Sieben von zehn Bankmanagern schließen weitere Fusion nicht aus
72 Prozent der Bankmanager aus dem deutschsprachigen Raum halten eine Fusion ihres Instituts für wahrscheinlich, jeder Vierte sogar für sehr wahrscheinlich. Voraussetzung dafür: Es findet sich ein geeigneter Partner, mit dem bei Zusammenschluss ein betriebswirtschaftlicher Mehrwert erzielt werden kann. Dies sind Ergebnisse des aktuellen Fusionsbarometers der Managementberatung Horváth & Partners.
Die Entscheidung für ein Partnerinstitut erfolgt in den meisten Fällen auf Basis bilateraler Vorstandsgespräche. Nur jeder fünften Fusion geht eine systematische Analyse voraus. Jeder zweite Bankvorstand aus der DACH-Region hält eine (weitere) Fusion seines Instituts für wahrscheinlich, sofern sich ein passender Partner findet. Weitere 23 Prozent gehen in diesem Fall sogar fest von einem Zusammenschluss aus. „Die hohe Bereitschaft für weitere Fusionen verwundert nicht, da sich Zusammenschlüsse nachweislich positiv auf die Effizienz auswirken“, erläutert Dr. Marcus Dahmen, Bankenexperte bei Horváth & Partners. Bereits fünf Jahre nach einer Fusion steht eine Bank nach Analyse der Managementberatung im Durchschnitt mit einer um etwa drei Prozentpunkte besseren Cost Income Ratio (CIR) da. Eine Effizienzsteigerung dieser Größenordnung zahlt sich Dahmen zufolge betriebswirtschaftlich bereits sehr gut aus.
Das Einsparpotenzial in Bezug auf Personalkosten schätzen die in der Studie befragten Bankmanager allerdings höher ein, als sie sich bei Fusionen in der Vergangenheit realisieren ließen. 60 Prozent der Manager gehen von einem Personalabbau von über zehn Prozent aus. Ein Abbau in diesem Umfang wurde jedoch nur in 40 Prozent der vergangenen Fusionen erreicht. Bei jeder vierten Fusion wurde sogar Personal aufgestockt. „Personalkostenreduktionen sind insbesondere in Zeiten der Digitalisierung natürlich ein wichtiges Thema für die Banken, sind aber typischerweise nicht der einzige Treiber einer Fusion“, so Bankexperte Dahmen.
Vorstandsgespräche entscheiden über Zusammenschlüsse
Am häufigsten (28 Prozent) erfolgt die aktive Anbahnung einer Fusion durch bilaterale Vorstandsgespräch mit dem möglichen Fusionspartner. Jedes vierte Institut geht im Vorgang einer Fusion eine Kooperation mit anderen Häusern ein, um sich besser kennenzulernen und Stärken und Schwächen auszuloten. Eine systematische Analyse potenzieller Partner nimmt nur jedes fünfte Institut vor. „Gerade Regionalbanken kennen ihre Wettbewerber gut. Doch auch sie sollten den gesamten Markt systematisch analysieren, um den richtigen Partner ebenso wie den richtigen Zeitpunkt für eine Fusionsbereitschaft nicht zu verpassen“, so Dahmen.
Integration als Mammutaufgabe
Doch selbst wenn ein Institut seinen zukünftigen Partner umfangreich durchleuchtet und kennengelernt hat, läuft die Integrationsphase den Experten von Horváth & Partners zufolge selten reibungslos ab. Wie die aktuelle Studie zeigt, müssen die Verantwortlichen vier Kernherausforderungen mit etwa gleicher Priorität bewältigen: „Geschäftsmodell & Strategie“, „Standardisierung & Automatisierung“, „Harmonisierung der IT-Architektur“ und schließlich „Change-Management & Personalentwicklung“. Diese Integrationsthemen machen jedoch nur die Hälfte der To-Do-Liste aus. Acht weitere Einzelthemen mit ebenfalls vergleichbarer Relevanz bilden den Rest. „Auch bei guter Vorbereitung ist der Integrationsprozess eine hochkomplexe Angelegenheit. Die Koordination der unterschiedlichen Tätigkeiten erfordert hohe Managementressourcen und ausgeprägte Projektmanagementerfahrung“, erklärt Horváth-Experte Dahmen. (ig)