Unternehmenskunden fragen stark nach IoT-Anwendungen

 Unternehmenskunden fragen stark                                       nach IoT-Anwendungen

Noch haben sich laut der Bain-Studie „Choosing the Right Platform for the Industrial IoT“ die meisten der am Internet der Dinge interessierten Unternehmen nicht für einen Partner entschieden. Foto: Fotolia

Das Internet der Dinge (IoT) boomt. In den kommenden drei Jahren wird der weltweite Markt, sprich die Vernetzung unzähliger Sensoren und Aktoren, von Haushaltsgeräten und Industrieanlagen, auf ein Volumen von rund 470 Milliarden US-Dollar anwachsen. Besonders stark entwickelt sich das IoT-Geschäft im Unternehmensumfeld. Dort prognostiziert die Managementberatung Bain & Company für 2020 Umsätze von 331 Milliarden US-Dollar. Der Bereich Industrie 4.0 – also Anwendungen im verarbeitenden Gewerbe – macht dabei allein 85 Milliarden US-Dollar aus.

Schon in nächster Zukunft wird sich entscheiden, welche der vielen IoT-Anbieter von der rasanten Entwicklung am meisten profitieren. Noch haben sich laut der Bain-Studie „Choosing the Right Platform for the Industrial IoT“ die meisten der am Internet der Dinge interessierten Unternehmen nicht für einen Partner entschieden. Der Befragung unter rund 500 Industriekunden und 150 Technologielieferanten zufolge diskutieren mehr als 60 Prozent der Interessenten derzeit ihre Planungen in diesem Zukunftsfeld. Doch das Zeitfenster für die Auswahl des Anbieters ist eng den 2020 wollen bereits mehr als 60 Prozent der befragten Firmen mit ersten Implementierungen von IoT-Lösungen begonnen haben, rund 20 Prozent dann die Systeme unternehmensweit installieren. Spätestens 2025 sollen laut der Studie fast alle Investitionsentscheidungen gefallen sein.

Harter Wettbewerb auf einem Wachstumsmarkt

Momentan tobt auf dem Markt ein intensiver Konkurrenzkampf um die Gunst der Firmenkunden. Nicht nur die großen US-amerikanischen Cloud- und Netzwerkanbieter wie Amazon, Microsoft oder IBM sind hochaktiv, sondern auch Softwarekonzerne wie Oracle, der Mischkonzern GE oder der Automatisierungsspezialist Rockwell Automation. Die deutschen Industriekonzerne Siemens, Bosch, SAP und Maschinenbauer wie Dürr, Trumpf oder DMG Mori aber auch die französische Schneider Electric befinden sich ebenfalls im harten Wettbewerb um die Investitionsbudgets von Industrie, „Industrielle IoT-Anwendungen eröffnen Unternehmen große Chancen für integrierte Lösungen aus Software und Services“, erklärt Michael Schertler, Partner und Industrieexperte bei Bain. Allerdings müssten sie die Anbieter sorgfältig prüfen, um in diesem extrem fragmentierten Markt den richtigen Technologiepartner für ihr strategisch wichtiges Investment zu finden. Die Qualität der Plattform spiele dabei eine entscheidende Rolle. Diese solle nicht nur Sensoren und Geräte vernetzen, sondern müsse auch Cybersicherheit garantieren, Daten aggregieren und analysieren sowie externe und interne Weiterentwicklungen ermöglichen.

Kleinere Nischenanbieter mit spezialisierten Anwendungen häufig erfolgreicher

Noch müssen die Unternehmen, so ein weiteres Ergebnis der Studie, etliche Hürden auf ihrem Weg ins Internet der Dinge nehmen. Gegenwärtig sorgen sie sich um die Sicherheit der Systeme und fürchten den Einbau neuer Software in ihre bestehende Technikwelt. Viele fragen sich auch, ob ihnen das aufwendige und teure Projekt tatsächlich einen geschäftlichen Vorteil bringt. Angesichts dieser Bedenken haben gerade die großen IoT-Pioniere Probleme, ihre Kunden mit umfassenden Lösungen zufriedenzustellen. „Alle Anbieter kündigen umfassende IoT-Plattformen an, aber die Resonanz potenzieller Kunden fällt sehr unterschiedlich aus“, konstatiert Bain-Technologieexperte Dr. Hans Joachim Heidler. Kleinere Nischenanbieter mit spezialisierten Anwendungen seien häufig erfolgreicher als die großen Konzerne, die Milliarden in ihre IoT-Lösungen investierten.

Dennoch haben nach Aussage von Bain gerade die Industriegiganten gute Chancen, im boomenden IoT-Markt Fuß zu fassen. Denn Unternehmen wie Siemens, Bosch oder GE genössen das Vertrauen ihrer Kunden. Jetzt gelte es für sie, sich mit passenden Partnern zusammenzuschließen, die ihnen Cloud-Dienste, Netzwerkservices oder Datenanalysesoftware lieferten. Dabei sollten sie nach Überzeugung der Studienverantwortlichen auch kleinere Anbieter oder Start-ups in Betracht ziehen. Zugleich müssten sie klare Prioritäten setzen und ihre Angebote aggressiv vermarkten. (ig)