Aufbruch in das digitale Montage-Zeitalter
Industrie 4.0 und digitale Vernetzung verändern Montageprozesse grundlegend. Die Dimension dieser Entwicklung wird erstmals auf der automatica 2018, vom 19. bis 22. Juni auf dem Gelände der Messe München, sichtbar. Cobots, digitale Assistenzsysteme, Edge-Computing und Transportdrohnen sollen für ein staunendes Fachpublikum sorgen.
Wer dachte, die künftigen Veränderungen im Bereich der Montage- und Handhabungstechnik werden sich wie in der Vergangenheit still und leise vollziehen, wird auf der internationalen Leitmesse in München eines Besseren belehrt. Industrie 4.0 ist real! Mit positiven Auswirkungen für alle: für die Mitarbeiter, die sich dank neuer Tools wie Datenbrillen und Tablets über abwechslungsreichere Arbeitsinhalte freuen werden, für Produzenten, die smart, effizient und wirtschaftlich montieren können sowie für Endverbraucher, die mehr Kundenorientierung erwarten können.
Intelligente Sensorik als Wegbereiter
Dabei sind es die kleinsten Automatisierungskomponenten, die bei der digitalen Vernetzung die größte Rolle spielen. Gemeint sind intelligente Sensorgenerationen, die Daten direkt am Ort des Geschehens mit immer komplexeren Algorithmen in Echtzeit erfassen, verarbeiten und weiterleiten. Möglich wird dies durch Edge Computing. Dabei wird im Gegensatz zu Cloud-Computing die Leistung immer kleinerer und günstiger Microcontroller für eine dezentrale Datenverarbeitung genutzt. Dank Edge Computing lässt sich dringend benötigte Intelligenz einfach in den Sensor verlagern.
Was Sick unter „Sensor Intelligence“ versteht, wird das Unternehmen auf der automatica im Detail zeigen. Sensoren mit dezentraler Rechenkapazität machen die digitale Vernetzung komplexer Montageprozesse möglich und tragen damit entscheidend zu höherer Dynamik und Flexibilität bei. Künftig wird die weiter fortschreitende digitale Vernetzung dafür sorgen, dass sich Montageprozesse weitestgehend selbst steuern und sich verändernden Parametern anpassen.
Innovative Greifsysteme erobern den Luftraum in Fabrikhallen
„Auch das industrielle Greifen wird sich in den kommenden Jahren radikal verändern“, ist Henrik A. Schunk, geschäftsführender Gesellschafter, CEO, der Schunk GmbH & Co. KG überzeugt. Im Fokus stehen intelligente, vernetzte und feinfühlige Greifsysteme, mit denen sich die Produktionsszenarien der Industrie 4.0 und der Mensch-Roboter-Kollaboration realisieren lassen. Das Spektrum reicht von intelligenten Greifern zur integrierten Prozessüberwachung über Co-act Greifer für kollaborative Anwendungen bis hin zum Highend-Greifer mit sensorischer Aura. „Künftig werden unsere Module unmittelbar am Bauteil oder Werkstück Informationen über das Teil, den Prozess und die Komponenten erfassen, verarbeiten und entsprechende Reaktionen ausführen“, so Schunk.
Neue Szenarien eröffnet zweifellos auch eine spektakuläre Entwicklung vom Spann- und Greiftechnikspezialisten Röhm, der mit seinem Drohnengreifer nun auch den Luftraum für die Intralogistik nutzt. Dieses wegweisende Konzept ermöglicht den mannlosen Transport von Werkzeugen oder Teilen in Produktionshallen. Der Lufttransport birgt enormes Zukunftspotential. Der Greifer, der in Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation und den Industrie 4.0 Experten von Digital Worx entstand, soll für Aufmerksamkeit auf der Messe sorgen.
Cobots und digitale Assistenten unterstützen Fachkräfte
Gleiches gilt für die Cobots, die bereits vor zwei Jahren die Messebesucher in ihren Bann zogen. Und auch die kooperierenden Roboter haben technologische Quantensprünge vollzogen, viele sind nun uneingeschränkt praxistauglich. Der BionicCobot von Festo hat gelernt, Sprache zu verstehen. Aufgrund seiner natürlichen Bewegungsmuster und der eingesetzten nachgiebigen Pneumatik ist er laut Hersteller prädestiniert für eine gefahrlose Mensch-Roboter-Kollaboration. Durch einfache Bedienbarkeit, Positionserfassung und Sprachsteuerung, in Kombination mit maschinellem Lernen und künstlicher Intelligenz, kann der Roboter intuitiv und effizient mit dem Menschen zusammenarbeiten.
Dass nicht nur die Interaktion mit Cobots manuelle Arbeitsplätze interessanter gestaltet, sondern auch digitale Assistenten wesentliche Erleichterungen auf Werkerebene bringen, beweist das Fraunhofer IPA in München. Hier hat man das Thema Datenbrillen und Unterstützung der Fachkräfte in Echtzeit etwas weiter interpretiert. Mit Augmented-Reality-Brillen und eingeblendeten Montageinstruktionen sollen Monteure künftig ohne Einweisung neue Aufgaben übernehmen können. Es muss kein Mitarbeiter mehr abgestellt werden, der neue Kollegen einlernt. Gedruckte Anleitungen sind überflüssig. Mit ein paar Anpassungen könnten die Augmented-Reality-Brillen auch Techniker bei Wartungsarbeiten unterstützen.
Paradigmenwechsel in der Montage
Auf der automatica wird auch zu sehen sein, wie sich klassische Anlagenbauer auf den Wandel in der Montageautomation einstellen. Dazu Stefan Roßkopf, Geschäftsführer von Teamtechnik: „In der modernen Fabrikautomation liegt der Steuerungs- und Softwareanteil heute bei etwa 50 Prozent. Deshalb haben wir intensiv in das Know-how für Software- und Steuerungstechnik investiert und zudem eine eigene Prüfsoftware entwickelt“. Man besetze jetzt mit diesem spezifischen Fachwissen einen Spitzenplatz in der Branche. Datenauswertung, Datensicherheit, Rückverfolgbarkeit und das Handling steigender Datenmengen gehörten ebenfalls zu unseren Lösungskompetenzen.
So kann der Automatisierungsspezialist, der auf die Wachstumsmärkte Automobilproduktion und Medizintechnik fokussiert, eigenen Aussagen zufolge selbst hohe Anforderungen seiner Kunden nach validierter Software, digitaler Vernetzung oder Integration von Kundenleitsystemen bedienen. Ob zukunftsweisende Mensch-Roboter-Kollaboration oder vorbeugende Wartung – Teamtechnik setzt beides bereits in seinen modernen Montage- und Prüfsystemen ein, wovon sich die Fachbesucher auf der automatica 2018 überzeugen können. (ig)