiter aktiv werden muss.

Der Flugzeugsitz von morgen

Das Projekt Smart Chair – eher visionäre Konzeptstudie als funktionaler Prototyp – rückt den privaten Raum des Passagiers in den Fokus. Jedem Passagier wird in seinem Smart Chair ein ganz individuelles Flugerlebnis geboten – vom Entertainment-Programm bis zum Reisekomfort. Das Team Smart Chair hat außerdem an einem neuen Outfit für das Kabinenpersonal gearbeitet. Die Stoffe, aus denen die Uniform-Prototypen geschneidert wurden, sind wärmeregulierend, atmungsaktiv, antibakteriell und antiallergisch. Sie genügen damit den hohen Anforderungen an die Berufsbekleidung von Flugbegleitern.

Das Team Lyra will mit der Web-Applikation Lyra Connect in Zukunft die Kommunikation zwischen Passagieren und der Kabinencrew und damit den individuellen Service an Bord verbessern. Für die Flugbegleiter verkürzt die App die Laufwege und optimiert damit die Service-Abläufe. Fluggäste können mit ihren eigenen Mobilgeräten einfache Anfragen an das Flugpersonal senden, um beispielsweise ein Getränk bestellen oder zu fragen, ob der Anschlussflug noch erreicht wird.

Smart Glasses für Flugbegleiter

Der nächste verfügbare Flugbegleiter hat die Anfrage durch Smart Glasses direkt vor Augen, und weiß sofort, wer wann was bestellt oder gefragt hat. Dabei können die Flugbegleiter auch zusätzliche Informationen über die Passagiere abfragen. Dazu müssen sie sich auf ein Signalfeld stellen, das auf dem Boden vor jedem Sitz angebracht ist. LYRA spielt dann die entsprechende Information diskret auf die Smart Glasses für den Flugbegleiter ein. So lässt sich beispielsweise vorab erfahren, welche Sprache der Passagier spricht oder welche Speise-Präferenzen er angegeben hat.

Bei der Entwicklung der Prototypen haben die Teams moderne Informations- und Fertigungstechnologien genutzt, von 3D-Druck, Lasercutting und digital unterstütztem Jacquard-Weben bis hin zur Einbindung Künstlicher Intelligenz. Während der gesamten Projektphase wurden die Teams von Digitalisierungs- und Luftfahrt-Experten sowie Partnerunternehmen unterstützt. So stellte Zeiss Smart Optics beispielsweise seine schlanke Datenbrille testweise zur Verfügung. (ig)