Potenzial Künstlicher Intelligenz bei 430 Milliarden Euro

 Potenzial Künstlicher Intelligenz bei 430 Milliarden Euro

Für Nordeuropa beziffern die Experten das Wachstumspotenzial auf rund zehn Prozent. Mit mehr als elf Prozent steht Deutschland damit im Vergleich zu seinen Nachbarländern gut da. Bild: Algorithmica Technologies

Digitale Assistenten, Chatbots und maschinelles Lernen: Lösungen auf Basis Künstlicher Intelligenz (KI) gehören inzwischen zum Alltag. Und diese Entwicklung wird sich deutlich beschleunigen: Bis zum Jahr 2030 dürfte das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) allein wegen KI um 11,3 Prozent steigen. Das entspricht einer Summe von rund 430 Milliarden Euro. Zu diesem Ergebnis kommt eine detaillierte Deutschland-Auswertung der globalen PwC-Studie „Sizing the prize. What’s the real value of AI for your business and how can you capitalise?”, die darüber hinaus zeigt, dass das weltweite Potenzial bei 15,7 Billionen US-Dollar liegt. Das entspricht einem Zuwachs von rund 14 Prozent bis 2030.

„Künstliche Intelligenz hat das Potenzial zum ‚Game Changer’“, erklärt Christian Kirschniak, Head of Data & Analytics Advisory PwC Europe. Dank KI-Technologien werde es in naher Zukunft viele Dinge geben, die wir uns heute nicht vorstellen könnten und die weit über simples Automatisieren oder Beschleunigen hinausgingen. Das deutsche KI-Potenzial von 430 Milliarden Euro bis 2030 basiere auf zwei Säulen: Unternehmen brächten neue, innovative Produkte auf den Markt, die qualitativ hochwertiger und stärker auf den einzelnen Kunden zugeschnitten seien. Dies werde die Nachfrage ankurbeln und dürfe der Studie zufolge fast 60 Prozent des KI-Zuwachses ausmachen. Dieser Effekt sei damit stärker als die zweite Säule – die Effizienzgewinne, die durch KI-Technologien entstünden. Das decke sich mit den weltweiten Zahlen: Mit 9,1 Milliarden US-Dollar entfalle der größere Teil des KI-Potenzials von insgesamt 15,7 Milliarden US-Dollar auf Innovationen.

China und die USA spüren den KI-Effekt am stärksten

Im Ländervergleich dürften China und die USA am stärksten vom KI-Boom profitieren. Für China haben die PwC-Experten errechnet, dass die Wirtschaft bis 2030 allein durch KI um mehr als ein Viertel steigen dürfte. Das entspricht einem Potenzial von sieben Billionen US-Dollar. In Nordamerika sind es 3,7 Billionen US-Dollar (knapp 15 Prozent).

Für Nordeuropa beziffern die Experten das Wachstumspotenzial auf rund zehn Prozent. Mit mehr als elf Prozent steht Deutschland damit im Vergleich zu seinen Nachbarländern gut da. „Deutschland profitiert in besonderem Maße von künstlicher Intelligenz“, kommentiert Kirschniak. „Der Anteil der Branchen, in denen starke Produktivitätssteigerungen durch KI möglich sind, ist hier überdurchschnittlich hoch.“ Das betreffe etwa die industrielle Fertigung.

Gesundheitsbranche und Automobilsektor besonders betroffen

Um die Auswirkungen künstlicher Intelligenz auf die Produkte und Services verschiedener Branchen zu analysieren, haben die PwC-Experten den „Artificial Intelligence Impact Index“ entworfen. Mit jeweils 3,7 Punkten auf einer Skala von eins bis fünf ist demnach der Einfluss auf die Healthcare-Branche und die Automobilindustrie am stärksten. Es folgen die Finanzbranche (3,3) und der Transport- und Logistiksektor (3,2). „Künstliche Intelligenz wird zahlreiche Branchen disruptiv verändern“, glaubt Kirschniak. „Unternehmen, die sich nicht schnell genug anpassen und die neuen Technologien rasch adaptieren, laufen Gefahr, von agileren und innovativeren Konkurrenten überrundet zu werden.“

Etablierte Unternehmen müssen Strukturen überdenken

Absehbar ist laut PwC auch, dass durch den Durchbruch der künstlichen Intelligenz Arbeitsplätze wegfallen. Maschinen übernehmen repetitive Tätigkeiten, die bislang Menschen ausgeführt haben. Auf der anderen Seite entstehen aber neue Jobs und Berufsbilder: Um den reibungslosen Verkehr in einer fahrerlosen Welt sicherzustellen, wird es beispielsweise Lotsen geben, die den Verkehr steuern wie Fluglotsen dies heute im Luftraum tun.

„Wir werden in allen Branchen Arbeitskräfte brauchen, die kreativ über den Einsatz von KI nachdenken“, kommentiert PwC-Partner Kirschniak. „Die Herausforderung für Unternehmen besteht darin, geeignete Mitarbeiter für diese Aufgaben zu finden und zu rekrutieren. Um attraktiv und wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen deshalb insbesondere etablierte Firmen generell ihre Strukturen überdenken. Denn in fünf oder zehn Jahren werden wir möglicherweise Unternehmen als Marktführer erleben, die heute noch gänzlich unbekannt sind.“ (ig)