Automatisierung betrifft jeden fünften Arbeitnehmer

 Automatisierung betrifft jeden fünften Arbeitnehmer

Auf der einen Seite sorgt die Digitalisierung für den Wegfall von Arbeitsplätzen, gleichzeitig wächst aber der Fachkräftebedarf. Foto: demografiewandel.info

Computer und Maschinen werden in Zukunft 40 Prozent aller heutigen beruflichen Tätigkeiten in Deutschland verrichten können. Das bedeutet, dass bis zum Jahr 2025 die Stellen von 7,7 Millionen Beschäftigten von Automatisierung betroffen sind – in etwa jeder fünfte Arbeitnehmer. Dabei handelt es sich keinesfalls nur um Geringqualifizierte, denn mehr als 60 Prozent der Betroffenen sind Fachkräfte. Dies sind Ergebnisse der neuen Analyse „Schöne neue Arbeitswelt 4.0? Was wir tun müssen, damit uns die Arbeit nicht ausgeht“ von The Boston Consulting Group (BCG).

Auf der einen Seite sorgt die Digitalisierung für den Wegfall von Arbeitsplätzen, gleichzeitig wächst aber der Fachkräftebedarf. Nach BCG-Schätzungen könnten dem deutschen Arbeitsmarkt bis 2030 insgesamt rund sechs Millionen Arbeitskräfte fehlen. „Digitalisierung und Automatisierung stellen den deutschen Arbeitsmarkt vor große Herausforderungen“, bekräftigt BCG-Partner Heinrich Rentmeister. Die Antwort auf diese Herausforderungen liege in der Aus- und Weiterbildung. Die Qualifizierung der Arbeitskräfte auf in Zukunft gefragte Kompetenzen sei die Brücke, die drohende Arbeitslosigkeit und steigenden Fachkräftebedarf zusammenbringe.

Weiterbildungskosten deutlich geringer als vermeidbare Sozialkosten

Investitionen in die Weiterbildung der betroffenen Arbeitnehmer lohnen sich. Die Kosten für entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen beziffert BCG bis 2025 kumuliert auf rund 75 Milliarden Euro, also durchschnittlich rund zehn Milliarden Euro pro Jahr. Dem stehen vermeidbare Kosten in Höhe von 70 Milliarden Euro pro Jahr für die Versorgung von 7,7 Millionen Betroffenen auf Hartz-IV-Niveau gegenüber. Hinzu kämen die wegfallenden Einnahmen aus der entsprechenden sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung in Höhe von weiteren rund 170 Milliarden Euro. Für diese Berechnungen hat BCG Zahlen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, der Bundesagentur für Arbeit sowie vorangegangener BCG-Studien zugrunde gelegt.

Fünf Handlungsfelder für kompetenzbasierte Weiterbildung

Die Boston Consulting Group hat fünf Handlungsfelder für die erfolgreiche Weiterbildung identifiziert. Die Grundlage bildet dabei ein neues Kompetenzmanagement. „In Zukunft wird die Frage im Vordergrund stehen, was ein potenzieller Mitarbeiter kann – und nicht welchen Beruf er einmal erlernt hat“, erläutert Heinrich Rentmeister. Daher empfiehlt BCG

  1. Die Bildung von übergreifenden Kompetenzen verstärkt in das bewährte duale Berufsbildungssystem einzubeziehen.
  2. Belastbare Prognosen zu entwickeln, damit die künftig gefragten Kompetenzprofile schon heute in die berufliche Aus- und Weiterbildung integriert werden können. Nur so gelingt eine proaktive und am künftigen Bedarf ausgerichtete Qualifizierung der Arbeitskräfte.
  3. Mit Blick auf die dynamischen Anforderungen des Arbeitsmarktes eine lebensbegleitende flächendeckende Berufsberatung zu etablieren – und zwar auch für Berufstätige.
  4. Das Vorgehen von Arbeitgebern, Behörden und Bildungsträgern besser aufeinander abzustimmen.
  5. Umgehend eine politische Gesamtstrategie zu entwickeln, welche die beschriebenen Maßnahmen koordiniert und einen entsprechenden Finanzierungsrahmen schafft.

„Wir begreifen die Herausforderungen der Digitalisierung als Chance“, erläutert Heinrich Rentmeister. Um diese zu nutzen, brauche es ein Aus- und Weiterbildungssystem, das jetzt fit für die Zukunft gemacht werde. (ig)