EU-konforme Netzanschlussregeln für alle Spannungsebenen

 EU-konforme Netzanschlussregeln für alle Spannungsebenen

Mit den vorliegenden Anwendungsregeln sind erstmals für sämtliche Spannungsebenen aufeinander abgestimmte, einheitlich aufgebaute Regeln verfügbar. Bild: Umweltbundesamt

Das Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (VDE|FNN) hat vier VDE-Anwendungsregeln veröffentlicht, mit denen die nationalen Anforderungen des Europäischen Network Code „Requirements for Generators“ (RfG) für Deutschland ausgestaltet sind. Damit hat VDE|FNN erstmals für alle Spannungsebenen Regeln für Erzeugungsanlagen definiert, für Mittel-, Hoch- und Höchstspannung zudem auch für Bezugsanlagen. Die fristgerechte Überführung der EU-Vorgaben in die nationale Regelsetzung bietet den Akteuren im Stromsektor den längst möglichen Zeitraum, um die neuen Anforderungen umzusetzen.

„Unsere neuen Regeln bieten Produktentwicklern, Herstellern sowie Netzkunden und Netzbetreibern mehr Planungs- und Investitionssicherheit“, erläutert Heike Kerber, Geschäftsführerin von VDE|FNN. Insbesondere mit Vorgaben für Erneuerbare-Energien-Anlagen und Technologien wie Elektromobilität und Speicher ebneten sie den Weg für eine erfolgreiche Energiewende in Deutschland und Europa. Entscheidend dafür sei, dass das Regelwerk mit allen relevanten Fachkreisen erarbeitet und abgestimmt sei. Es sei anerkannt, praxisgerecht und diene an der Schnittstelle von Anlage und Netz dem sicheren Systembetrieb.

Was leistet das neue Regelwerk?

Mit den vorliegenden Anwendungsregeln sind erstmals für sämtliche Spannungsebenen aufeinander abgestimmte, einheitlich aufgebaute Regeln verfügbar. Durch die vielen kleinen Erneuerbaren-Energien-Anlagen werden aktuell deutlich mehr Systeme an die Nieder- und Mittelspannungsnetze angeschlossen als früher. Das bringt viele neue Herausforderungen mit sich. Das neue Regelwerk steht für eine sichere Netzintegration erneuerbarer Energien. Zudem stellt VDE|FNN die Interoperabilität der Netze sicher. Dies ist im Interesse des grenzüberschreitenden Stromhandels notwendig – dem erklärten Ziel der EU für die Europäischen Network Codes.

Größte Vereinfachung im Bereich Niederspannung

Für die Niederspannung sind derzeit noch verschiedene Richtlinien von mehreren Verbänden gültig. Ziel von VDE|FNN ist es, die Vielzahl der aktuell gültigen Unterlagen zu reduzieren. Die vorliegende Anwendungsregel für Erzeugungsanlagen am Niederspannungsnetz sowie die im Laufe der kommenden Monate erscheinende TAR Niederspannung (VDE-AR-N 4100) werden mehrere Unterlagen bündeln. Langfristig ist eine Zusammenführung beider Unterlagen vorgesehen.

EU-Notifizierungsverfahren ausstehend

Der aktuellen Veröffentlichung der Anwendungsregeln ging eine öffentliche Konsultationsphase zu den Entwürfen voraus, die zahlreiche Experten und Verbände nutzten. Nun steht für deren Gültigkeit und Aufnahme in das VDE-Vorschriftenwerk die Notifizierung durch die Europäische Kommission aus. Das Verfahren dafür wird mindestens drei Monate in Anspruch nehmen. Dabei wird die Umsetzung der Europäischen Network Codes auf unzulässige Einschränkungen des EU-Binnenmarktes etwa durch Bevorzugung nationaler Anbieter geprüft. Vorgesehen ist eine Einführungs- und Übergangsfrist bis 27. April 2019.

Ab dem 28. April 2019 müssen alle Neuanlagen an Nieder-, Mittel-, Hoch- und Höchstspannung entsprechend angeschlossen und betrieben werden. Die VDE-Anwendungsregel „Erzeugungsanlagen am Niederspannungsnetz“ (VDE-AR-N 4105) sowie die „Technischen Anschlussregeln (TAR) Mittelspannung“ (VDE-AR-N 4110), „TAR Hochspannung“ (VDE-AR-N 4120) und „TAR Höchstspannung“ (VDE-AR-N 4130) sind ab sofort im VDE-Shop erhältlich.

Die Europäischen Network Codes

Die Europäischen Network Codes – europaweit harmonisierte Netzzugangsbedingungen – wurden von der Europäischen Kommission entwickelt, um den Wettbewerb im Elektrizitätsbinnenmarkt zu fördern. Im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie gestaltet VDE|FNN die nationalen Anforderungen in Form von VDE-Anwendungsregeln aus. Darin beschreibt VDE|FNN sowohl die konkreten EU-Vorgaben als auch die Spezifika für das deutsche Stromsystem. Neben dem RfG arbeitet VDE|FNN auch an der Ausgestaltung des „Network Code on Demand Connection“ (DCC) und „Network Code on High Voltage Direct Current“ (HVDC). (ig)