Technik für Menschen 4.0

 Technik für Menschen 4.0

Mustererkennung, international als Pattern Recognition bekannt, ist ein weiterer Meilenstein für die Fortentwicklung intuitiv gesteuerter Arm- und Handprothesen. Bild: Ottobock

Auf der OTWorld, der internationalen Leitmesse für Orthopädietechnik gab Ottobock dieses Jahr einen Einblick in die neuen Möglichkeiten der Versorgung im digitalen Zeitalter. „Wer über den Tellerrand hinausblickt, der sieht sofort: Technologischer Wechsel läuft in der digitalisierten Welt längst auf „Highspeed“. Die neuen Fertigungsprozesse mit Scanning-Checking-Transmitting-Printing werden die technische Orthopädie und die Arbeitsabläufe in den Werkstätten radikal verändern“, erklärt Professor Hans Georg Näder, Gesellschafter und Vorsitzender des Verwaltungsrats der Ottobock SE & Co. KGaA. Unter dem Strich ließen sich mittels 3D-Druck Vorteile für die Menschen erarbeiten, damit diese ihre Lebensqualität zurückgewännen.

Ein Schwerpunkt des Messeauftritts lag deshalb auf Zukunftstechnologien der Orthopädietechnik wie digitale Fertigungsverfahren für die Herstellung und Gestaltung moderner Hilfsmittel. So demonstrierte Ottobock die Vorteile des 3D-Drucks und des CAD/CAM-Verfahrens, einer digitalen Frästechnik, die Kunststoffteile herstellt.

Mustererkennung mit der bebionic Prothesenhand

Mustererkennung, international als Pattern Recognition bekannt, ist ein weiterer Meilenstein für die Fortentwicklung intuitiv gesteuerter Arm- und Handprothesen zum Wohl der Anwender. Myo Plus – die neue Generation der Prothesensteuerung von Ottobock– lernt vom Menschen. Sie speichert die Muster der Muskelbewegungen, die für bestimmte Handgriffe des Anwenders charakteristisch sind. Möchte der Anwender Handgriffe ausführen, erkennt sie die jeweiligen Muskelspannungen und führt die Griffe automatisch aus. Das ermöglicht laut der Entwickler eine einfache Steuerung komplexer Bewegungen. Ein Umschalten zwischen verschiedenen Gelenkfunktionen entfällt. Der personalisierte Lern- und Speichervorgang, der durch einen Orthopädietechniker betreut wird, erfolgt via App.

Die Innovation der Mustererkennung am Beispiel der bebionic Hand zeigte Ottobock erstmals in Vorträgen und Workshops auf der OTWorld. Der Vorteil für den Nutzer ist eine deutlich intuitivere Steuerung. Die bebionic Hand hat fünf bewegliche Finger und 14 Griffmuster. Sie erlauben ein schnelles, kraftvolles sowie vorsichtiges Greifen von Gegenständen, die der natürlichen Bewegung einer Hand nah kommen. Durch die separat beweglichen Finger ist es beispielsweise möglich, eine Tastatur oder eine Computermaus zu bedienen.

Weltpremiere der neuen C-Brace-Generation

Außerdem zeigte das Göttinger Unternehmen erstmalig die neue Generation des mikroprozessorgeregelten Orthesensystems C-Brace. Sowohl für den Orthopädietechniker als auch für den Anwender gibt es umfassende Neuerungen. Sanitätshäuser können jetzt – nach einer Zertifizierung – das C-Brace selbst montieren und an ihre Kunden anpassen. Die einzelnen Teile der Orthese fertigt Ottobock wie gehabt an. Der Orthopädietechniker passt das C-Brace an den Patienten mit einer speziell entwickelten App auf einem Tablet an. Dies ist laut Ottobock für den Techniker wesentlich einfacher und für den Anwender angenehmer. Seitens des Herstellers ist man sicher, dass Sanitätshäuser durch die neuen Möglichkeiten eine höhere Wertschöpfung erzielen können. (ig)