Digitale Transformation stockt aufgrund Modernisierungsstau im Data Center

 Digitale Transformation stockt aufgrund Modernisierungsstau im Data Center

Unternehmen sind nach Überzeugung der Studienmacher jetzt gefordert, ihre IT-Infrastruktur und IT-Architektur grundlegend zu überarbeiten, das Ziel ist der Aufbau eines Data Centers der nächsten Generation. Bild: ABB

Mit der digitalen Transformation erhöhen sich die Anforderungen das Data Center in Bezug auf Effizienz und Flexibilität immens. Die Unternehmen modernisieren aber nur zögerlich. Das bestätigen die Ergebnisse der neuen IDC Studie „Next Generation Data Center in Deutschland 2018“. Lediglich 37 Prozent der befragten Unternehmen streben eine höhere Effizienz und Effektivität der IT-Ressourcen an. 78 Prozent verzeichneten in den vergangenen 12 Monaten Ausfallzeiten beziehungsweise Einschränkungen bei der Bereitstellung von Services. Immerhin 88 Prozent haben eine Cloud-Strategie.

Moderne IT-Infrastrukturen sind eine wesentliche Voraussetzung für die Digitalisierung der Unternehmen. Mehr noch: Die digitale Transformation erfordert eine Neupositionierung der Data Center in der Service Delivery von Organisationen. Um zu verstehen, wo deutsche Firmen stehen, wie sie ihre Data Center fit für die digitale Transformation machen und welche Chancen und Herausforderungen mit dem Einsatz moderner Lösungsansätze und Technologie wie Software Defined Infrastructure, hyperkonvergenten Lösungen und Cloud-Computing verbunden sind, hat IDC im Oktober 2017 205 IT-Entscheider aus Unternehmen und Organisationen mit mehr als 500 Mitarbeitern befragt.

73 Prozent der befragten Unternehmen sehen die Notwendigkeit zu erheblichen Modernisierungsschritten im Data Center. Zwar haben viele Firmen in den vergangenen Jahren Investitionen ins Data Center getätigt, dennoch ist die Time-to-Market für die Bereitstellung von IT-Ressourcen nach wie vor zu lang und bremst die Weiterentwicklung von Geschäftsmodellen im Rahmen der digitalen Transformation aus.

Unternehmen sind nach Überzeugung der Studienmacher jetzt gefordert, ihre IT-Infrastruktur und IT-Architektur grundlegend zu überarbeiten, das Ziel ist der Aufbau eines Data Centers der nächsten Generation: Hierzu zählen die umfassende Virtualisierung von Servern, Storage, Netzwerk sowie die Nutzung von Software Defined Infrastructure, Container, konvergente und hyperkonvergente Lösungen und zukünftig Composable IT. Zudem verknüpft das Next Generation Data Center interne IT-Umgebungen und externe IT- und Businessressourcen, wie Cloud-Plattformen, Multi Clouds, Colocation Services und Business-Netzwerke zu einer einheitlichen Business Delivery Plattform.

Infrastrukturlandschaft deutscher Unternehmen ist ineffizient, teuer und unsicher

Eine höhere Effizienz und Effektivität der IT-Ressourcen steht für 37 Prozent der befragten Unternehmen ganz oben auf der Agenda. Damit benennen die IT-Entscheider klar den grundlegenden Engpass der IT-Infrastruktur in der Digitalisierung. Nach wie vor ist der Data-Center-Betrieb zu teuer und folglich zählen Kosteneinsparungen für 34 Prozent der Befragten zu den wichtigsten Prioritäten. Zwar sind Investitionen in Next- Generation-Data-Center-Technologien zunächst hoch, mittel- bis langfristig zahlen sich diese Ausgaben durch eine höhere Automatisierung, weniger Wartungsaufwand und geringere manuelle Tätigkeiten aus. Mit der Nutzung von Multi Clouds und Colocation Services verlagern sich die Ausgaben auf diese Weise schrittweise von CAPEX zu OPEX.

Zudem lässt sich der IT-Betrieb mit einer modernen Infrastruktur und automatisierten Prozessen sicherer und weniger störanfällig machen, ist man bei IDC überzeugt. Das sei immens wichtig, immerhin hätten 78 Prozent der befragten Unternehmen angegeben, in den vergangen 12 Monaten Downtimes beziehungsweise. Einschränkungen bei der Bereitstellung von Services, entweder durch Technologieausfall, Fehlentscheidungen oder Hackerangriffe verzeichnet zu haben, was ein wirklicher Hemmschuh bei der Digitalisierung sei, den es unbedingt zu vermeiden gelte.

