Studie: Unternehmen nutzen Innovationspotenzial zu wenig

 Studie: Unternehmen nutzen Innovationspotenzial zu wenig
Das Gros der deutschen Unternehmen steht den Themen Digitalisierung, Vernetzung und Industrie 4.0 noch sehr zurückhaltend gegenüber – Innovationspotenziale werden aktuell kaum genutzt. Die „Digitalisierungs-Vorreiter“ dagegen bauen ihren Entwicklungsfortschritt weiter aus, wie eine Studie des Bundesverbands Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) nahelegt.

Die BME-Studie „Digitalisierung, Vernetzung, Industrie 4.0 in Einkauf & Supply Chain Management – heute und morgen“ wurde am 14.03.2017 von Prof. Dr. Ronald Bogaschewsky in Düsseldorf vorgestellt. Der Inhaber des Lehrstuhls für BWL und Industriebetriebslehre an der Universität Würzburg zeichnete zusammen mit Prof. Dr. Holger Müller von der HTWK Leipzig erneut für die Untersuchung verantwortlich. Unterstützung erhielten sie dabei vom Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik in Österreich (BMÖ) sowie erstmals auch vom Softwareentwicklungsunternehmen Allocation Network.

An der aktuellen Befragung nahmen insgesamt 262 Unternehmen aus Industrie, Dienstleistungsgewerbe, Handel und öffentlichen Institutionen im Zeitraum zwischen November 2016 und Februar 2017 teil.
Es besteht viel Nachholbedarf
„Die jüngste Studie hat gezeigt, dass sich vor allem mittelständische Betriebe mit der Nutzung digitaler Prozesse im Geschäftsalltag noch schwer tun. Hier können Einkauf und Supply Chain Management helfen, Industrie 4.0 zum Durchbruch zu verhelfen“, betonte Dr. Silvius Grobosch, Mitglied im geschäftsführenden Bundesvorstand des BME, in Frankfurt – schließlich greife der digitale Wandel auch in ihren Workflow ein.
„Der State of the Art des Einsatzes moderner IT-Instrumente im Bereich Einkauf und SCM muss in der Breite nach wie vor als eher ernüchternd eingestuft werden. Das hat unsere aktuelle Umfrage klar ergeben“, so Prof. Bogaschewsky. Nur wenige der befragten Firmen seien auf neue, innovative Formen der Digitalisierung und Vernetzung sowie auf Industrie 4.0 vorbereitet. „Allerdings sind hier extreme Unterschiede zwischen den einzelnen Betrieben festzustellen. Die Best-Practice-Unternehmen liegen weit vor dem Durchschnitt der Gesamtgruppe.“
„Eher gering bis mittel schätzt der Durchschnitt aktuell die Auswirkungen auf die zukünftige Arbeitsweise des Einkaufs durch die voranschreitende Digitalisierung ein“, fasst Prof. Holger Müller ein weiteres zentrales Umfrageergebnis zusammen. Jenseits tradierter elektronischer Instrumente für die operativen und strategischen Einkaufsprozesse sowie die Zusammenarbeit mit Lieferanten scheine für viele die sogenannte digitale Transformation doch noch immer weit weg und nebulös.
Schlussfolgerungen
Den vorläufigen Studienergebnissen zufolge zeigen sich eklatante Unterschiede zwischen den hier betrachteten Best Practice-Unternehmen und der Gesamtgruppe. Lediglich bei der Einschätzung der sich wandelnden Qualifikationsanforderungen, der Einschätzung zu einer Komplettauslagerung des operativen Einkaufs, in gewissem Maße auch hinsichtlich dessen abnehmender Bedeutung im Sinne einer Kernkompetenz zeigen sich ähnliche Ansichten. Das gilt auch für den Einsatz intelligenter Suchalgorithmen im Internet und von Datenanalyseverfahren, der Echtzeit-Lieferantenbewertung sowie der zunehmenden Dominanz großer Plattformen. Beide Gruppen bestätigen die Bedeutung des strategischen Einkaufs als Kernkompetenz.
Daher kann festgestellt werden, dass das Gros der Unternehmen den Themenkomplex Digitalisierung, Vernetzung und Industrie 4.0 bisher noch sehr zurückhaltend aufgreift und in vielen Bereichen weit davon entfernt scheint, hier in der Breite innovative Schritte zu tätigen. Die Best Practice-Unternehmen dürften dagegen voraussichtlich ihren Entwicklungsfortschritt noch weiter ausbauen können.
Die komplette Studie steht zum Download bereit (siehe unten stehender Link).
Frank Rösch ist Leiter Presse und Kommunikation beim Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME).
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