Weltweite Märkte verlangen nach Baumaschinen

 Weltweite Märkte verlangen nach Baumaschinen

Der Bau- und Baustoffmaschinenindustrie geht es 2017 gut. Anders als in früheren Krisenzeiten hat sich in den letzten Jahren der psychologische Moment der Angst nicht oder nur wenig auf das tägliche Geschäft der Hersteller ausgewirkt. Die Öl-, Gas- und Rohstoffschwäche und die damit verbundene sinkende Nachfrage in den Schwellenländern hat der Branche allerdings zu schaffen gemacht. Obwohl die Märkte langsam zurückkommen, spüren vor allem die spätzyklischen Baustoffanlagen noch diese Effekte.

„Zwar waren die Zeiten noch nie so chaotisch wie heute, aber bisher sind wir gut mit den Herausforderungen umgegangen, die Schlag auf Schlag kommen“, betonte Johann Sailer, Vorsitzender des VDMA Fachverbandes Bau- und Baustoffmaschinen auf der Mitgliederversammlung seines Verbandes Ende Oktober in Düsseldorf.

Nach derzeitigem Stand wird die Gesamtbranche dieses Jahr mit einem Umsatzwachstum von mindestens fünf Prozent abschließen und damit die Prognosen vom Jahresbeginn bestätigen. Der Auftragseingang bei Baumaschinen liegt nach einem sehr starken Jahr 2016 auch 2017 mit derzeit 20 Prozent über dem Vergleichszeitraum des letzten Jahres. Im Detail verzeichnen Erdbaumaschinen ein Plus von 24 Prozent, Straßenbaumaschinen von 16 Prozent, Hochbaumaschinen von 18 Prozent.

In Deutschland werden gegenwärtig so viele Baumaschinen abgesetzt wie im Rekordjahr 2007. Nach einem Wachstum von 20 Prozent im letzten Jahr rechnen die Branchenvertreter in diesem Jahr mit einem geringeren Zuwachs. „Wir sind an einem Punkt, wo sich normalerweise der Markt dreht“, erklärt Jochen Sailer. Eine nächste Krise erwarte man allerdings nicht, denn die Rahmenbedingungen seien heute andere als 2007. Die Kunden hätten viel Arbeit, die Hersteller erschlössen neue Kundensegmente, wie beispielsweise im stetig wachsenden Galabau und auch der ohnehin schon starke deutsche Vermietmarkt wachse weiter. Darüber hinaus könnten Maschinen problemlos auch in andere Märkte abfließen.

Europa stabil, Fokus auf Kanada

Auch die Märkte in Europa befinden sich in einem stabilen Zustand. Der europäische Gesamtmarkt wird 2017 im zweistelligen Bereich wachsen. Länder, die in den letzten Jahren problematisch waren, wie Italien, Spanien oder Osteuropa entwickeln sich überdurchschnittlich gut. Insofern gleicht sich das Niveau über Europa hinweg wieder an. Weltweit wachsen alle Märkte außer Brasilien und dem Nahen und Mittlere Osten, allerdings auf unterschiedlichem Niveau. Russland, Indien und China sind Beispiele dafür wie sich die Volatilität erhöht hat: nach starkem Rückgang wächst der chinesische Markt nach relativ kurzer Zeit jetzt wieder exorbitant, in manchen Produktgruppen derzeit über 50 Prozent. Der nordamerikanische Markt läuft normal und ist derzeit mit leicht 5 Prozent im Plus. „Die Trump-Euphorie, ist aber weg“, kommentiert Sailer.

Der Branchenverband richtet seinen Blick verstärkt auf Kanada, dem Partnerland der Bauma 2019. Sailer betonte, dass das im September in Kraft getretene Handelsabkommen CETA gut sei für europäische Unternehmen und ein wichtiges Zeichen gegen Abschottung und für offene Märkte. Die Unternehmen versprechen sich deutliche Handelserleichterungen durch den Zollabbau und die vereinbarte Zusammenarbeit bei der technischen Regulierung und damit mehr Wettbewerbsfähigkeit. Kanada zählt zu den zehn wichtigsten Märkten für die Branche. Im vergangenen Jahr wurden Bau- und Baustoffmaschinen im Wert von 106 Millionen Euro nach Kanada exportiert. (ig)