„Wir sind davon überzeugt, dass Software-Defined-Infrastrukturen, hyperkonvergente Lösungen und zukünftig auch Composable IT die Data Center auch hierzulande revolutionieren werden“, erklärt Matthias Zacher, Manager Research und Consulting bei IDC und Projektleiter der Studie. „IT-Verantwortliche müssen jetzt dringend damit beginnen, ihre starren IT-Ressourcen zu flexibilisieren. Tun sie dies nicht, können sie schon bald die Businessanforderungen nach einem sicheren und reibungslosem IT-Betrieb in zunehmend offenen und heterogenen geschäftlichen Ökosystemen nicht mehr gewährleisten. Damit setzen sie in letzter Konsequenz die erfolgreiche digitale Transformation und damit die Zukunft des Unternehmens aufs Spiel.“

Ohne Software Defined Infrastructure (SDI) keine flexible IT-Infrastruktur

Den einen Königsweg zum Next Generation Data Center gibt es nach Auffassung von IDC nicht. Verschiedene Lösungsansätze wie Software Defined Compute, Software Defined Storage, Software Defined Networking sowie die Orchestrierung und Automatisierung über verschiedene Systeme und Domains seien nach der Virtualisierung der Infrastruktur für viele Unternehmen die nächsten logischen Schritte bei der Bereitstellung von IT-Ressourcen. Neben den Vorteilen sehen sich die befragten Unternehmen aber auch mit einigen Herausforderungen konfrontiert: Die sehr große Komplexität stellt für 31 Prozent der befragten Firmen ein ernsthaftes Hindernis dar, 26 Prozent verfügen nach eigenen Angaben nicht über ausreichendes Wissen zu SDI und mehr als ein Fünftel schätzt die Technologie als unreif ein. Aus Sicht von IDC müssen Anbieter hier nachbessern und beispielsweise mit Best Practice und Anwendungsfällen überzeugen.

Für hyperkonvergente Lösungen ist Software-Defined-Technologie eine entscheidende Komponente. Sie liefert essentielle Funktionalitäten wie etwa die dynamische Bereitstellung von IT-Infrastruktur, Flexibilität und Skalierbarkeit, einfaches Management sowie Ressourcen- und Kostenoptimierung, ohne die eine Modernisierung von Data Centern nicht möglich ist. Das übergeordnete Ziel ist dabei die Unterstützung dynamischer Workloads. Immerhin 44 Prozent der Befragten versprechen sich eine bessere Auslastung der IT-Ressourcen, vorausgesetzt die Lösungen sind auf die jeweiligen Businessanforderungen zugeschnitten. 27 Prozent der IT-Abteilungen planen, ihre Server-Infrastruktur durch eine hyperkonvergente Infrastruktur abzulösen, 26 Prozent der IT-Abteilungen wollen ihr SAN durch eine hyperkonvergente Infrastruktur ersetzen.

Was all diesen Technologien gemein ist: sie verfolgen den Ansatz der Entkopplung von Hardware und Software. Allerdings ergab die Befragung, dass viele Unternehmen offensichtlich keine klare Vorstellung davon haben, was konvergente und hyperkonvergente Systeme eigentlich sind. Dass Hersteller unterschiedliche Ansätze und Begrifflichkeiten für ihre Lösungen verwenden, macht es nicht einfacher für die Anwender. „Auch in diesem Punkt sehen wir eindeutig die Anbieter in der Pflicht, Aufklärungsarbeit zu leisten“, so Zacher.

Multi Cloud als künftiges Cloud-Deployment-Modell

Cloud-Computing und Provider Services sind nach Meinung von IDC maßgebliche Bestandteile des Next Gen Data Centers. 88 Prozent der Unternehmen verfügen über eine Cloud-Strategie. Multi Clouds entwickeln sich dabei immer stärker zu einem neuen Cloud-Deployment-Modell. Nachdem sich zunächst Provider und Rechenzentrumsanbieter mit dem Thema beschäftigt haben, evaluieren Anwenderunternehmen nun zunehmend die Möglichkeiten. Die Befragung zeigt, dass die Organisationen dabei verschiedene Ansätze verfolgen. 37 Prozent verstehen unter der Multi-Cloud die Zusammenarbeit mit einem oder zwei strategischen Cloud-Providern, um den Managementaufwand gering zu halten und hybride Clouds weiterzuentwickeln. 23 Prozent bevorzugen ein Brokermodell, bei dem der Provider in der Lage sein muss, Connectivity sowie Monitoring Tools für die relevanten Cloud-Services anzubieten. Grundsätzlich befindet sich Multi Cloud hierzulande noch in einer frühen Reifephase, allerdings werden die Unternehmen nach eigenen Angaben in den nächsten 36 Monaten verstärkt in Lösungen für Monitoring, Modellierung, Analyse, Systemstabilität, Sicherheit, zur Überwachung von Performance- und Wartungs-SLAs sowie Systeme zur Automatisierung und Orchestrierung investieren.

IDC stuft Composable Infrastrukturen als den nächsten Schritt in der Weiterentwicklung von Technologie im Rechenzentrum ein. 80 Prozent der Befragten gaben an, den Begriff zu kennen, haben allerdings unterschiedliche Vorstellungen die Bedeutung betreffend. IDC bewertet Composable Infrastrukturen als einen Lösungsansatz für die wachsenden Anforderungen an Agilität und Flexibilität, der es den IT-Abteilungen ermöglicht, Anwendungen und Infrastruktur schneller zu provisionieren und zu skalieren und somit die Transformation von statischen und unflexiblen Infrastrukturen hin zu einer Umgebung zu vollziehen, die besser ausgelastet, agil und automatisiert und damit fit für die Digitalisierung ist. In produktiven Umgebungen sind Composable Infrastrukturen heute noch nicht vorhanden, allerdings sieht IDC hier großes Potenzial für Anbieter, sich entsprechend aufzustellen. (ig)