Mehr Innovationspotential durch Corporate Start-ups

 Mehr Innovationspotential durch Corporate Start-ups

Corporate Start-ups verbinden Flexibilität und Sicherheit. Foto: alphaspirit / fotolia.

Großen Unternehmen mangelt es oft an Potenzial zur Weiterentwicklung. Zu unflexibel sind die Strukturen, um zeitnah auf Veränderungen zu reagieren. Corporate Start-ups können hier als Innovationstreiber dienen: flexibel, dynamisch und doch finanziell abgesichert, können sie kreative Ideen schnell umsetzen.
Die Digitalisierung kennt keine Grenzen, bewegt sich über alle Branchen hinweg und bricht bestehende Marktstrukturen auf. Immer mehr Start-ups wollen sich auf unerschlossenen Märkten einen Namen machen. Die Generationen Y und Z sehen Traditionsunternehmen wie Siemens und Co. schon längst nicht mehr als Traumarbeitgeber an. Sie suchen nach Raum für Innovationen und kreative Freiheit, aber Studien zeigen: Tradierte deutsche Unternehmensstrukturen ermöglichen kaum Innovationspotenzial. Zwar steht der digitale Wandel auf der Prioritätenliste der meisten Manager ganz weit oben, doch wenn es um die Innovationsfreude geht, hinkt die deutsche Wirtschaft hinterher. Etablierte Unternehmen wie Daimler oder Bosch, aber auch Medienhäuser wie ProSieben oder Axel Springer lagern mittlerweile innovative Projekte vermehrt aus und gründen so genannte Corporate Start-ups – quasi Unternehmen im Unternehmen.
Früh Abnabeln hilft
Mangel an Geschwindigkeit und Flexibilität sind Faktoren, die gerade Traditionsunternehmen daran hindern, schnell innovative Lösungen hervorzubringen und umzusetzen. In kleinen Start-ups bleiben Ideen überlebensfähig, denn diese können sich im Vergleich zu Konzernen schnell neu ausrichten, Budgets flexibel handhaben und innovative Ideen in den Bereichen Marketing und Sales ausprobieren, aber ebenso rasch wieder über Bord werfen. Für Corporate Start-ups ist daher eine frühe operative Trennung vom Mutterkonzern entscheidend. Die T-Labs der Deutschen Telekom befinden sich beispielsweise an der Technischen Universität in Berlin, also direkt am kreativen Puls der Stadt – denn neue Wege brauchen neue Räume, nicht nur operativ, sondern auch physisch. So kann ein junges Unternehmen schneller Kontakte knüpfen; auch Unternehmenskooperationen kommen oft schneller und einfacher zustande als in „gesetzten“ Unternehmen.
Mehr Flexibilität durch den Einsatz digitaler Tools
Die meisten Start-ups bestehen anfangs nur aus einem kleinen Team – durchaus ein Vorteil: Denn dies ermöglicht kurze Wege für den Informationsaustausch über die Konkurrenz, Produktneuentwicklungen oder auch über veränderte Bedürfnisse der anvisierten Zielgruppe. Hier sind cloud-basierte Collaboration Tools mit Namen wie Trello, Jabber oder Spread-Meeting unabdingbar, um auch ortsunabhängig gemeinsam an Projekten arbeiten zu können. Ebenso wichtig ist der schnelle und einfache Zugriff auf Dokumente. Cloud-Softwareanbieter wie Dropbox, Google-Drive oder Tresorit ermöglichen das rasche Teilen von Dokumenten und den Zugriff auf diese auch offline. Der Einsatz neuartiger digitaler Tools ist innerhalb von großen Unternehmen oft nur schwer durchzusetzen. In Corporate Start-ups können diese hingegen schnell eingeführt werden, denn die Hierarchien sind flacher und zudem kann aufgrund der finanziellen Mittel des Mutterkonzerns auch schnell einmal auf hochwertige (und damit teurere) Technologien zurückgegriffen werden.
Corporate Start-ups: Flexibel, innovativ, lohnenswert
Alles in allem bieten Corporate Start-ups viele Vorteile: Sie haben einen großen Investor in der Hinterhand und können auf bereits bestehende Unternehmensprozesse aufbauen. Gleichzeitig jedoch können sie flexibel neue Abläufe in die bereits vorhandene Infrastruktur integrieren. Dadurch verfügen sie wohl allgemein über ein höheres Entwicklungspotenzial als andere Unternehmensneugründungen und haben einen weniger starken Existenzdruck. Alle Unternehmen müssen mit dem digitalen Wandel Schritt halten; besonders für größere Firmen erscheint die Gründung eines Corporate Start-ups lohnenswert, um kreative Ideen schnell umsetzen zu können.
Autor: Markus Ziegler ist Geschäftsbereichsleiter von pakadoo, dem Corporate Start-up der Logistics Group International GmbH (LGI), einem der führenden deutschen Kontraktlogistiker.