Deutsche Rechenzentren durch Standortnachteile ausgebremst

 Deutsche Rechenzentren durch Standortnachteile ausgebremst

Der Bitkom sieht deutsche Rechenzentren im klaren Standortnachteil.

Die Rechenzentren in Deutschland verfügen über große Standortnachteile. Zu dieser Einschätzung kommt der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom). Besonders kritisch sieht der Bundesverband die hohen Stromkosten und die ungenutzten Wärmepotenziale, die zu schrumpfende Weltmarktanteilen führen. Im internationalen Vergleich habe Deutschland mehrere Probleme: Hohe finanzielle Zusatzbelastungen im Zuge der Energiewende, die ungelöste Frage der Abwärmenutzung und die sinkenden Anteile gegenüber konkurrierenden Märkten in Europa, den USA und Asien – und das, obwohl die Investitionen am Standort Deutschland weiterhin steigen.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, hat Bitkom ein neues Positionspapier zum Thema Rechenzentren vorgelegt. In diesem Papier hat der Bundesverband Ziele formuliert, um die Rechenzentren von der Ökostrom-Umlage zu befreien und bessere Rahmenbedingungen zur Einspeisung von Abwärme in die Fernwärmenetze zu schaffen. „Die im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) festgelegte Umlage [stellt] eine massive Benachteiligung deutscher Rechenzentren dar“, formuliert Bitkom in einer Pressemitteilung, „die im internationalen Vergleich ein Vielfaches der Stromkosten zahlen müssen“. Roman Bansen, Experte für IT-Infrastruktur beim Bitkom, sieht die Rechenzentren als das Rückgrat der Digitalisierung an und bezeichnet sie als einen „Grundpfeiler digitaler Souveränität“. Es sei nötig, die Rechenzentren in die Liste der stromkosten- und handelsintensiven Branchen aufzunehmen, „um international faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen“. Laut Bansen machen die Stromkosten oft mehr als 50 Prozent der Betriebskosten aus.

 

Bitkom fordert Lösungen von der Politik

Der Bitkom fordert die Politik auf, bessere Rahmenbedingungen für eine klimafreundliche Energienutzung zu schaffen. Der stromintensive Betrieb sorge für große Mengen Abwärme, die bislang ungenutzt freigesetzt würden. Laut Bundesverband beträgt der Strombedarf der Rechenzentren in Deutschland aktuell etwa zwölf Milliarden Kilowattstunden pro Jahr und illustriert diesen Verbrauch mit dem jährlichen Strombedarf der deutschen Hauptstadt Berlin. „Die Neufassung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie der Europäischen Union fordert eine bessere Abwärmenutzung“, sagt Bansen. „Für Betreiber von Fernwärmenetzen sollten regulatorische Anreize geschaffen werden, um die Wärme aus Rechenzentren abzunehmen, sofern dies wirtschaftlich und technisch sinnvoll ist“. Es sollte für Hotels oder Schwimmbäder günstiger sein, Abwärme aus Rechenzentren zu beziehen, fordert Bansen. Bisher kaufen diese Einrichtungen für Heizung und Warmwasser teurere Primärenergie ein. Diese Lösung würde einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der CO2-Bilanz bei der Wärmeversorgung leisten.

Rechenzentren sind ein entscheidender Wirtschaftsfaktor und Treiber für die digitale Transformation in Deutschland. An den deutschen Standorten arbeiten 130.000 Beschäftigte, weitere 80.000 Jobs hängen indirekt an der Branche, schreibt der Bitkom. Die auf funktionierende Rechenzentren angewiesene Internetwirtschaft erzielt allein in Deutschland einen Umsatz von mehr als 100 Milliarden Euro jährlich.

 

Bitkom

Das Policy Paper „Rechenzentren – ein Grundpfeiler der Digitalisierung“ ist unter www.digitalwahl.de/Themen/Rechenzentren-Ein-Grundpfeiler-der-Digitalisierung.