Studie: Deutsche Firmen nur durchschnittlich innovativ

 Studie: Deutsche Firmen nur durchschnittlich innovativ
Unternehmen verpassen weltweit viele Gelegenheiten, Innovationspotenzial in Fortschritt und Rentabilität umzumünzen – so lautet das Credo einer Studie der PA Consulting Group. Besonders Firmen hierzulande scheinen sich demnach mit Innovationen eher schwer tun.

Zwei Drittel (66 %) der international befragten Unternehmen sind davon überzeugt, Innovationen seien für ihr Fortbestehen entscheidend. Dennoch meinen nur 28 %, dass sie Innovationen erfolgreich umsetzen, um Wachstum und Umsatz zu steigern. Überdies sind lediglich 24 % der weltweit befragten Führungskräfte uneingeschränkt zuversichtlich, dass sie die notwendigen Kompetenzen definiert haben, um innovativ zu sein.

Kundenverständnis: Nachholbedarf in Deutschland
Unternehmen in Deutschland liegen in diesen Schlüsselkriterien unter dem Durchschnitt. Lediglich in zwei der untersuchten Kriterien gibt es Ausnahmen: Bei der Meinung, dass Innovationen „Chefsache“ und damit letztlich Aufgabe des CEO seien (48 % in Deutschland gegenüber 46 % bei Innovationsführern und nur 39 % im Durchschnitt) sowie bezüglich der häufigeren Zusammenarbeit mit externen Entwicklern (28 % in Deutschland gegenüber 33 % bei Innovationsführern, jedoch 24 % im Durchschnitt).
Zu einer Zeit, in der einige Unternehmen bei globalem politischem und wirtschaftlichem Gegenwind vorsichtig werden, erscheinen Investitionen in Innovationen besonders wichtig. Die Analyse von PA zu den „Innovationsführern“ – Unternehmen, die als Ergebnis ihrer Innovationstätigkeit Umsatz und Wachstum steigern können – legt nahe, dass Innovationen für Unternehmen nicht nur existenziell sind, sondern auch im Umgang mit Unsicherheit helfen.
Innovationen beginnen in der Regel mit dem Erstellen von Geschäftsplänen und dem Messen des Erfolgs. Auf globaler Ebene bestätigen 57 % der Innovationsführer, sie seien gut beim Erstellen von Business-Plänen; sogar 61 % messen den Wertbeitrag ihrer Innovationen. In Deutschland berichten jedoch nur 30 %, gute Geschäftspläne zu erstellen, und gerade einmal 20 % messen den Erfolg ihrer Innovationen.
Von den Besten lernen
Trotz schwieriger Herausforderungen weisen die Innovationsführer in der Umfrage einen deutlichen Weg zur Erzielung von Innovationserfolg. Erfolgreiche Innovatoren berücksichtigen folgende Punkte besser:
  • Zukunftsorientierung – sie sind überzeugt, dass ihr Unternehmen Technologie einsetzen kann, um Kundenbedürfnisse zu erfüllen (59 % gegenüber 49 % im Durchschnitt), in Deutschland sind dies nur 20%.
  • Innovationsplanung – sie messen den Wertbeitrag von Innovationen (61 % gegenüber 47 %) und bringen neue Produkte und Dienstleistungen schneller auf den Markt (61 % gegenüber 42 %).
  • Innovationskultur – sie stellen „Zombie“-Projekte früher ein als der Rest der befragten Unternehmen (54 % gegenüber 40 %), lediglich 26 % in Deutschland.
  • Innovationsnetzwerke – sie nutzen Innovationsideen von außerhalb des eigenen Unternehmens (61 % gegenüber 52 %); auch in diesem Kriterium bleiben Unternehmen in Deutschland mit 38 % zurück.
Frazer Bennett, Chief Innovation Officer von PA, meint: „Da dem EU-Binnenmarkt eine ungewisse Zukunft nach dem Brexit bevorsteht, vernachlässigen viele Unternehmen die Gelegenheiten mit Wachstumspotenzial. Die gute Nachricht ist, dass es klar erkennbare Schritte zum Erfolg gibt – bewährte und erprobte Verhaltensweisen, die diejenigen Unternehmen beständig anwenden, die mit Innovationen erfolgreich sind.“
Und sein Kollege, der Innovationsexperte Thomas Brand ergänzt: „Wir haben festgestellt, dass Innovationsführer Innovationen im Zentrum ihres Geschäfts schaffen, agile Methoden im gesamten Unternehmen einsetzen und ‚Zombie‘-Projekte schneller stoppen. Sie verfügen über starke externe Netzwerke und pflegen eine Kultur, die aus Innovationsfehlern lernt. Wir sind optimistisch, dass Unternehmen das Geheimnis der Innovation enthüllen und sich in der Anwendung innovativer Praktiken verbessern können. Damit wird es Unternehmen in Deutschland gelingen, sich für eine gesunde Zukunft zu rüsten.“
Über die Studie
Die Analyse wurde 2016 von Longitude Research im Auftrag von PA durchgeführt. Befragt wurden 821 Führungskräfte weltweit, davon 50 in Deutschland. Die Antworten kommen aus Mitteleuropa (30 %), den USA (20 %), Großbritannien und Irland (19 %), Skandinavien (19 %), Mexiko (6 %) und den Golfstaaten (6 %).
Die vertretenen Branchen sind: Energiewirtschaft (12 %), Finanzdienstleistungen (13 %), Life Sciences (13 %), Gesundheitswesen (12 %), Transport und Logistik (13 %), Fertigungsindustrie (6 %), Konsumgüterindustrie (7 %), Verteidigungssektor (12 %) und öffentlicher Sektor (12 %).
Karsten Gross ist PR & Marketing Manager at PA Consulting Group in Frankfurt am Main.