Digitalisierung der Augenheilkunde

 Digitalisierung der Augenheilkunde

Das Clarus 500 ermöglicht einen Blick von der Makula (der Netzhautmitte) bis zur äußersten Peripherie. Bild: Zeiss

Auf dem Jahreskongress 2017 der American Academy of Ophthalmology (AAO) in New Orleans präsentierte die Medizintechnik von Zeiss neue Technologien für den Fortschritt in der Digitalisierung der Augenheilkunde. Dazu gehört Veracity Surgical, ein Cloud-basiertes Planungstool für die Kataraktchirurgie. Es ermöglicht Chirurgen eine personalisierte, technologiegestützte Patientenversorgung mit bestmöglichen Ergebnissen. Zudem stellte Zeiss Lösungen zur Steigerung von Effektivität und Effizienz in der Diagnose von Netzhauterkrankungen und Glaukom vor.

„Die digitale Technologie verändert unser Leben von Grund auf und hat auch einen erheblichen Einfluss auf das Gesundheitswesen“, erläutert Dr. Ludwin Monz, Vorstandsvorsitzender der Carl Zeiss Meditec AG. „Zeiss greift fortwährend zukunftsweisende Trends auf, um Ärzten innovative Lösungen zum Wohle ihrer Patienten zu bieten“. Das Gesundheitssystem werde derzeit durch die Digitalisierung völlig neu ausgerichtet.

Auf der AAO 2017 stellt Zeiss die Cloud-basierte Plattform Veracity Surgical vor. Dieses intuitiv zu bedienende Tool unterstützt Planung, Logistik, Behandlung, Risikomanagement und Analyse von Katarakt-Operationen. Karakt-Operationen werden bei Menschen mit Grauem Star am Auge (Katarakt) durchgeführt, um die körpereigene, getrübte Augenlinse gegen eine künstliche Linse auszutauschen. Die Kataraktchirurgie-Plattform Veracity ist die erste Anwendung, die Zeiss dem Markt vorstellt, seit das Unternehmen im August letzten Jahres Veracity Innovations LLC erworben hat. Veracity Innovations LLC wurde von den führenden Augenärzten Dr. Kerry D. Solomon und Dr. Kyle Smith gegründet.

Weil das System auf alle relevanten Daten der elektronischen Patientenakte (Electronic Medical Record, EMR) zugreifen kann und daher die Patientendaten ganzheitlich verfügbar macht, können Ärzte mit einem Klick individuelle und effiziente Pläne für den einzelnen Patienten erzeugen. Wesentliche Informationen wie Problemlisten, Medikamenteneinnahme, bisherige Behandlungen und Refraktionswerte werden berücksichtigt, um die OP-Planung zu individualisieren und zu optimieren.

„Zeiss bietet bereits moderne digitale Lösungen, die Ärzte bei ihren klinischen Entscheidungen und beim effizienten Datenmanagement unterstützen“, erläutert Jim Mazzo, Global President Ophthalmic Devices der Carl Zeiss Meditec. „Diese ergänzen wir nun durch Veracity – eine einfache, Cloud-basierte Lösung, die Ärzten und ihren Teams genau die Informationen bereitstellt, die sie an jedem einzelnen Schritt im klinischen Prozess benötigen“. Auf diese Weise könnten sie effizienter arbeiten, Risiken eingrenzen und optimale Ergebnisse für die Patienten erzielen.

Veracity Surgical unterstützt Ärzte, personalisierte und technologiebasierte Behandlungen anzubieten und bestmögliche Ergebnisse für ihre Patienten zu erzielen. Es ergänzt Zeiss Forum und dessen Workplace-Applikationen. Forum ist das integrierte Datenmanagementsystem von Zeiss für die Augenheilkunde. Es vernetzt Diagnosegeräte innerhalb der Praxis und macht Untersuchungsdaten aus verschiedenen Modalitäten zusammengefasst dort verfügbar, wo sie benötigt werden. So wird der klinische Arbeitsablauf in Praxis und OP vereinfacht.

