Marktstudien zeigen überaus positive Entwicklung auf

 Marktstudien zeigen überaus positive Entwicklung auf
Die Licht-Technologien bieten großes Wachstums- und Innovationspotential, wie zwei neue Studien des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) und des Branchenverbands Photonics21 zeigen. Starke Kernbereiche, Wachstumsraten jenseits des BIP und hohe Aufwendungen für Forschung und Entwicklung sprechen für erfolgreiche Aussichten bis zum Jahr 2020.

Die Schlüsseltechnologie der Photonik ist praktisch ein Garant für Wachstum – dies unterstreichen zwei neue, komplementäre Marktstudien des VDMA und der Europäischen Technologieplattform Photonics21 (zu beziehen über den Link am Ende dieses Artikels). Seit 2005 ist die Photonik-Industrie demnach um durchschnittlich 6 bis 7 % jährlich gewachsen.

Auch die führenden Weltmarktpositionen in den Photonik-Kernbereichen ließen sich für Europa und Deutschland behaupten. Die Forschungsquote von fast 10 % des Umsatzes spricht zudem für das Innovationspotenzial der Photonik. Die aktuellen Branchendaten werden gemeinsam von Photonics21 und dem VDMA zum Start der Laser World of Photonics 2017 in München vorgestellt.
Photonik wächst schneller als BIP
Der Weltmarkt für Photonik ist laut Photonics21 und VDMA von 228 Mrd. Euro (2005) über 350 Mrd. Euro (2011) auf 447 Mrd. Euro im Jahr 2015 gewachsen. Mit einer langfristigen Wachstumsrate von durchschnittlich 7 % jährlich liegt diese mit etwa Faktor zwei über dem Wachstum des weltweiten Bruttoinlandsproduktes.
In Europa, inzwischen auf den zweiten Platz der Weltrangliste aufgestiegen, ist die Photonik-Produktion von 44,2 Mrd. Euro (2005) auf 69,7 Mrd. Euro (2015) angestiegen. Die europäische Photonik-Industrie hat somit im Schnitt um 4,6 % pro Jahr zugelegt.
In Deutschland haben die Photonik-Unternehmen im Jahr 2016 insgesamt 31 Mrd. Euro erwirtschaftet; davon entfallen allein über 11 Mrd. Euro auf die Photonik-Kernbereiche zur Industrieausrüstung. Somit konnte die deutsche Photonik-Industrie, ausgehend von 17 Mrd. Euro Volumen im Jahr 2005, um durchschnittlich 5,6 % pro Jahr wachsen.
Einen besonderen Einfluss auf die Entwicklung der Photonik nimmt die Photovoltaik-Industrie ein. Nachdem Rekordinvestitionen die Photovoltaik zunächst zum stärksten Wachstumstreiber der Photonik machten, führte der anschließend massive internationale Wettbewerb zu gedämpften Wachstum. Ohne diesen Sondereffekt wäre die Photonik seit 2005 sogar um durchschnittlich 6 % pro Jahr in Europa bzw. 6,3 % in Deutschland gewachsen.
Die Zukunftsaussichten der Photonik sind vielversprechend: bis zum Jahr 2020 erwartet die Studie des VDMA, dass die deutsche Photonik-Produktion um durchschnittlich 6 % pro Jahr auf insgesamt 39 Mrd. Euro ansteigen wird.
Führende Weltmarktposition in Kernbereichen
Gut behaupten konnte die deutsche und europäische Photonik-Industrie ihre führenden Marktpositionen in den Kernbereichen Produktionstechnik (Lasermaterialbearbeitung, Lithografie), Bildverarbeitung und Messtechnik sowie Medizintechnik und Life Science. Sowohl Europa als auch Deutschland haben in diesen Bereichen traditionell Weltmarktanteile, die weit über dem Durchschnitt der Region liegen: in der Produktionstechnik liegt dieser für Europa bei 50 % (rund 30 % davon aus Deutschland), in der Bildverarbeitung und Messtechnik bei 35 % (53 % davon aus Deutschland). In der Medizintechnik und Life Science beträgt der in Europa realisierte Anteil 28 % (58 % davon aus Deutschland).
