Zeitgemäße Datenanalyse in der Pharmaindustrie

 Zeitgemäße Datenanalyse in der Pharmaindustrie

Gerade die Pharmaindustrie kann von „Big Data“ profitieren. Foto: sakkmesterke / fotolia.

Die Techniken zur Analyse großer Datenmengen – Stichwort: „Big Data“ – haben sich in den letzten Jahren derart weiterentwickelt, dass jetzt schon von einer technischen Revolution gesprochen werden muss. Die Pharmaindustrie hat dabei wie kaum eine andere Branche die Möglichkeit, vom Fortschritt zu profitieren, denn die Unternehmen sitzen auf einem wahren Datenschatz.
Pharmaunternehmen sind im Besitz großer Datenmengen – von Finanz- über klinische Patienten- bis hin zu Social-Media-Daten. Allerdings haben bisher erst wenige Unternehmen damit begonnen, sich diesen Wissensschatz zu erschließen.
„Big Data“ als Entscheidungshilfe
Der anhaltende Trend zur immer engeren Kooperation mit Patienten hat der Industrie prinzipiell ein Werkzeug in die Hand gegeben, um den Markt strategisch zu steuern und zu überwachen. Viele Unternehmen scheitern jedoch an veralteten Prozessen, die kaum geeignet sind, um mithilfe großer Mengen an Patientendaten fundierte Entscheidungen zu fällen. So sind etwa Berichte, die in althergebrachter Weise zeitaufwändig erstellt wurden, in der Regel schon veraltet, wenn eine Entscheidung getroffen werden muss – oder sie sind zu speziell, um auf eine konkrete Frage eine Antwort zu liefern. Bisher blieb hier nur die Möglichkeit, auf eine überarbeitete Version eines Berichts zu warten oder (im schlimmsten Falle) einen Blindflug zu wagen. Die automatisierte Analyse großer Datenmengen erlaubt es, hier in Echtzeit auf die akute Patientenstimmung zu reagieren und die Marktlage kontinuierlich zu überblicken bzw. zu steuern. Kommerzielle Plattformen zur Datenanalyse aggregieren etwa kontinuierlich unternehmensinterne Verkaufsdaten von Medikamenten über regionale und überregionale Märkte hinweg, kombinieren sie mit automatischen Echtzeitanalysen der Kundenmeinungen in sozialen Medien und bereiten sie visuell so auf, dass Manager jederzeit fundierte Entscheidungen treffen können.
Auch der Bereich R&D profitiert
Nach wie vor stellt jedoch innovative Forschung und Entwicklung (Research and Development, R&D) das wichtigste Standbein eines jeden Pharmaunternehmens dar. Zunehmend kompetitive Märkte verlangen dabei nach signifikanter Kostenreduktion bei gleichbleibender oder sogar steigernder Forschungsleistung. „Big Data“ bietet hier zwei Großchancen: Zum einen kann die Markt- und Wissenschaftslandschaft von der Entwicklung eines Medikamentes bis weit über die Markteinführung hinaus überwacht und analysiert werden. Moderne Datenanalyseverfahren werten dabei unternehmensinterne sowie öffentliche Datenquellen aus, womit eine kontinuierliche Anpassung der eigenen Medikamentenentwicklung möglich wird.
„Big Data“ und Recruitment
Für eine innovative Forschungs- und Entwicklungsabteilung ist jedoch nicht nur das digitalisierte geistige Eigentum ausschlaggebend. Gerade für Pharmaunternehmen ist es relevant, die passenden Köpfe zum richtigen Zeitpunkt in den Medikamentenentwicklungsprozess zu integrieren und so die angestrebten Ziele kostensparend umzusetzen. Auch hier kann die Pharmaindustrie mit geeigneter Software von „Big Data“ profitieren. Ein Beispiel wäre etwa das Tool „Touchpoint“ der Innoplexus AG: Es analysiert ständig die Wissenschaftsgemeinde und das Umfeld der Medikamentenentwicklung, wie zum Beispiel Kongresse oder Patente, um sogenannte Key Thought Leader (KTL) zu identifizieren. Auf Basis einer Vielzahl öffentlich verfügbarer Personenprofile können zudem nicht nur Experten für ein aktuelles Problem identifiziert werden – es werden auch zur Unternehmensausrichtung passende Forscher vorgeschlagen, worüber sich quasi proaktiv die eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung verstärken lässt.
Schlussfolgerungen
Man sieht, dass vorhandene Datenbestände mit moderner Technologie gewinnbringend erschlossen werden können, um neuen Nutzen zu schaffen. „Big Data“ ist im Wortsinn für Pharmaunternehmen nicht neu, aber aktuelle Ansätze erlauben nun auch die Wertschöpfung über das ganze Unternehmen hinweg: von der strategischen Planung bis hin zur Nachwuchsgewinnung. Der wichtigste Ansatz dabei ist die Automatisierung, denn nur so lassen sich immens große Datenmengen kontinuierlich nutzen. So können Patientenbedürfnisse erkannt, Medikamentenentwicklungsprozesse und die Vermarktung von Medikamenten optimiert sowie Kosten reduziert werden – schlussendlich auch ein Vorteil für das gesamte Gesundheitswesen.
Autor: Dr. Gunjan Bhardwaj ist Gründer und Vorstandsvorsitzender der Innoplexus AG, einem Anbieter von Softwarelösungen zur automatisierten Datenanalyse mit Sitz in Stuttgart.