Internationale Krisen drücken Exportaussichten

 Internationale Krisen drücken Exportaussichten
Die Stimmung im deutschen Maschinen- und Anlagenbau ist zum Jahreswechsel gespalten: Laut aktuellem „Maschinenbau-Barometer“ der Wirtschaftsprüfung PwC sieht die Mehrheit der befragten Unternehmen die deutsche Wirtschaft derzeit auf Wachstumskurs; auch für 2017 überwiegen die positiven Erwartungen. Gleichzeitig wachsen aber die Sorgen mit Blick auf die Weltwirtschaft.

61 % der Umfrageteilnehmer gehen für 2017 von einer positiven Konjunkturentwicklung in Deutschland aus – im vorherigen Quartal waren es nur 57 % gewesen. Die Erwartungen an die Entwicklung der Weltwirtschaft sind jedoch düster: Nur noch 37 % der Befragten gehen derzeit von einem globalen Wachstum in den nächsten 12 Monaten aus (Vorquartal: 40 %).

Internationale Krisen verdüstern Exportaussichten
Die mit Abstand größte Gefahr für das Wachstum ihres Unternehmens sehen die befragten Entscheider derzeit in politischen Entwicklungen im Ausland; 80 % benennen diese als das primäre Hindernis für Umsatzsteigerungen. Viele Unsicherheiten wie die Stabilität des Euro, die Russland-Sanktionen, der Brexit und zuletzt die Androhung von Strafzöllen durch den neuen US-Präsidenten bereiten den exportorientierten Maschinenbauern Kopfzerbrechen: Wie schon in den beiden Vorquartalen erwarten die Manager in den nächsten zwölf Monaten etwas weniger als die Hälfte ihres Umsatzes aus dem Ausland.
„Tiefgreifende Umbrüche wie der bevorstehende Brexit, aber auch die allgemeine Verunsicherung über den weiteren Kurs der Weltwirtschaft gehen nicht spurlos am exportorientierten deutschen Maschinenbau vorbei“, erläutert Dr. Frank Schmidt, Leiter des Bereichs Industrielle Produktion bei PwC. „Entsprechend gedämpft sind derzeit die Erwartungen an das Auslandsgeschäft.“ In der langfristigen Perspektive wird die Verunsicherung der Branche mit Blick ins Ausland noch deutlicher: Sowohl Pläne zur Expansion ins Ausland als auch der internationale Standortausbau sind im Verlauf der letzten drei Jahre selten geworden.
Höhere Umsätze und mehr Ausgaben für Forschung
Trotz der internationalen Krisen und Konflikte gehen die Entscheider insgesamt von einem robusten Umsatzwachstum aus: Nachdem sie in den vorangegangenen Quartalen ein Nullwachstum für die Branche erwartet hatten, prognostizieren sie für das Jahr 2017 eine durchschnittliche Umsatzsteigerung von 1,9 % für die Gesamtbranche und von 5,3 % für das eigene Unternehmen. Gleichzeitig wollen sie insbesondere die Ausgaben für Forschung und Entwicklung sowie für die Einführung neuer Produkte erhöhen.
„Die aktuellen Umsatzerwartungen zeugen von einem gesunden Vertrauen der Unternehmen in die eigenen Produkte und Dienstleistungen“, so PwC-Experte Frank Schmidt. „Dass dieses Selbstvertrauen alles andere als unberechtigt ist, zeigt auch die aktuelle Entwicklung wichtiger Schlüsselindikatoren wie Auslastung, Kosten, Preise und Margen, die sich nach einer unruhigen Phase wieder auf solidem Niveau eingependelt haben.“
Outsourcing nur in bestimmten Unternehmensbereichen verbreitet
Zahlreiche Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau setzen auf die Reorganisation von Funktionen und Bereichen: So hat etwa die Hälfte der befragten Kleinunternehmen die Anarbeitung von Material und die Teilfertigung von Erzeugnissen vollständig ausgegliedert. Mit zunehmender Mitarbeiterzahl nehmen die Unternehmen hingegen vermehrt Shared Services in Bereichen wie Personal, Vertrieb und Marketing in Anspruch.
„Nischenanbieter wollen und können in der Regel nicht alle Wertschöpfungsstufen selbst abbilden und nutzen daher auch externe Dienstleister“, analysiert Christian Zitzen, Shared Services Experte im Bereich PwC Consulting. “Größere Unternehmen setzen hingegen vermehrt auf die interne Bündelung und Standardisierung von administrativen Funktionen z.B. in Shared Service Centern.“
Über die Studie
Das „PwC-Maschinenbau-Barometer“ ist die Auswertung einer Panelbefragung von etwa 100 Führungskräften im deutschen Maschinenbau. Die Befragten werden im Rahmen der vierteljährlichen Erhebung gebeten, die wirtschaftliche Entwicklung ihrer Branche und ihres Unternehmens zu bewerten.
Patrick Torka ist in der Presseabteilung von PwC am Standort Düsseldorf tätig.