Im Bereich der Bildverarbeitung und Messtechnik konnte der Weltmarktanteil europäischer Firmen seit 2011 sogar um 2 % gesteigert werden, und die VDMA-Studie belegt für die deutsche Industrie, dass dieser Bereich alleine im Jahr 2016 satte 9 % Wachstum verbuchen konnte. Wesentliche Treiber sind die zunehmende Automatisierung und Flexibilisierung der Fertigung sowie die Umsetzung von Digitalisierungskonzepten im Sinne von Industrie 4.0.
F&E-Quoten weit über dem verarbeitenden Gewerbe
Mit durchschnittlich fast 10 % des Umsatzes liegt die F&E-Quote der Photonik-Industrie in Deutschland und Europa deutlich über der des Verarbeitenden Gewerbes (dort sind es weniger als 5 %). Die Photonik unterstreicht damit als besonders forschungsintensiver Industriebereich ihre Bedeutung für Wachstum und Innovation.
Besonders eindrucksvoll nimmt sich die F&E-Quote 2016 laut Studie des VDMA im Bereich Kommunikationstechnik aus (15 %), gefolgt von den Bereichen Produktionstechnik (insbesondere Lithografie), Bildverarbeitung und Messtechnik, Medizintechnik und Displays (speziell Displaymaterialien). Die europäische Photonik-Industrie hat 2015 fast 10 Mrd. Euro investiert – neben Forschung und Entwicklung auch für Direktinvestitionen. Das Investitionsvolumen in neue Anlagen (Capex/Umsatz) erreichte 4,7 %, wie Photonics21 in seiner Studie berichtet.
Auch die Exportquote der Hersteller von Photonik-Produkten liegt mit gut 70 % weit über den durchschnittlich erzielten 48 % im Verarbeitenden Gewerbe, wie die VDMA Studie unterstreicht. Seit 2011 konnte die Exportquote im Bereich Photonik sogar leicht gesteigert werden, insbesondere getrieben durch vermehrte Verkäufe in Asien im Bereich Bildverarbeitung und Messtechnik.
China wird Weltmarktführer, Europa belegt Platz zwei
Die Anteile am Photonik-Weltmarkt haben sich in den vergangenen Jahren stark verschoben: Den langjährigen Weltmarktführer Japan hat China im Jahr 2015 mit einem Produktionsanteil von 26,6 % abgelöst. Noch im Jahr 2011 lagen beide Länder mit 21,3 % gleichauf. Europa ist mit einem Marktanteil von 15,5 % zum zweitgrößten Photonik-Produzenten aufgestiegen und knapp vor Japan (15,4 %) gerückt. Nordamerika, das zwischen 2005 und 2011 mehr als 4 % Weltmarktanteil eingebüßt hat, konnte seinen Marktanteil in den vergangenen Jahren wieder auf 13,6 % steigern.
Innerhalb Europas haben sich die Marktanteilspositionen nur leicht verschoben: Deutschland hält mit rund 41 % Produktionsanteil die Spitzenposition. Es folgen die Niederlande, die sich insbesondere durch den Bereich Lithografie positiv entwickelt haben, danach folgen Frankreich, Großbritannien und Italien.
Beschäftigte
Insgesamt sind in der europäischen Photonik-Industrie direkt 301 000 Menschen beschäftigt, wie die Studie von Photonics21 aufführt. Lässt man das volatile Photovoltaik-Segment außer Betracht, sind seit 2005 trotz zwischenzeitlicher Finanzkrise insgesamt 55 000 neue Jobs in Europa entstanden. Bis zum Jahr 2020 erwartet die Studie von Photonics21 ein weiter anhaltendes Beschäftigtenwachstum auf 313 000 Mitarbeiter.
In Deutschland sind laut VDMA, bezogen auf 2016, insgesamt 124 000 Mitarbeiter bei Herstellern von Photonik-Produkten beschäftigt gewesen. Auch hier sind die Jobaussichten sehr gut: Bis zum Jahr 2020 erwartet die Untersuchung, dass zusätzliche 13 500 Mitarbeiter in der direkten Produktion von Photonik-Erzeugnissen am Standort Deutschland beschäftigt sein werden – der Personalstand würde also auf insgesamt 137 500 Mitarbeiter ansteigen.
Annika Löffler ist Referentin des Forums Photonik beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA).