Mit CheckUp die Digitalisierung präzise planen

 Mit CheckUp die Digitalisierung präzise planen

Ein Check-Up des Fraunhofer Instituts soll Unternehmen dabei helfen, Digitalisierungsmaßnahmen effizienter zu planen. Foto: Oliver Boehmer / fotolia.

Die Bedeutung der Digitalisierung für die Logistik wächst rasant. Viele Unternehmen stellen ihre Prozesse um oder planen, dies zu tun. Doch welche Maßnahmen sind die richtigen?
Nicht jedes Vorhaben zur Nutzung von „4.0-Technologien“ ist zielführend und wirtschaftlich. Das Fraunhofer IFF hat einen branchenunabhängigen »Industrie-4.0-CheckUp« entwickelt, mit dem die Digitalisierungspotenziale von Unternehmen systematisch analysiert und effektive Maßnahmen individuell geplant werden können. Auf dem Deutschen Logistik-Kongress in Berlin, der vom 19. bis 21. Oktober 2016 in Berlin stattfindet, stellt das Forschungsinstitut die neue Analysemöglichkeit vor.
Industrie 4.0-Tauglichkeit von Unternehmen lässt sich testen
Bei der Einführung von Lösungen zu Industrie oder Logistik 4.0 gilt es wohlüberlegt zu handeln. Unternehmen müssen ihre individuelle Situation exakt prüfen und die Digitalisierung präzise planen – doch das ist gar nicht so einfach, und die Gefahr von Fehlinvestitionen entsprechend hoch. „Neben der sukzessiven Entwicklung und Integration von 4.0-Technologien in die Unternehmenswelt müssen wir auch lernen, an welcher Stelle ihr Einsatz tatsächlich wertschöpfend ist und wo vielleicht nicht“, so Professor Michael Schenk, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF. „Die Digitalisierung der Produktions- und Logistikwelt ist die Zukunft. Aber der Beratungsbedarf der Unternehmen ist enorm. Denn es gibt keine 4.0-Lösungen von der Stange, sondern stets individuelle Lösungen.“ Auf dem Deutschen Logistik-Kongress stellt das Forschungsinstitut mit dem »Industrie-4.0-CheckUp« ein neues Werkzeug vor, mit dem Betriebe bei der systematischen Analyse ihrer Potenziale und der Planung ihrer Vorhaben professionell unterstützt werden.
Der CheckUp auf Basis eines Reifegradmodells macht schrittweise deutlich, auf welcher Stufe von Industrie 4.0 sich ein Unternehmen befindet. Unter Berücksichtigung der jeweiligen individuellen Rahmenbedingungen der Unternehmen können die einzelnen Schritte geplant und die Auswirkungen von Maßnahmen auf bestimmte Prozesse simuliert werden. „Am Ende steht das Ziel einer möglichst prozessübergreifenden Digitalisierung und Vernetzung, die auch die Unternehmenspartner mit einbezieht“, so Michael Schenk. „Die Höhe der Wertschöpfung steigt mit der Verknüpfung der allerorts zunehmenden und vielfältigen Insellösungen zu einer produktiven, durchgängigen digitalen Infrastruktur“.
Neue Geschäftsmodelle dank Digitalisierung
Wie aktuelle „Smart Supply Chain Solutions“ den Alltag in Unternehmen vereinfachen und zu neuen Geschäftsmodellen führen können, zeigen die Forscher des Fraunhofer IFF beispielhaft anhand von neuesten, mit RFID markierten Kunststoffpaletten. Die vom Ladungsträgerspezialisten CABKA_IPS entwickelten Paletten sind bereits mit mehr als einer Million Exemplaren produktiv in Umlauf des Einzelhandels. Dank der integrierten RFID-Transponder können die wiederverwendbaren Paletten innerhalb der Supply Chain nachverfolgt werden. Dies bietet vielfältige Möglichkeiten, um Produktions- und Logistikprozesse gezielt zu steuern, zu überwachen und somit effizienter zu gestalten. Verladekontrollen, Warenbewegungen und Sendungsverfolgung sind eindeutig abbildbar und stehen in Echtzeit zur Verfügung. Durch die RFID-Nutzung wird der Lebenszyklus der einzelnen Palette nachvollziehbar – von der Produktion jeder Palette über die Nutzungszyklen im Einzelhandel bis zur Reparatur oder Demontage der Palette. Das Fraunhofer IFF hat diese RFID-Integration von Anfang an begleitet – beginnend mit der Analyse und technologischen Beratung bis hin zum produktiven Einsatz spezieller Lösungen zur Lagerhaltung und Datenbank-Verwaltung der Paletten.
Professor Klaus Richter, Projektleiter am Fraunhofer IFF, verweist auf die neuen Geschäftsmodelle, welche durch das digitalisierte Datenmanagement ermöglicht werden: „Dank der individuellen Identifikation jeder Palette kennen Hersteller, Palettenpooler und Kunde die Nutzungszeiten jeder Palette“, so der Fachmann für Materialflusstechnik. „Davon profitieren beide Seiten. Der Produzent kann bei hoher Qualität seiner Produkte den Gewinn mit jedem weiteren Umlauf steigern. Und der Kunde zahlt mit ›pay per use‹ und muss sich nicht mit eventuell schlechten oder defekten Produkten herumschlagen.“ Neben der Palette für den Einzelhandel können nun die Erfahrungen der RFID-Integration durch CABKA_IPS auch auf andere Paletten- Typen übertragen werden.
Autor: René Maresch ist zuständig für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Fraunhofer-Instituts für Fabrikbetrieb und -automatisierung (Fraunhofer IFF).