Während der AAO konnten Ärzte außerdem neue digitale Telemedizin-Anwendungen für das Netzhautscreening kennen lernen, die zurzeit entwickelt werden. Diese könnten zukünftig den Zugang von Menschen zu fachärztlicher Betreuung verbessern und zur klinischen Zusammenarbeit zwischen Ärzten unterschiedlicher Disziplinen an verschiedenen Orten beitragen – einschließlich professioneller Beratung aus der Ferne und Überweisungsvorgängen.

Hochauflösende Bilder in Echtfarben von der Makula bis zur Peripherie

Zeiss präsentierte ebenfalls das neu eingeführte Clarus 500, das erste Ultraweitwinkel-Fundusbildgebungssystem mit Echtfarben und außergewöhnlicher Klarheit. Das System bietet Ärzten ein besseres Bild vom gesamten Fundus (Augenhintergrund). Das System erfasst außergewöhnliche Bilder in Echtfarben, die der natürlichen Farbgebung der Netzhaut sehr nahe kommen, mit einer Auflösung bis auf 7 Mikrometer. Es ermöglicht einen Blick von der Makula (der Netzhautmitte) bis zur äußersten Peripherie.

Nach Aussage des Netzhautspezialisten Dr. Roger Goldberg, MBA, von Bay Area Retina Associates kombiniert Clarus die Vorzüge einer Ultraweitwinkel-Ansicht über die gesamte Netzhaut mit der hohen Qualität herkömmlicher Fundusfotografie für die Darstellung des Sehnervs und der Makula. „Durch hochauflösende Echtfarbenbilder des Sehnervs und der Makula wie auch der retinalen Peripherie müssen wir jetzt nicht mehr anhand der retinalen Pathologie wählen, mit welchem System wir die Netzhaut des Patienten abbilden müssen“, sagt Dr. Goldberg.

Wird Clarus in Forum und den Retina Workplace integriert, so können die Ergebnisse zusammen mit anderen ophthalmologischen Bildern und Untersuchungsdaten einer effizienten multimodalen Analyse unterzogen werden. Zudem gab Zeiss auf der AAO ein Ausblick auf eine Cloud-basierte Technologie für Fundusbildgebung via Telemedizin. Mit dieser Technologie können Ärzte in Zukunft mit anderen Ärzten in Echtzeit zusammenarbeiten.

Außerdem stellt Zeiss den Humphrey Field Analyer (HFA3) Sita Faster vor. Seit mehr als 25 Jahren bewährt in Forschung und klinischem Alltag ist der HFA der Standard in Glaukomdiagnose und -behandlung (Glaukom – Grüner Star). Jährlich werden geschätzt 25 Millionen HFA-Tests ausgeführt.
Nach einem jüngst veröffentlichten Bericht der Glaucoma Research Foundation steigt die Prävalenzrate des Glaukoms, teilweise bedingt durch den raschen Anstieg des Anteils älterer Menschen in der Bevölkerung. Ferner würden nach den veröffentlichten Glaukom-Richtlinien viele Patienten von Sehfeldtests in kürzeren Intervallen profitieren, da die Ärzte damit bei schnell fortschreitenden Krankheitsverläufen die Therapie individuell für den Patienten besser planen könnten. Diesen erhöhten Bedarf adressiert Zeiss mit einer neuen Teststrategie für den für den HFA3-Perimeter, mit der die Testdauer nun um die Hälfte gesenkt werden kann. Viele Patienten brauchen für den neuen SITA Faster 24-2-Test nur etwa zwei Minuten. Damit werden die Arbeitsabläufe in der Praxis zeitsparender und effizienter.

HFA3 kann in den Forum Glaucoma Workplace integriert werden, so dass Sehfeldtests, OCT-Scans, Fundusbilder sowie die Struktur- und Funktionsuntersuchungen bei Bedarf in der Praxis verfügbar sind. Glaucoma Workplace kombiniert automatisch alle relevanten Informationen von verschiedenen Modalitäten in einem übersichtlichen Bericht, der die Struktur- und Funktionstests darstellt und so eine rasche Glaukomdiagnose und Progressionsanalyse unterstützt. (ig)