EPA: Deutschland EU-weit führend bei Patentanmeldungen
Beim Europäischen Patentamt (EPA) wurden im vergangenen Jahr gut 160 000 Patentanmeldungen eingereicht, wie aus dem EPA-Jahresbericht 2016 hervorgeht. Damit entsprach das Anmeldeaufkommen dem Niveau des Rekordjahrs 2015 – und Anmeldungen aus der Bundesrepublik haben maßgeblich dazu beigetragen.
2016 hat sich der seit nunmehr fünf Jahren andauernde Positivtrend bei den Anmeldungen fortgesetzt: Mit über 296 000 registrierte das Amt bei den für Europa gültigen Patenteinreichungen („international filings“) einen neuen Höchststand (2015 waren es noch 279 000 Anmeldungen gewesen).
Das Anmeldeaufkommen deutscher Unternehmen zeigte sich 2016 wieder leicht verbessert (+1,1 %), nachdem in den drei Vorjahren jeweils noch ein Rückgang zu verzeichnen war: Mit 25 086 europäischen Patentanmeldungen konnte die Bundesrepublik ihre Spitzenposition in Europa vor Frankreich (-2,5 %), der Schweiz (+2,5 %) sowie den Niederlanden (-3,6 %) festigen und lag im weltweiten Vergleich nur hinter den USA (-5,9 %). Bei den erteilten europäischen Patenten verzeichnete Deutschland gegenüber 2015 einen Anstieg von 32,7 % auf rund 18 700. Die meisten Patente erteilte das EPA 2016 an die Robert Bosch GmbH.
Insgesamt stammte im vergangenen Jahr rund die Hälfte aller Anmeldungen beim EPA aus den 38 Mitgliedsstaaten des European Patent Office (EPO), wobei in der Riege der größeren europäischen Volkswirtschaften Belgien (+7 %) und Italien (+4,5 %) die stärksten Anmeldezuwächse verzeichneten.
Europa bleibt globaler Innovationsmotor
„Die Ergebnisse von 2016 unterstreichen die Rolle Europas als attraktiver und weltweit führender Innovationsstandort“, sagte EPA-Präsident Benoît Battistelli. „Auch in Zeiten rapider politischer und wirtschaftlicher Veränderungen halten Unternehmen aus der ganzen Welt ihre große Nachfrage nach Patentschutz in Europa aufrecht. Während wir ein weiterhin beeindruckendes Anmeldewachstum aus Asien beobachten, können sich jedoch auch europäische Unternehmen als Innovations- und Wachstumstreiber auf ihrem Heimatmarkt behaupten und haben im vergangenen Jahr angesichts unsicherer wirtschaftlicher Entwicklungen Robustheit bewiesen.“
Der EPA-Präsident weiter: „Als Antwort auf die anhaltend hohe Nachfrage nach europäischen Patenten haben wir unsere Leistung nochmals erheblich gesteigert und konnten gleichzeitig höchste Qualitätsstandards gewährleisten. Diese Resultate belegen die Wirksamkeit der internen Reformen der vergangenen fünf Jahre mit ihrem Ziel, den Bedürfnissen der europäischen Wirtschaft besser gerecht zu werden.“
In der Gruppe der außereuropäischen Länder nahm das Anmeldeaufkommen aus China (+24,8 %) und Südkorea (+6,5 %) stark zu. Im Länderranking platzierte sich China damit erstmals vor Südkorea. Ungeachtet der hohen Anmeldevolumina aus außereuropäischen Regionen beim EPA bleibt die Bilanz europäischer Unternehmen bei Patentanmeldungen zwischen Europa und den USA sowie den asiatischen Staaten mit der Ausnahme Japans weiterhin positiv.
Das Bundesländer-Ranking
Bayern belegte 2016 nicht nur erneut den Spitzenplatz unter den patentaktivsten Bundesländern, sondern lag auch im Vergleich der europäischen Top-Regionen führend vor der Île-de-France. Im innerdeutschen Ranking belegte Nordrhein-Westfalen den zweiten Platz vor Baden-Württemberg. Beide Bundesländer gehörten ebenfalls zu den Top 5 der anmeldestärksten Regionen Europas. Weiter geht aus den Jahreszahlen des Europäischen Patentamts hervor, dass aus keiner anderen deutschen Stadt im vergangenen Jahr mehr europäische Patentanmeldungen beim EPA eingereicht wurden als aus München. Stuttgart konnte sich deutschlandweit an zweiter Stelle der anmeldestärksten Städte platzieren.
Europäische Medizintechnik auf dem Vormarsch
Europäische Unternehmen waren 2016 in neun der zehn stärksten Technologiefelder führend; gegenüber 2015 schoben sie sich auch in der Medizintechnik an den US-Unternehmen vorbei. Mit knapp 60 % verzeichneten Unternehmen aus Europa im Jahr 2016 bei den Transport- bzw. Fahrzeugtechnologien den größten Anteil an Patentanmeldungen. Dabei war wiederum die Bundesrepublik im Transportsektor mit einem Anteil von 24 % führend. In diesem Segment verzeichneten vor allem Reifenhersteller und Automobilzulieferer – mit einem deutlichen Anstieg bei Hybrid- und Fahrassistenzsystemen – ein Wachstum der Patentanmeldungen.
Zudem waren deutsche Unternehmen im internationalen Vergleich in der Kategorie „Elektrische Maschinen, Geräten und Energie“, in der Messtechnik, der Organischen Feinchemie sowie (trotz eines Rückgangs der Patentanmeldungen) in der Medizintechnik besonders anmeldestark.
Das Unternehmensranking
Wie schon 2015 entfielen die meisten Patentanmeldungen auf Philips. Den zweiten Platz sicherte sich das chinesische Unternehmen Huawei; vor drei Jahren hatte es noch auf dem elften Rang gelegen. Den dritten Platz belegte Samsung, gefolgt von LG und United Technologies. Als anmeldestärkstes Unternehmen aus Deutschland lag Siemens auf dem sechsten Rang. In den Top 10 befanden sich 2016 insgesamt vier europäische Unternehmen – davon mit Siemens, BASF und Robert Bosch drei aus Deutschland –, drei Firmen aus den USA, zwei aus Südkorea und ein Unternehmen aus China.
Im innerdeutschen Ranking der anmeldestärksten Unternehmen belegte Siemens wie im Vorjahr den ersten Platz, gefolgt von BASF, Robert Bosch, Bayer und Continental. Insgesamt haben sich deutsche Unternehmen in acht der führenden zehn Technologiefelder unter den zehn aktivsten Patentanmeldern platziert. Die Patentstärke der Bundesrepublik bei Transporttechnologien, in der Kategorie „Elektrische Maschinen, Geräte und Energie“, in der Messtechnik sowie der Organischen Feinchemie spiegelt sich ebenfalls in Top 10-Platzierungen deutscher Unternehmen wider: In der Messtechnik etwa belegte Siemens den zweiten Platz, gefolgt von Robert Bosch auf dem dritten Rang. Im Bereich „Organische Feinchemie“ konnten mit Bayer an erster Stelle, BASF auf dem zweiten Platz und Evonik auf Rang 6 gleich drei deutsche Unternehmen eine führende Stellung einnehmen. Auch bei Transporttechnologien kamen mit Siemens (Platz 5) und Continental (Platz 6) sowie Audi (Platz 8) drei deutsche Unternehmen in die Top 10.
Philipp Nisster ist für Echolot Public Relations in Stuttgart tätig.