Attraktivster Markt für Logistik-Deals

 Attraktivster Markt für Logistik-Deals

Trotz der weltweit gesunkenen Anzahl von Transaktionen ist insbesondere der europäische Logistikmarkt in Bewegung. Bild: MAN

Transport- und Logistikunternehmen weltweit fokussieren sich verstärkt auf die richtige Kaufgelegenheit: Mit 111 angekündigten Deals ab einem Volumen von 50 Millionen US-Dollar im ersten Halbjahr 2018 bleiben die die angekündigten Übernahmen der Branche zwar hinter dem Vorjahresergebnis zurück (146 Deals im ersten Halbjahr 2017). Doch wenn Unternehmen sich für den Kauf entscheiden, greifen sie tief ins Portemonnaie: Das Gesamtvolumen der Transaktionen fällt mit 71,7 Milliarden US-Dollar in der ersten Jahreshälfte 2018 sehr hoch aus – es erreicht das Rekordniveau aus dem zweiten Halbjahr 2017 (71,3 Milliarden).

Dazu tragen 13 sogenannte Mega-Deals (Gesamtjahr 2017: 18, 2016: 19) mit einem Volumen von jeweils mehr als einer Milliarde US-Dollar bei, davon sechs mit europäischer Beteiligung. Europa positioniert sich mit einem Gesamtvolumen von 34,3 Milliarden US-Dollar vor Asien (27,0 Milliarden) und Nordamerika (16,3 Milliarden). Das sind zentrale Ergebnisse einer Analyse der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC. „Trotz der weltweit gesunkenen Anzahl von Transaktionen ist insbesondere der europäische Logistikmarkt in Bewegung“, erläutert Dietmar Prümm, Leiter des Bereichs Transport & Logistik bei PwC. Bei Preisen leicht über Vorjahresniveau prägten vor allem Megadeals die Branche. Finanzinvestoren und Investorengruppen hätten gezielt auf große Targets gesetz. Bei zehn der 13 Megadeals seien sie als Käufer aufgetreten.

Europa im Zeichen von Abertis-Kauf und Air-Berlin-Insolvenz

Zu dem enorm hohen Transaktionsvolumen in Europa trägt vor allem der angekündigte Kauf des spanischen Mautstraßenbetreibers Abertis mit einem Volumen von 22,5 Milliarden US-Dollar durch eine Käufergruppe bei, zu der auch das deutsche Unternehmen Hochtief gehört. Dabei handelt es sich um die mit Abstand höchste Bietersumme in diesem Jahr. Ein weiteres prägendes Element im europäischen M&A-Geschehen ist der Konsolidierungsprozess in der Luftfahrt „Nach der Pleite von Air Berlin werden die Karten zum Teil neu gemischt“, analysiert Dietmar Prümm. Ryanair habe sich durch seinen Einstieg bei Laudamotion Zugang zu attraktiven Slots in Deutschland und Österreich verschafft. Die europäische Luftfahrt bleibe auch in den kommenden Jahren ein spannendes Wettbewerbsfeld – weitere Transaktionen seien zu erwarten.

Chinesische Onlinehändler tätigen Top-Deals

An der Spitze der Subsektoren steht der Bereich „Logistik und Trucking“ mit 46 Deals und einem Gesamtvolumen von 19,4 Milliarden US-Dollar. Eine wichtige Rolle auf diesem Markt spielen chinesische Unternehmen, die allein an 17 Transaktionen beteiligt sind. Zu den Top-Deals gehören die Investitionen zweier chinesischer E-Commerce-Riesen: Alibaba sicherte sich zehn Prozent des Logistikunternehmens ZTO Express, während JD.com rund 2,5 Milliarden US-Dollar frisches Kapital für seine Logistikeinheit Beijing Jingbangda Trade Co generieren konnte. Für Dietmar Prümm ist das Vorgehen der Onlinegiganten nachvollziehbar „Die chinesischen E-Commerce-Unternehmen bauen ihre Kompetenz im Bereich der Logistik rasant aus. Sie professionalisieren zunächst ihr Leistungsportfolio im Heimatmarkt und verschaffen sich dadurch eine gute Ausgangslage für die globale Expansion“, so der PwC-Analyst.

Schifffahrt: Technologie-Zukäufe gegen den Abwärtstrend

Die Konsolidierung der Schifffahrt schreitet unverändert voran. 23 Transaktionen in einem Gesamtvolumen von 12,6 Milliarden US-Dollar bedeuten Platz zwei bei den Subsektoren verzeichnet im ersten Halbjahr 2018. „Eine große Zahl von Asset-Deals ist darauf zurückzuführen, dass die europäischen Banken derzeit ihre Schiffsportfolios reduzieren, so etwa die HSH Nordbank“, erklärt Dr. André Wortmann, Koordinator Transport & Logistik und Partner im Maritimen Competence Center bei PwC. „Durch Zukäufe versuchen die Reedereien aber auch, ihre Service-Angebote zu erweitern und Prozesse durch neue Technologien zu digitalisieren.“ (ig)